Illegal – Mama Illegal von Ed Moschitz

Aurica, Raia und Natasa haben es schlechter erwischt; sie sind in Moldawien, gleich hinter der EU-Grenze zu Hause, und deshalb ist es für sie nicht einfach, legal in Europa zu arbeiten. Trotzdem haben sich die Frauen für Tausende von Euro Schleppern anvertraut, haben Kinder, Männer und Eltern zurückgelassen und haben sich auf die Suche nach Arbeit und einer besseren Welt gemacht. In Moldawien sind 80 Prozent arbeitslos, wer Arbeit hat, verdient 100 Euro im Monat. Entsprechend trist sieht es im Armenhaus Europas aus. Aurica ist die Hauptfigur in Ed Moschitzs Dokumentation „Mama Illegal“. Aurica wollte dafür sorgen, dass das Haus endlich fertig wird, die Familie ein besseres Leben hat. Moschitz hat sie als Betreuerin seiner Kinder in Wien kennen gelernt. Dass sie illegal in Österreich war, stellte sich erst später heraus. In „Mama Illegal“ begleitet Regisseur Moschitz Aurica, Raia und Natasa viele Jahre lang mit der Kamera, erzählt ihre Geschichten. Was bleibt, sind deprimierende Bilder und viele offene Fragen. Westeuropäer können die Situation nicht verstehen, heißt es im Film. Keine der Geschichten geht gut aus. Zwar gibt es früher oder später Papiere, Europa rückt in greifbare Nähe, und auf der Baustelle in Moldawien ist ein schmuckes Häuschen entstanden, aber die Seelen der Menschen sind zerstört. Es sind ganze Schulklassen, in denen die Kinder ohne Mutter und oft auch ohne Vater aufwachsen. Die Mütter schuften jahrelang, gewöhnen sich an den westlichen Lebensstil, und wenn sie nach Jahren zurück kommen, finden sie sich nicht mehr zurecht in der armen Tristesse. Die Ehen müssen zerbrechen, notgedrungen. Moschitz lässt die moldawischen Männer einfach nur schweigen. Schade, aber vielleicht ist das einfach so. Eine Frage hat mir „Mama Illegal“ allerdings nicht klar beantwortet: Hätte die Familie auch überleben können, wenn die Frau zu Hause geblieben wäre?
Mama Illegal (A, 2012), 94 Min., Regie und Drehbuch: Ed Moschitz.
Bewertung: Keine leichte Kost
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 12./13.1.2013