Familienweihnacht – Una famiglia perfetta

17.12.2012
Familienweihnacht – Una famiglia perfetta

„Una famiglia perfetta“ bringt das weihnachtliche Komödiantentum auf den Punkt. Oma holt den Gugelhupf aus dem Backrohr, die Kinder freuen sich, Mama auch, und Papa kommt pünktlich zum vorweihnachtlichen Frühstück in den Wohnraum der ausladenden Villa. Der Papa heißt Leone, und schon bald wird klar, dass bei dieser Familie etwas nicht stimmt. Wie bei den meisten Familien übrigens – vor allem, wenn es weihnachtet. „It’s the most wonderful time“, dudelt der Soundtrack. „Una famiglia perfetta“ arbeitet mit einer überzeugenden Grundidee, aber die Umsetzung schöpft dieses Potential nicht aus. Leone ist ein wohlhabender Mann, der sich die Idylle, die ihm fehlt, kauft: Für Familienfreuden am Weihnachtstag sorgt eine Schauspielertruppe. Die Darsteller sind um jeden bezahlten Job froh, egal ob auf der Bühne, am Jahrmarkt oder als fingierte Familie des reichen Leone. Weihnachten spielt sich in Leones Villa nach einem genau vorgegebenen Drehbuch ab, und am Rande kommt es immer wieder zu Komplikationen in den Beziehungen zwischen den Menschen hinter den Darstellern. Außerdem platzt Alicia ins Spiel, eine Francesca Neri, deren geschnippeltes Gesicht so künstlich ist wie Leones familiäres Arrangement. „Una famiglia perfetta“ tippt eine ganze Reihe von Themen an: Familie, Künstlerberuf, Lebenswege, Weihnachten, Einsamkeit, Zwischenmenschliches, das Leben als Bühne… Nicht übel im Ansatz, und doch fehlt das gewisse Etwas. Eine „commedia all’italiana“ mit Tiefgang, die nie trampelig wird. Das allein schon muss als Verdienst gewertet werden. Die beachtliche Vorlage lieferte übrigens der spanische Film „Familia“ von Fernando Leon de Aranoa (1996).

Una famiglia perfetta (I 2012), 120 Min., Regie: Paolo Genovese, Mit: Sergio Castellitto, Claudia Gerini, Francesca Neri. Bewertung: Geniale Grundidee, mittelmäßige Ausführung.

Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 15./16.12.2012

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