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February 13, 2013

Filmemacherin Andrea Štaka im Interview: Männliche Regisseure fragt man selten, warum sie zumeist Filme über Männer machen

Kunigunde Weissenegger

Drei Frauen, in Zürich: die eine 50 Jahre, aus Serbien und Leiterin einer Betriebskantine, die andere aus Kroatien, 60, Angestellte und die dritte, 20, Kriegsflüchtling aus Sarajevo, obdachlos und auf Arbeitssuche. Und – Pamm – eines Tages kreuzen sich die Leben der drei Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien in der Schweizer Stadt. Und das erzählt die Schweizer Regisseurin Andrea Štaka in „Das Fräulein“, ihrem mehrfach ausgezeichneten Film aus dem Jahr 2006. Vor „Das Fräulein“ und nach der Begrüßung der Stadträtin für Kultur, aktives Zusammenleben, Umwelt und Chancengleichheit läuft heute, 13. Februar 2013 um 20 Uhr auf der Kinoleinwand im Filmclub in BozenLe stelle in cielo mi chiedono“ von Katia Assuntini in Zusammenarbeit mit GirlsPower und Bozner Schülerinnen mit Migrationshintergrund. Beide Filme erzählen im bewegten Bild die Befindlichkeiten von Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen ihre Herkunftsländer verlassen mussten und zeichnen ein Psychogramm heutiger Migrationsschicksale. Im Anschluss an die beiden Filme diskutieren zum Thema „Leben zwischen den Kulturen“ die Präsidentin der Vereinigung Donne Nissà Gerda Gius und die interkulturelle Mediatorin Beatrice Tedeschi-Aslam; es moderiert Alma Vallazza.

Wir haben Andrea Štaka für einige Sekunden (beziehungsweise Minuten) von der Schnittarbeit ihres neuen Films getrennt, einige Fragen gestellt und klare Antworten erhalten.

Ihr Film “Das Fräulein” erzählt, knapp gesagt, die Geschichten von drei Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien, die in die Schweiz ausgewandert sind, und ihren Alltagssorgen. Was hat Sie dazu bewegt, diesen Film zu drehen? Was hat sie veranlasst, die Geschichte von drei Frauen zu erzählen? Sie hätten doch auch Männer nehmen können?

Einen männlichen Regisseur fragt man selten, warum er zumeist Filme über Männer und nicht Frauen macht. Ich erzähle über Hauptfiguren, die mir nahe sind, über die ich aus persönlichen Erfahrungen heraus schöpfen kann. Und ich bin eine Frau. Ausserdem gab es – was den Jugoslawienkonflikt angeht – genug Männer in den Nachrichten zu sehen, nicht aber Frauen, die sind wie “du und ich”.

In der Filmreihe Female Views, in der auch Ihr Film gezeigt wird, wird der Blick des Kinopublikums besonders auf Filmemacherinnen gelenkt. Wie ergeht es Ihnen persönlich in diesem Business? Wie oft müssen Sie die Ellbogen ausfahren? Oder ist es als Frau einfacher im Filmgeschäft? Und können Sie uns sagen, wie es den Filmemacherinnen bzw. Frauen im Filmgeschäft, wie Regisseurinnen, Cutterinnen oder Produzentinnen im ehemaligen Jugoslawien zur Zeit ergeht?

In Bosnien gibt es Jasmila Zbanic und Aida Begic, die spannende Filme machen. Mit Jasmila stehe ich inhaltlich in regem Kontakt. Meine Generation ist nicht mehr so mit dem Unterschied “das dürfen Mädels, das Jungs” aufgewachsen. Deshalb habe ich bei meiner Berufswahl nicht daran gedacht, ob ich es als Frau mache, sondern habe gewählt, was ich wollte. Filme machen ist hart und anstrengend und man muss charmant “ellbögeln” können, aber das können Frauen schon. Wenn man als Regisseurin Kinder hat, muss man zusätzlich die Balance zwischen Kindern und Filmkindern machen können.

“Leben zwischen den Kulturen” ist das Thema dieses zweiten Abends, bei dem auch Ihr Film “Das Fräulein” gezeigt wird. Ist Ihnen ein solches Leben nur allzu bekannt? Ihre Eltern stammen ja aus Dubrovnik und Sarajevo, Sie selbst sind in der Schweiz geboren und aufgewachsen und leben in New York, wenn ich richtig informiert bin.

Klar, davon handeln meine Filme. Vom ständigen Wechselspiel dieses Magma, wohin man grad gehört. Zur Zeit gehöre ich nach Zürich, wo mein Sohn und mein Partner sind und wo unsere Filme entstehen. Die verschiedenen Kulturen sind ein Teil meines Alltags, sei es beim Filmemachen, Kochen, Fluchen oder meinem Bub Gutenachtgeschichten-Erzählen.

Zu guter Letzt bin ich natürlich neugierig darauf, woran Sie zur Zeit arbeiten und was wir in Zukunft von Ihnen sehen oder hören werden?

Ich arbeite an meinem neuen Kinofilm CURE (Girls), der in Dubrovnik spielt und von zwei Mädchen handelt. Sie gehen auf einem Hügel spazieren und am nächsten Tag kehrt nur eine lebend zurück… Da muss ich jetzt auch gleich wieder an den Schnittplatz zurück…

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