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December 19, 2012

Ein Haus der Fotografie für Bozen und Südtirol

Kunigunde Weissenegger

Den von der Stiftung Sparkasse ausgeschriebenen Ideenwettbewerb für das Haus der Fotografie im Waaghaus in Bozen hat die Projektgruppe rund um Architekt H. Wolfgang Piller gewonnen. Die Sieger wurden vor Kurzem bekannt gegeben. Im Team dabei des weiteren die Restauratorin Verena Mumelter, der Journalist und Mitbegründer der Galerie Fotoforum Gunther Waibl, die Fotografin Alexa Rainer, der Architekt Carlo Colombo sowie Martin Mayrl und das Institute of Friends mit Thomas Kronbichler, Julian Koschwitz, Verena Ranzi, Andrea Costa und Nicoló Degiorgis. Platz 2 erreichte das Team um Architekt Roland Baldi aus Bozen, Platz 3 die Gruppe Sebastian Marseiler aus Meran und Platz 4 wurde der Projektgruppe von Architekt Erich Wucherer aus Innsbruck zuerkannt. Wie geht es dem Gewinnerteam? – Wir haben mit Architekt Wolfgang Piller gesprochen.

Wolfgang Piller, Ihre Projektgruppe ist sehr mannigfaltig zusammen gesetzt. Welche Rolle spielen die einzelnen Glieder – Restauratorin, Journalist, Fotograf, Architekten, Institute of Friends?

Wolfgang Piller: Die Aufgabe ist komplex, dazu braucht es ein fachkundiges Team, das alle Aspekte und alle Themenbereiche abzudecken imstande ist. Aufgabe des Architekten war es, das ausgearbeitete Konzept unter Berücksichtigung aller städtebaulichen, architektonischen, funktionellen, technischen, denkmalpflegerischen und normativen Aspekte entwurfsmäßig umzusetzen. Die Restauratorin Verena Mumelter, als Expertin für Architekturoberflächen und Wandgemälde, brachte ihr denkmalpflegerisches Fachwissen ein, unter besonderer Berücksichtigung verputzter und bemalter Wandoberflächen (außen und innen). Der ehemalige RAI-Journalist und nunmehrige Unternehmer Gunther Waibl ist Mitbegründer der Galerie Fotoforum und als Experte für Fotografie und Kurator von Ausstellungen mit Schwerpunkt Südtiroler Fotogeschichte bekannt und konnte wertvolle Tipps zum Ausstellungskonzept und dessen Inhalten liefern. Die Fotografin Alexa Rainer setzt Architektur fotografisch richtig in Szene. Arch. Carlo Colombo ging dem Unterfertigtem in der inhaltlichen und grafischen Ausarbeitung des architektonischen Konzeptes fleißig zur Hand, während Arch. Martin Mayrl für das Rendering vom Kornplatz verantwortlich zeichnet. Schließlich konnte das Institute of Friends (Verena Ranzi, Andrea Costa, Nicoló Degiorgis, Julian Koschwitz und Thomas Kronbichler), ein junges Team von engagierten Künstlern, Fotografen, Kommunikationsexperten, Grafikern und Ausstellungsgestaltern, ihre Ideen für das Ausstellungslayout und für die themenbezogenen Highlights optimal ein- und hinüberbringen.

Das Waaghaus in der Altstadt von Bozen ist denkmalgeschützt. Wie wichtig war Ihnen dieser Aspekt bei der Erarbeitung Ihres Projektes?

Wenn sich einem Architekten die Opportunität anbietet, an einem der ältesten (wenn nicht dem ältesten) Häuser von Bozen planen zu können, ergibt sich die Berücksichtigung denkmalpflegerischer Aspekte von selbst. Im spezifischen Fall des Waaghauses war es vor allem wichtig, das Gebäude „zurück zu bauen“, das heißt, architektonisch und denkmalpflegerisch fragwürdige und inakzeptable bauliche Eingriffe, Zu- , Ein- und Umbauten aus späterer Zeit, zu eliminieren. Außerdem stellt sich in solchen Fällen immer das Problem, wie weit neue Inhalte und Funktionen mit einem für andere Zwecke gebauten Bestand abgeglichen werden können, ohne die „Seele“ des Hauses zu zerstören. So wurden die notwendigsten strukturellen Eingriffe vorgenommen, die gesetzlich und anlagentechnisch erforderlich sind, wie Einbau einer Fluchttreppe, eines Aufzuges, der Sanitäranlagen und der Haustechnik. Ansonsten wurde behutsam vorgegangen, einige Zwischenwände wurden eliminiert, die Gewölbe im Keller und Erdgeschoss frei gestellt, um fließende Räume zu erhalten. Und schließlich wurde die Fassade zum Kornplatz, als einschneidender, aber denkmalpflegerisch vertretbarer Eingriff, mit zwei großen Bögen geöffnet, was dem Haus im städtischen Gefüge ein neues, nicht unvorteilhaftes Erscheinungsbild beschert.

Haus der Fotografie Wolfgang Piller

Beschreiben Sie uns kurz Ihre Idee, was ist Ihre Vision?

Wie in unserer Projektbeschreibung steht, soll das Haus der Fotografie im Waaghaus zum Schnitt- und Treffpunkt der Südtiroler Fotografie werden, Sammelpunkt für historische und zeitgenössische Archive, die dort dem breiten Publikum in Form von Wechsel- und Dauerausstellungen vorgestellt werden. Darüber hinaus soll das Haus Wechselausstellungen zeitgenössischer Fotografie beherbergen. Workshops, Vorträge, Buchvorstellungen und eigens für das Haus der Fotografie und für die Stadt Bozen entwickelte Fotoprojekte oder Fotowettbewerbe ergänzen das Angebot, ebenso Laboratorien zu historischen Fototechniken und neuen Medien.
Ziel des Entwurfes ist somit, all diese Aktivitäten im und mit dem Haus zu ermöglichen und es unter Wahrung seiner Baugeschichte und seines Symbolwertes für die Stadt wieder zu beleben.

Worauf hat Ihrer Meinung nach die Jury – bestehend aus Stiftungspräsident Gerhard Brandstätter, Generaldirektor der Gemeinde Bozen Helmuth Moroder (als Ersatz für Stadträtin Patrizia Trincanato), Ressortdirektor Josef March, Museion-Direktorin Letizia Ragaglia (als Ersatz für Reinhold Messner), Ex-Direktor von Trautmannsdorf Klaus Platter, Architekten Oswald Zöggeler sowie Gerd Bergmeister (als Ersatz für Walter Angonese), SMG-Direktor Christoph Engl, Berufsfotograf Othmar Seehauser, Landeskonservator Leo Andergassen sowie Erwin Parth – bei der Entscheidung Wert gelegt?

Hier ein Auszug aus dem Juryprotokoll: Der Umgang mit dem Bestand wird als positiv bewertet; die Präsentation nach außen sowie die Öffnung zum Kornplatz wird als angemessen und passend beurteilt. Das Konzept ist stimmig und ansprechend, verspricht Identitätsstärke und gleichzeitig Flexibilität in der weiteren Entwicklung.
Der zurückhaltende Umgang mit dem Bestand wird als bester Ansatz und angemessen bewertet; die Jury ist sich einig, dass dieser Beitrag in seiner Schlüssigkeit und Kohärenz gleichzeitig die größte Flexibilität anbietet und damit langfristige Attraktivität sicherstellt.

Wie groß war die Konkurrenz der anderen Mitbewerber bzw. der Druck, sich gegen die anderen durchzusetzen?

Es war ein sogenannter zweistufiger Wettbewerb mit Vorauswahlverfahren, das heißt, in der 1. Phase konnte man sich mit Referenzprojekten für die Teilnahme bewerben. Für die 2. Phase wurden von der Jury 10 Teams mit einschlägiger Erfahrung ausgewählt, die ein konkretes Projekt für das Waaghaus gemäß Ausschreibung und Raumprogramm vorlegen konnten. Die 10 Teilnehmer an der 2. Phase waren allesamt erfahrene und anerkannte Büros aus Südtirol, Nordtirol sowie ein Team aus dem Veneto (die Namen können Sie, glaube ich, der Homepage der Stiftung entnehmen: hier klicken). Konkurrenzdruck war keiner, da man ja nicht weiß, was die anderen machen. Außerdem macht man selbst das, was man für richtig hält.

Wie und wann wird das Projekt nun umgesetzt? Wann werden wir einen ersten Fuß in das neue Haus der Fotografie setzen können?

Dies kann ich noch nicht beantworten, da die Umsetzung des Projektes samt entsprechendem Terminplan dem Bauherrn Stiftung Sparkasse obliegt.

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