Culture + Arts > Literature

November 28, 2012

Sehr geehrter Herr Rammstedt!

Marco Russo

Sehr geehrter Herr Rammstedt!
Es freut mich sehr, dass unsere E-Mail-Korrespondenz nun doch die Form eines Dialoges annehmen könnte und nicht zu einem Monolog verkommt. Klar: Der Inhalt meiner ersten E-Mail war recht karg und bescheiden und ein vielbeschäftigter Mensch wie Sie darf sich ruhig den Luxus gönnen, auf ein schlichtes „geht es Ihnen gut?“ nicht zu reagieren. Dann, in meiner dritten E-Mail, musste ich es mir doch eingestehen, dass „die Frage, ob es Ihnen gut geht zu willkürlich, zu allgemein oder zu persönlich“ war. Herr Rammstedt: Es freut mich sehr, dass Sie am 6. Dezember 2012, ausgerechnet am Fest des Heiligen Nikolaus, um 19.00 Uhr zu uns nach Innsbruck in die Haymon Buchhandlung kommen und aus Ihrem neuen Roman „Die Abenteuer meines ehemaligen Bankberaters“ lesen. Ich sende Ihnen in den kommenden Tagen diesbezüglich einige Fragen, da ich gerne eine Buchrezension bzw. ein kleines Interview mit Ihnen für das Online-Magazin „Franzmagazine“ schreiben möchte.

Hochachtungsvoll,
Marco Russo

P.S.: Hier geht es zu Franz www.franzmagazine.com

Endlich wieder Samstag. Am frühen Nachmittag spazierte ich durch die Innenstadt, ging regungslos am pulsierenden Christkindlmarkt vorbei, die Maria-Theresien-Straße entlang und begab mich direkt in die Buchhandlung, da ich ein Geburtstagsgeschenk kaufen musste. Ich kam mit drei Büchern und einem Auftrag aus dem Geschäft. Na ja… „Auftrag“ ist wohl der falsche Begriff dafür, denn auch dieses Mal waren die Worte, die aus meinem Mund kamen, schneller als die Gedanken in meinem Kopf. „Ich schreibe einen Text über Rammstedt für Franzmagazine,“ sagte ich und schon hatte ich mich in eine unbequeme Situation begeben.
Die Unbequemtheit der Situation bestand darin, dass ich mich durch diesen Versprecher auf ein Terrain begab, in welchem ich nicht beheimatet war: die Literatur. Ich, der der deutschen Sprache nur bedingt mächtig ist, der Philosophie und nicht Literaturwissenschaften studiert hat, der zwar Texte verfasst, jedoch diese meist wissenschaftlicher Natur sind, hatte gefälligkeits- und höflichkeitshalber der Organisatorin der Autorenlesung gesagt, einen Text über Rammstedt zu liefern. Und das, obwohl ich noch keines seiner Bücher gelesen habe. Aber wie so oft im Leben wird mir wohl auch jetzt nichts Weiteres übrig bleiben, als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Eine E-Mail habe ich ihm schon geschrieben. Hoffentlich reagiert er dieses Mal darauf…

© Juliane Henrich

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are 5 comments for this article.
  • leitner · 

    Lieber Herr Russo,

    weil sich, ja warum eigentlich, als appettithäppchen vielleicht: der beste (ab)satz, den ich gelesen hab, in letzter zeit:

    Dass ich unbedingt auch einmal seinen Bruder kennenlernen müsse, sagte mein ehemaliger Bankberater, an den würde ich ihn nämlich sehr erinnern. Dann suchte er in seiner Brieftasche lange nach einem Foto von ihm, fand aber keines und zeigte mir stattdessen einen entwerteten Fahrausweis, den der Bruder bei seinem letzten Besuch angeblich benutzt hatte. “Als ersten Eindruck”, sagte er.

    Wenn einem bei sowas, also abseits aller BW-Mails, nicht der arsch abstürzt, vor freude. Nach gerade körperliche verzückung. Zustände. Sogesehen. Gruß an Herrn Rammstedt. Und an alle anderen auch.

    untertänigst

    Leitner

    • Marco Russo · 

      Ich hätte auch gern einen solchen Bankberater, egal ob er gegenwärtig ist oder zur Kategorie des Ehemaligen gehört. Vielleicht aber hätte ich einfach nur einen Freund, mit dem ich Bier trinken oder Eis essen könnte oder, so wie Herr Rammstedt und sein ehemaliger Bankberater auch, schlichtweg eine Radfahrt im Juni durchführen. Er, also Herr Rammstedt, sein ehemaliger Bankberater und die Hoffnung.