Schwache Nummern: Gambit + Anleitung zum Unglücklichsein

Erst kürzlich hat mich ein junger Mann gefragt, warum ich so selten Verrisse schreibe. Ganz einfach: Die paar Anschläge hier fülle ich lieber mit Lobeshymnen auf gelungene Filme als mit wortreichen Negativkritiken. Letztere sind zwar rasch geschrieben, bringen aber bis auf eine vorübergehende Steigerung des eigenen Selbstwertgefühls und einem Bad in ironischen Wortkaskaden nicht besonders viel, weder den Schreibern noch den Lesern. Letztere wollen ja wissen, welchen Film sie ansehen, nicht, welchen sie meiden sollen. Aus praktischen Gründen sehe ich mich diesmal gezwungen, mittelprächtige bis lausige Komödien zu besprechen. Dafür sind’s gleich zwei, denn viel gibt es nicht zu sagen, außer, dass „Gambit“ (dieses Remake eines Films aus dem Jahr 1966) weder vom Drehbuch der Coen-Brüder, noch vom Spiel eines Colin Firth oder der Kameraführung des Sohns von Legende Michael Ballhaus, Florian, gerettet werden kann. Im Film geht es um echte und gefälschte Impressionisten, Kunstfälscher und Kunstsammler und darum, wie der eine den anderen am besten ein Bein stellt. Das Thema hatten wir bereits, allerdings in eine großartige Geschichte und einen überzeugenden Film von Giuseppe Tornatore verpackt, der ohne Witzeleien bestens auskam. Bei Hoffmanns „Gambit“ poltern die „komischen“ Szenen nur so dahin, gelacht wird im Kinosaal allerdings nicht. Bei „Anleitung zum Unglücklichsein“, der zweiten, etwas weniger verunglückten Komödie, spendet das Publikum ab und zu einen Lacher, wenn die neurotische Tiffany Blechschmid (sic!) unheilschwanger durchs Leben tapst. Regisseurin ist Sherry Hormann (Wüstenblume), die Frau der Kameralegende Michael Ballhaus (s. o.). Ballhaus hat übrigens bei Hormanns neuester Arbeit, der umstrittenen Verfilmung der Kampusch-Story „3096“, die Kamera geführt. „Anleitung zum Unglücklichsein“ ist ein netter Film, den man sich an einem müden Sonntagabend gut im TV anschauen kann, Kino braucht’s dafür ausnahmsweise einmal keines.
Gambit (USA, 2012), 89 Min., Regie: Michael Hoffmann, mit: Colin Firth, Cameron Diaz, Bewertung: Unlustig
Anleitung zum Unglücklichsein (D, 2012), 87 Min., Regie: Sherry Hormann, mit: Johanna Wokalek, Bewertung: Nette TV-Kost
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung vom 9/10.3.2013.