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March 23, 2013

Das Wort zum: Indiebookday

Verena Spechtenhauser

Leute, heute ist einer meiner Lieblingstage. Jawohl, denn heute ist nicht nur Samstag, nein, heute  ist Indiebookday! „Indie-was-schon-wieder-für-ein-Tag-biddeschöön?“ werden sich jetzt wohl viele fragen oder auch „Echt, braucht es denn wirklich für alles seinen eigenen Tag?“ und jene, die mich kennen, vielleicht auch „Oh Gott, die Verena, schon wieder mit ihren Büchern“. Aber mir ist dieser Tag heute wichtig und darum schreib ich hier jetzt mal drüber und ruf euch alle auf diesen Tag gebührend, ja orgiastisch zu feiern. Worum geht’s und wer steckt dahinter? Den Indiebookday im deutschsprachigen Raum gibt es heuer zum allerersten Mal und initiiert hat ihn Daniel Beskos vom Hamburger Mairisch Verlag, der mit dieser Aktion darauf aufmerksam machen will, dass es verdammt schwierig ist einen kleinen Verlag zu betreiben und gleichzeitig unabhängig zu bleiben. Außerdem sollen, so steht es auf der Homepage zum offiziellen Tag des Unabhängigen Buches auch mal jene Bücher „ihren Weg zu den Lesern“ finden, welche von kleinen Verlagen „mit viel Herzblut und Leidenschaft“ gemacht werden, aber kommerziell eher unrentabel sind. Eine Aussage die ich teile, hinter der ich zu hundert Prozent stehe, habe ich doch selbst das Glück, freiberuflich mit einem kleinen, unabhängigen Südtiroler Verlag zusammenzuarbeiten. Aber eine Einstellung, welche ich selbst nicht konsequent lebe, wie ich nach einem Blick auf mein wirklich gut gefülltes Bücherregal zugeben muss. Die Indiebooks, die sich in meinem Besitz befinden, kann ich an einer Hand abzählen. Dass es in der Branche kriselt ist schon des Längeren bekannt und es ist auch nicht mein Anliegen, mich hier nun seitenlang mit den Gründen dafür auseinanderzusetzen. Aber einige Dinge möchte ich gerne erwähnen, zum Beispiel, dass Amazon von den Verlagen Rabatte von bis zu 65 Prozent verlangt oder dass auch Buchhandelsketten nur allzu gern tief in die Taschen der Verlage greifen, um einen Titel, zum Beispiel, als Buch des Monats zu bewerben. Da können kleine Verlage natürlich nicht mithalten, und weil es ohnehin schwierig ist mit den Titeln dieser Verlage das große bzw. das schnelle Geld zu machen, haben die großen Buchhandelsketten Indiebooks in ihren Filialen meist auch nicht auf Lager. Problematisch ist für die kleinen Verlage auch das Sterben der unabhängigen Buchläden, ein Phänomen, von dem wir in Südtirol schon seit Jahren betroffen sind. Die unabhängigen Buchhandlungen können wir an einer vielleicht auch zwei Händen abzählen. Die Rechnung ist ganz einfach: je weniger inhabergeführte Buchhandlungen, desto weniger Möglichkeiten gibt es für unabhängige Verlage ihre Bücher und Autoren anzubieten. Der Markt bricht weg, Lektoren, Korrektoren, Übersetzer sitzen auf der Straße. Eine unabhängige Literaturszene? Eine breitgefächerte Verlagslandschaft? Fehlanzeige! Und der Beruf des Buchhändlers wird auf jenen eines Regaleinräumers reduziert.

Für den Indiebookday haben sich die Veranstalter nun folgendes gedacht: Geht in eine Buchhandlung eurer Wahl, kauft ein Buch von einem unabhängigen Verlag und postet das Cover auf Facebook, Twitter oder einem anderen sozialen Netzwerk. Die Idee kann begeistern oder auch Kritik hervorrufen: Ist das ein Aufruf zum Konsum? Wird der Indiebookday der zweite Valentinstag? Heute rennen wir alle in die Buchhandlungen und am Montag haben wir schon alles wieder vergessen? Das darf mensch dann für sich selbst entscheiden – ich persönlich hoffe vor allem auf ein bewussteres, ein nachhaltigeres Einkaufen auch bei Büchern.

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