You + me used to be friends… Wallis Bird & Dominik Plangger in Oberbozen

Eine Analyse des Konzerts von Wallis Bird und Dominik Plangger in Oberbozen in Südtirol am 1.3.2013 – nach dem Motto “Lasst euch bloß nie wieder Sitzreihen aufschwatzen!”.

Wallis Bird Oberbozen Ritten South Tyrol Italy

Mehr als eine Woche ist es nun her. Und der faule Sack denkt noch dran! Wundersam! Und fragt bei mir nach! Noch wundersamer! Wieder ist er zuhause geblieben! Aber, wo ist sie, die gute Miene? Ah, ja, da! Aufgesetzt. – Ja, mein Lieber, es kommt nicht alle Tage vor, dass… Aber du hattest sicher wieder ‘was Besseres beziehungsweise ‘was Wichtigeres vor! Wie diese Dings-Bums-Serie schauen (das bildet!) oder den Müll runter tragen (sonst schimpft dein Mitbewohner) oder in der Stammbar ein Bier trinken (da bist du ja sonst nie!) oder früh schlafen gehen (das heißt nachmittags, weil du am nächsten Tag um 5 Uhr aufstehen und Schitour gehen “musst” – das stärkt) oder… was noch?! Und mich dann blöd fragen, wie’s war, am Freitag, am Ritten. Geh doch selber hin, dann musst du nicht öde Zeit verschwenden und alle fragen “wie war’s? wie war’s?”Wallis Bird Dominik Plangger Sitzkonzert tonart Ritten

Und wieso fragst du überhaupt? Damit du dann mitreden kannst, oder was?! Denk ich mir, unter meiner guten Miene. Sagen tu ich, dass es nett war und blablabla, was mensch halt so sagt, wenn ein anderer Mensch blöd fragt. Aber es war in der Tat wunderbar. Anfangs fand ich, persönlich, es ein wenig seltsam… Ich war sogar minimal geschockt, als ich den Saal betrat. – Ah! Reihe–Reihe–Stuhl–Stuhl–Stuhl. Stuhl!!! Aaah! Ein Sitzkonzert! (Oder hab ich die Tür verfehlt und  bin in der Bürgerversammlung gelandet?! – Aber gescheite[rte] Politiker seh’ ich keine, also muss ich schon richtig sein, hier, denk’ ich mir.) Im Vereinshaus – aber das war mir eigentlich egal – beziehungsweise fragte ich mich viel eher: warum hier? Gibt’s ansonsten keinen Konzertsaal oder Jugendraum oder so was ähnliches? Dann müsste mensch einen bauen…hm… Beziehungsweise hatte es was – charmanter Vereinshaussaal! (Auch wenn ich das letzte Mal in einem Vereinshaus vor… äh …langer Zeit war… …vielleicht bei der letzten Bürgerversammlung, eben, oder der Dorffaschingsparty oder der Jungscharparty…)

Aber. Verstehst du, mein lieber Freund? Wenn du auf einem Konzert sitzen willst, kannst du auch zuhause bleiben, wie du, oder?! Wir sind ja nicht Musikantenstadl, sondern nur Wetten, dass! – Oder doch? – Aber zurück ins Vereinshaus nach Oberbozen, vorletzte Woche, am 1.3.2013, Konzert von Wallis Bird und Dominik Plangger. Der Verein Tonart hat die beiden auf den Berg geholt und wirbeln lassen. Sozusagen als Appetizer für’s Rock im Ring dann im Juli. – Applaus, sehr gut gemacht! Anfangs noch etwas zaghaft, doch mit stetem Drang nach oben und außen. Vulkanartig.Dominik Plangger + Mauro Ferraresi Oberbozen Ritten South Tyrol Italy

Mir schien auch, dass das ganze Sonnenberghochplateau versammelt war. Der Plangger brachte schönes Nachdenkliches mit – auf den Punkt getroffen – ich hoffe, das Publikum hat auch auf seine Texte gehört und nicht nur zur Musik geschunkelt! – Habt ihr!? Muss mensch! Und Mauro Ferraresi hat er auch aus der Tasche gezogen und zusammen mit ihm 2–3 Stücke gespielt. Wunderbar. Und Wallis Bird rockte die Bühne und war Musik. Und hat auch eines ihrer neuen Lieder mitgebracht: Hammering. In deed, sie ließ es hämmern. 9 Gitarren hat sie beim letzten Konzert verschlissen – also die Saiten. Auf dem Ritten hab ich nach dem dritten Austausch aufgehört zu zählen, ich war ja wegen des Konzerts hier… – Shawn, wenn ich mich richtig erinnere, der Tontechniker, hatte auch diesmal alle Hände voll zu tun. Bei jedem Stück wurde die Gitarre von ihm liebevoll von Wallis entgegen genommen und hinter der Bühne mit neuen Saiten bestückt.Wallis Bird tonart Oberbozen Ritten Suedtirol Italy

Schufting man… – Bitte?! – Der schönste Moment? Hmm… als Dominik “Warum bist du immer noch hier” sang …oder als Wallis dem Dorfgscheiden, der partout nicht die Klappe halten wollte, mitten in ihrem letzten, unverstärkten Stück ein “Shut the fuck up, son…” hinschleuderte und eben dass sie den Schlusssong nicht auf der Bühne spielte (und die Gitarre ausnahmsweise heil blieb), sondern mitten im Vereinshaussaal, auf einem Stuhl stehend, und rundherum das Publikum. Der allerschönste Moment aber war, als die Musikveranstaltung mit Stuhlsitzreihen in ein Konzert umschlug. Bravo den 2-3-4-5-… Mädels und ja, Jungs, die die meines Erachtens anfangs etwas zu steife Atmosphäre aufbrachen und ihre Glieder vor die Bühne schmissen. Endlich keine Sitzparty mehr, Leute! Lasst euch bloß nie wieder Sitzreihen aufschwatzen. Auch wenn’s ein Vereinshaus ist, heisst das noch lange nicht, dass mensch dort nur sitzen und Arme verschränken darf. Und für den nächsten Konzertabend auf dem Ritten schlage ich mein neues Idol, Dagobert Schnulzensänger vor.

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