Bozner Filmtage Special #01. Kult mit Piefkes – Die Piefke-Saga

Am Freitag um 22.15 Uhr wird bei den Bozner Filmtagen in der Reihe „Zu Gast: Werner Masten“ Teil 4 der „Piefke-Saga“ gezeigt. Dieser legendäre letzte Teil von Felix Mitterers Saga ist verdientermaßen Kult und lässt sich auch zu später Stunde gut ansehen. Mastens schnittige Regie hat zum Gelingen des Projekts sicher beigetragen. Der Meraner Regisseur hat in seiner vieljährigen Karriere immer wieder für’s Kino inszeniert. Seine TV-Arbeiten (Liebling Kreuzberg, Der Bulle von Tölz, Die Straßen von Berlin, Der Fahnder, Tatort) zeichnen sich durch eine ganz eigene Handschrift aus. Das will in diesem harten Geschäft was heißen. 1993 ist der letzte Teil jener Saga erschienen, die Felix Mitterer geschrieben und im fiktiven Tiroler Tourismusort Lahnenberg angesiedelt hat. Im Mittelpunkt stehen die Sattmanns, die Piefkes, und die Einheimischen, die sich mehr oder weniger gut mit dem Tourismus arrangiert haben. Die Ausstrahlung von Folge 4 war 1993 ein Skandal. Wiederholungen gab es keine. Die Tourismusbranche, die Politik, die Piefke, die Schützen, Musikkapellen, kurz: alle waren auf den Barrikaden. Dabei bietet dieser 4. Teil beste, allerdings böse, Unterhaltung. Mitterer und Masten schildern Lahnenberg in der ferneren Zukunft. Fünf Tage brauchen die Sattmanns, um durch diverse Staus von Berlin anzureisen. Dafür ist im Tiroler Dorf dann „alles total bio“, die Einheimischen singen und jodeln und sind in Dirndl und Tracht dauerfreundlich. Schon in der Tiefgarage spielt die Musikkapelle als lebendige Juke Box einen zünftigen Marsch. Es gibt Schnee und grüne Wiesen, ganz nach Bedarf, der Regen schmeckt nach Zitrone, weil er sauer ist, die Tiroler „schnaggsln“ gern, und irgend etwas scheint nicht ganz zu stimmen. Was zutrifft. Das sprachlich ausgefeilte Drehbuch ist schmissig inszeniert und überzeugend gespielt von Tirolern (Moretti, Bloeb, Weinzierl, Kuderna, Jaufenthaler, Mitterrutzner), die sich nach der Ausstrahlung Einiges anhören mussten. Interessant auch zu sehen, was sich in den letzten 20 Jahren getan hat. Die Grenzen sind gefallen, der Regen ist weniger sauer als befürchtet, der Schnee wird auf Bestellung gemacht, und wie’s in den Köpfen aussieht, geht niemand was an.
Bei den Bozner Filmtagen am Freitag, 19. April 2013, H 22.15: Die Piefke-Saga Teil 4. Die Erfüllung 1993
Am Samstag, 20. April 2013, H 18.00 gibt es Mastens Klassiker „Das Glück beim Händewaschen“ nach dem Roman von Joseph Zoderer. Auch lohnend
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung vom 13./14. April 2013.