Music

March 14, 2013

Aufbruchstimmung bei The Artificial Harbor: neuer Song „Summer,Yo!“ + Tourstart

Kunigunde Weissenegger

Julian Angerer, Niki Comploj, Nora Pider, Alexander Duml und Bernie Busetti heißen sie und es verbindet sie die Musik. Alle fünf sind sie aus Brixen und seit 2010 stehen sie als The Artificial Harbor gemeinsam auf den Konzertbühnen. Zur Zeit arbeiten sie an neuen Songs und bereiten sich für die nächsten Konzerte vor – unter anderem am 31. August beim Full Tension Festival in Bozen. Mehr möchte ich hier da nicht verraten, denn im Interview lassen sie tief blicken: sie selbst, ihre Musik und Texte, ihre Arbeit, ihre Auftritte und ihre Meinung zur „freien Musik“ in Südtirol…

Erste Frage: Warum dieser Bandname – The Artificial Harbor?

Wir mögen Häfen, das Meer, Möwen und Metaphern.

Und neugierig bin ich auch auf euch fünf. Verratet mir ein wenig mehr: Wer sind Julian Angerer, Niki Comploj, Nora Pider, Alexander Duml und Bernie Busetti? Was machen sie sonst so? Wie sind sie zur Musik gekommen?

Alexander, Julian und Nora studieren und arbeiten in Wien, Niki arbeitet in Brixen und Bernie studiert und arbeitet in Graz. Wir kennen uns seit Jahren, sind nicht nur Bandkollegen sondern auch sehr gute Freunde. Bevor wir mit „The Artificial Harbor“ begonnen haben spielten der Großteil von uns in einer „The Hives“ Coverband, in der wir die Grundlagen des Zusammenspiels erlernen konnten. Nach einer längeren Pause und anderen kleineren Projekten haben Niki und Julian mit dem Projekt TAH begonnen und die ersten Songs geschrieben, recht schnell sind wir dann zur Band geworden.

Warum macht ihr Musik? Was bedeutet sie euch?

Musik ist für jeden von uns das Schönste, das es gibt. So einfach kann man das sagen. Wir lieben es einfach Musik zu hören, zu machen, an unseren Songs zu basteln und diese dann einem Publikum zu präsentieren, vor allem live.

Ihr bewegt euch zwischen Indie und Folk, eure Songs sind emotionsgeladen mit mehrstimmigen Gesängen, überraschenden Tempowechseln und unerwarteten Wendungen. Beschreibt uns eure Musik ein wenig genauer, bitte.

Unsere Musik eindeutig einem Genre zuzuordnen ist sehr schwierig. Da wir anfangs eher folkige Songs schrieben, diese aber zunehmend von Indie-Songs mit Pop-Elementen und auch psychedelischen Einflüssen abgelöst werden, macht dies eine Zuordnung umso schwieriger. Das mehrstimmige Singen haben wir bei neuen Liedern dennoch beibehalten, da wir so schon stimmlich einen angenehmen Klangteppich erreichen. Wenn man unsere Songs genauer anhört, so erzählt jeder Song eine eigene Geschichte. Dazu sind genau diese Tempowechsel und Wendungen nötig. Die Songs sollen eine Atmosphäre schaffen, in der man gemütlich zuhören oder auch tanzen kann.

Wie sieht es mit euren Texten aus? Wie wichtig sind sie, neben der Musik? Bzw. was ist wichtiger? Woher bezieht ihr eure Inspirationen zu ihnen? Wie persönlich sind sie? Und wer schreibt die Musik? Wie?

Die Texte sollen Geschichten erzählen, die aus unserem Alltag inspiriert sind. Nicht immer sind sie wörtlich zu verstehen, sondern beschreiben ein Gefühl, eine Sehnsucht, die in Kombination mit der Musik erlebt werden kann, wenn man sich darauf einlässt. Die Musik schreiben wir gemeinsam. Meistens bringt jemand eine aufgenommene Songidee in den Proberaum und wir arbeiten dann alle gemeinsam daran, solange bis wir zufrieden sind. Es ist für uns immer interessant zu sehen, wie sich die Ursprungsidee eines Songs verändert und entwickelt und zum Schluss ein TAH Song rauskommt.

Was ist zwischen “Find The Love” im Januar 2010, “Greenfields” im März 2011 und “Summer,Yo!” im Februar 2013 passiert?

Vor allem in der Anfangszeit haben wir sehr viel live gespielt, pendelten zwischen Wien, Graz, Brixen hin und her und hatten eine wirklich gute Zeit. Wir haben in den letzten 2 Jahren sehr viel gelernt, vor allem im Zusammenspiel und im Songwriting. Die Entwicklung unseres Songwritings zeigt sich in diesen 3 Songs besonders gut. Wir glauben unsere neueren Songs sind durchdachter, klingen reifer und voller.

Es herrsche Aufbruchstimmung im sonnigen Neohippiereich der Band, meint ihr selbst. Und weiter, dass dunkle Wolken aufgezogen seien und psychedelische und mystische Klänge, gepaart mit mehrstimmigen Gesängen, mit sich gebracht hätten. Was bringen uns 2013 und TAH? Gerade hören wir von euch ja „nur“ „Summer, Yo!“. Apropos „Summer,Yo!“ – wie ist es dazu gekommen? Was bewegt euch gerade?

„Summer, YO!“ haben wir bewusst nach unserer Liveshow-Pause veröffentlicht. In dieser Pause haben wir neue Songs geschrieben, älterer Songs besser arrangiert und viel geprobt. Mit Summer, Yo! wollen wir zeigen, in welche Richtung wir uns bewegen – Aufbruchstimmung eben! Summer, YO! ist ein sehr persönliches Lied, es soll in metaphorischer Weise die Sehnsucht nach schönen Momenten preisen. Wir haben das Lied im Herbst in unserem Proberaum zusammen mit Elias Gamper aufgenommen, die Orgel haben wir im Brixner Dom eingespielt, das war ziemlich spannend für uns. Wir arbeiten ständig an neuen Songideen und Aufnahmen. Im Moment haben wir uns aber vor allem auf die Live-Auftritte vorbereitet. Im März spielten wir unsere erste kleine Tour, und als nächstes am 31.8. beim Full Tension Festival in Bozen – unter anderem mit unseren Brixner Buddies von London Elephants. Für 2013 wünschen wir uns vor allem viel zu proben und viel zu spielen. Alles andere wird sich dann zeigen. : )

Ich hab nachgezählt. Ihr habt 2011 ganze 19 Konzerte gespielt. 2012 sieben und heuer sind vorerst ebenso viele geplant. Ich nehme mal an, live gefällt euch. Warum?

Das Live-Spielen ist für uns unschlagbar. Man kann auf der Bühne eine Atmosphäre schaffen, die man auf einer Aufnahme nie nachstellen kann. Wir sind deshalb bemüht, so viel wie möglich zu spielen und möchten auch jedes Konzert einzigartig gestalten.

Ihr seid in Wien stationiert, kommt aber alle aus Südtirol. Wie oft zieht es euch zurück? Und warum oder warum nicht?

Wir haben unseren Haupt-Proberaum in Brixen. In Wien spielen wir in den Mietproberäumen am Naschmarkt. So gesehen, pendeln wir also ständig zwischen zwei Welten und verschiedenen Inspirationen. Wir glauben, das hört man auch in unseren Songs.

Aus aktuellem Anlass muss ich fragen: Habt ihr mitbekommen, dass die Musik in Bozen leider „nicht frei“ ist? Was sagt ihr dazu? Auch verglichen mit Wien oder anderen Städten…

Es ist immer schwer Wien mit Brixen oder Bozen zu vergleichen. Leider fehlt in Brixen, Bozen und vielleicht ganz allgemein in vielen Orten Südtirols eine gewisse Sensibilität für (junge) Musikkultur und Kunst. Eine Stadt wird durch vielfältiges kulturelles, musikalisches Programm enorm aufgewertet. Ein breiteres künstlerische Angebot, mehr Konzerte und Locations für Kunst in all ihren Facetten würde vor allem eine Universitätsstadt enorm aufwerten.

Und allgemein zur Situation der Konzertmöglichkeiten in Südtirol: Ihr spielt ja nun demnächst in Innsbruck und habt auch einige Auftritte in Südtirol vor. Wie leicht oder schwer war oder ist es für euch geeignete Locations in Südtirol zu finden? Was sollte sich dahingehend ändern?

Wir haben ja eine sehr große Open-Air-Dichte im Land. Was absolut fehlt, sind kleine, intime Lokale, wo auch unter’m Jahr Konzerte veranstaltet werden können. Verbessern sollte sich vielleicht das Verständnis für die Bands: Es steckt wesentlich mehr Arbeit hinter einem Live-Auftritt als die bloße Spielzeit.

The Artificial Harbor

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