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February 20, 2013

Reise ans Ende der (eigenen) Ewigkeit. Sonette von Luis Stefan Stecher

Reinhard Christanell

Wie – und auch wo – alles beginnt, weiß inzwischen (fast) jeder. Auch der beschwingte Dichter: „Griechischer Ginster, Lichtemigrant, / Gestrandeter im Goldhemd, / wir kamen alle einmal fremd / von weither an Land.“ Ja, Land. Darum geht es (hauptsächlich) im Gedichtband Vorübergehend Bild, zu ebener Erde wohnend (Sonette) von Luis Stefan Stecher (Folio Verlag, Bozen/Wien, 2012). Um Land und Landschaft(en). Um (meist) makellose und doch rätselhafte Bilder, die Land und Landschaft darstellen. Oder, später, auch nur skizzenhaft andeuten – träumen. Genuss- aber auch sehnsuchtsvoll.

Der Blick ins Tal von Vincis Hügel, / von Ölbaumsilber mild gekühlt, / verleiht der Menschenseele Flügel.“ Die Reise führt – in jeder Hin- und ohne Rücksicht – nach unten, in den (eigenen) Süden. Toskana, Ligurien, Sardinien. Aber auch Dalmatien, Sizilien. Griechenland. Und was lockt den beflügelten Dichter in die arkadische Unterwelt? Worum geht es ihm? „Aus den Fenstern schaun die Dichter, / tief von innen, weit nach draußen, / bis in die Kastanienwelt, / wo sie bei den Wörtern hausen.“

Also doch: Worte. Worte als (treue? unverzichtbare?) Weggefährten. Mehr noch: als bevorzugtes Vehikel im gefürchteten, ahnungslosen Streifzug durch Raum und Zeit. „Berührt mich nicht, ihr ungeheuren Räume, / ihr unsagbaren, göttlichen Tangenten, / bin ich, Fremdling im All der Sternensäume, / bereit, an diesem Punkt zu enden.“ So kurz kann am Ende der scheinbar endlose Weg sein.Kurz und vernichtend/erlösend:„Frau Ewigkeit hat keine Zeit, / sie kennt auch kein Versäumen, / Sie sitzt nur in Gedanken da, / wenn Menschen Dasein träumen.“

Ein kostbares, durchdringendes Buch, dieses Vorübergehend Bild, zu ebener Erde wohnend. Vollendete, nicht selten humorvolle Sonette aus 14 Verszeilen, zwei Quartette und zwei sich daran anschließende Terzette. Luis Stefan Stecher, geboren 1937 im Vinschgau, hat der Südtiroler Literatur zweifelsohne ein bedeutsames Werk geschenkt.

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