Promised Land – klassisch, politisch korrekt

In der Werbung heißt es, die amerikanische Ölindustrie habe versucht, den Film zu verhindern. Hat sie dann doch nicht. Vielleicht, weil die Geschichte nicht so weh tut, wie sie’s gern täte. Der Film, den Matt Damon gemeinsam mit dem zweiten Hauptdarsteller, John Krasinski, geschrieben hat, gehört zu jenem unabhängigen US-Kino, das politisch korrekt und aufklärerisch im Inhalt, sauber in der Form, exzellent im Schauspiel und doch nicht wirklich berührend ist. Zumindest ist es mir so ergangen, auch wenn Matt Damon seinen inneren Konflikt überzeugend lebt und Frances McDormand die Figur Sue ohne große Schnörkel auf den Punkt bringt. Zu symphonischer Musik schwenkt die Krankamera über amerikanisches Hinterland und nimmt uns mit in die Gegend um McKinley, wo auf dem Boden immer weniger ertragreiche Landwirtschaft möglich ist, dafür aber tief unter dem Boden unendliche Gasvorräte locken, die mit der neuen Bohrmethode des Fracking angestochen werden können. Steve Butler (Matt Damon), selbst einer vom Land, luchst den Einheimischen im Auftrag der Firma Gobal ihr Land ab und verspricht ihnen Millionen. Ein bisschen glaubt er selber dran, während Kollegin Sue die Arbeit nur macht, weil sie Geld für ihren Sohn braucht. Für den Job haben sich die beiden vor Ort mit Flanellhemd und wattierter Weste landfein gemacht. „Ich verkaufe nicht Biogas, sondern die einzige Zukunftshoffnung“, sagt Steve. Die Situation kompliziert sich, als der Umweltschützer Dustin Noble (John Krasinski) auftaucht, sich Steve in die heimatverbundene Alice verschaut, und als der Lehrer und Fachmann Frank Yates mit seiner Aufklärungskampagne über das Fracking beginnt. Eines der Verdienste von „Promised Land“ ist es, dass eine breitere Öffentlichkeit nun weiß, was sich hinter dem ungewöhnlichen Begriff Fracking verbirgt. Gegen Ende nimmt die Handlung ein paar scharfe Kurven, und dann steigt wieder der Kamerakran über dem US-Hinterland auf. Vielleicht wird alles gut.
Promised Land, (USA 2012), 106 Min., Regie: Gus Van Sant, mit: Matt Damon, Frances McDormand. Bewertung: klassischer, politisch korrekter US-Film.
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung vom 23./24.2.2013.