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December 10, 2012

Hollywood vs. Iran – Argo

Renate Mumelter

Der Titel „Argo“ lässt mich eigentlich an einen Hund oder einen Ofen denken. In Ben Afflecks Film ist „Argo“ aber das Drehbuch für einen Film, der nie gedreht wird. Das Drehbuch ist schlecht, doch es erfüllt seinen Zweck, denn es trägt entscheidend dazu bei, sechs Angestellte der US-Botschaft mitten in der iranischen Revolution aus Teheran zu retten. Die Geschichte hat sich 1979/80 wirklich zugetragen. Affleck führt zunächst (auch mit Originalaufnahmen) in den historischen Kontext ein, erzählt vom Iran des Schah Reza Pahlewi, dessen Exil in den USA, der Revolution mit Khomeini, der antiwestlichen Stimmung, der Forderung nach Auslieferung des Schah. Es folgt der Sturm auf die US-Botschaft in Teheran, die geheime Flucht der sechs Botschaftsmitarbeiter. „Argo“ erzählt die Mission Impossible, die ein CIA-Mann (Affleck) unternimmt, um die sechs zu retten. Mittel zum Zweck ist „Argo“, das Drehbuch, nach welchem in Teheran ein Film gedreht werden soll. Die Sechs sind Teil des fingierten Teams, und deren Rettung gelingt. Konventionell, aber handwerklich durchaus solide, erzählt Affleck eine Geschichte, in der Hollywood den bösen Iran austrickst. Und dieser Subtext ist durchaus dick aufgetragen. Dick aufgetragen ist auch die Action im letzten Teil des Films. Die Rettung der Sechs ist eine Jagd um Sekundenbruchteile. Alles klappt erst im allerletzten Moment. Die rettende Swissair-Maschine hebt in dem Augenblick ab, als die verfolgenden iranischen Polizeiautos schon fast in die Radgummis des Fliegers beißen können. Die Charaktere in „Argo“ sind einfach gestrickt. Die guten Menschen leben in Hollywood, die schießwütigen im Iran. Der CIA-Mann, der alles durchzieht, ist absolut cool, lässt nur im äußersten Fall ein paar Kiefermuskeln zucken. Er ist gut gebaut und sogar mit Bart fesch, er liebt seine Familie, vor seinem Haus weht die amerikanische Fahne.Das witzige Sujet „Drehbuch rettet Leben“ ist sehr hollywoodlike erzählt. Das kann man mehr oder weniger mögen. Fad wird’s jedenfalls nicht.

Argo, (USA 2012), 120 Min. Regie: Ben Affleck, Produktion: Ben Affleck, George Clooney, Grant Heslov. Musik: Alexandre Desplat. Bewertung: Witziges Sujet atemlos erzählt.

Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 8./9.12.2012

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