Music
November 22, 2012
“In manchen Köpfen klemmen viel zu enge Schranken“ – Dominik Plangger auf Südtirol-Tour
David Leimstädtner
Dominik Plangger ist wieder einmal aus dem Vinschgau los gezogen um, mit der Gitarre in der Hand und einer Botschaft in seinen Liedern, durch Südtirol zu touren. Hier im Interview mit Franz.
Der Vinschgau ist dafür bekannt, einen der dominanteren und Grammatik fremderen Dialekte Südtirols zu beheimaten. Er ist auch deine Heimat, doch deine Stücke sind in hochdeutscher Sprache gehalten. Was waren der Auslöser und die Intentionen hinter dieser Entscheidung?
Ich schreibe auch Dialekt-Lieder, ich mag aber die deutsche Sprache sehr und schreibe deshalb vorwiegend in Deutsch. Ich möchte, dass, auch wenn ich in Berlin spiele, die Menschen meine Texte verstehen können! Im Dialekt schreibe ich, wenn es um regionale Geschichten geht, der Dialekt singt sich definitiv besser!
Deine Auftritte verteilen sich auf Südtirol und das deutschsprachige Ausland. Unterscheiden sich das Publikum und seine Reaktionen im In- und Ausland?
Das Publikum ist jeden Abend anders. Jedoch ist es in Südtirol anders als in Deutschland und Österreich, das Publikum kennt einen, weil in Südtirol viel Werbung gemacht wird, die Radiostationen meine Lieder spielen und in Südtirol sind immer auch viele Freunde auf den Konzerten, von denen man immer eine ehrliche Kritik bekommt!
Du spielst auf professionellen Konzerten mit Vorverkaufskarten, Mischpult und Bühne, aber du setzt dich auch mal neben den Stephansdom in Wien und trittst dort als Straßenmusiker auf. Einmal kommt und zahlt das Publikum, nur um dich zu sehen und zu hören, das andere Mal drängst du dich unentgeltlich, aber auch unverbindlich in das Gehör der Passanten. Wie erlebst du diesen Kontrast? Worum geht es dir beim Spielen?
Es ist natürlich ein Kontrast, die Straße war meine Lehrmeisterin, die Straße hält einen auf dem Boden, spielt man ein Konzert vor 1.000 oder mehr Menschen und stellt sich am nächsten Tag wieder auf die Straße, dann bringt das einen ganz schnell wieder runter von einem eventuellen gefährlichen Höhenflug. Bei Konzerten ist die Hemmschwelle, Kritik zu äußeren sehr hoch, auf der Straße sind die Menschen grantiger im Alltag und sagen es sofort, wenn ihnen die Musik nicht gefällt! Die Straße ist eine hohe Schule, um bodenständig zu bleiben!
Was würdest du aus heutiger Sicht dem Dominik Plangger sagen, der sich gerade die Gitarre umgeschnallt hat und loszieht, um es seinem Idol Bob Dylan gleich zu tun?
Dass Bob Dylan mein Idol ist, hat mir irgendwann jemand auf die Stirn gepappt, Dylan zählt wie viele andere zu meinen Einflüssen, ich habe aber keine Idole, dieses Wahnpreisen von Menschen ist mir nicht geheuer, Bob Dylan und mein Interesse für ihn war sicherlich in meiner Jugend sehr hoch, doch heute hab ich für mich andere Künstler entdeckt, die ich sehr schätze! Bob Dylan war einmal… jedenfalls für mich!
Was sind deine Inspirationsquellen, innerhalb der Musikwelt und außerhalb?
Das sind die alltäglichen Geschichten, die mich dazu bewegen zu schreiben. Freunde, Liebe, Tod und sehr oft auch Ungerechtigkeit, Rassismus und die Freiheitliche Gesinnung, die sich seit einer Weile so breit macht – die macht mich wütend und ich habe das Bedürfnis diese Wut in Text und Lied zu packen! Ich sage gerne „Südtirol ist schon lange frei, nur in manchen Köpfen klemmen viel zu enge Schranken“!
Hört Dominik Plangger auch Musik, die man sich nicht von einem Folk-Liedermacher erwarten würde?
Ja, natürlich, sobald Musik authentisch ist, ist es für mich immer gut, ab und zu dröhnt durch meine Lautsprecher auch Metal. Nicht so oft, aber manchmal! Klassik höre ich sehr gerne, nur mit elektronischer Musik kann ich sehr wenig anfangen, auch wenn die Musik sehr gut gemacht ist, fängt es bei mir nicht an zu schwingen! Und mit volksdümmlicher Schlagermusik, wie den Spatzen und anderen, kann ich gar nichts anfangen. Im Gegenteil, für mich ist das der reinste Horror, eine Freak-Fake-Show!
Deine Songs rufen häufig dazu auf, aktiv zu werden, etwas zu bewegen: Was bewegst du?
Ich versuche für mich was zu bewegen, indem ich versuche jedem Menschen ohne Vorurteile gegenüber zu treten!
Was ich mit meiner Musik bewege, oder auch nicht, kann ich nicht beurteilen. Ich denke, sobald man Menschen im Publikum hat, die sagen „deine Musik hat mich sehr berührt“, bewegt man was… und wenn es nur ein Träne oder ein Lachen ist!
Die gesamte Musikindustrie (vielleicht mit Ausnahme der Volksmusik) ächzt unter den reduzierten Verkaufs- und (bezahlten) Downloadzahlen. Betrifft dieses Problem auch dein Genre? Lässt sich mit dem Lieder-machen noch Geld verdienen?
Ja, die Platten verkaufen sich nicht von alleine, ich denke, wo Heute noch Geld zu verdienen ist, ist viel, viel und immer wieder live aufzutreten und auf den Konzerten die CD verkaufen in der Liedermacherei ist es sehr wichtig Konzerte zu spielen!
Du bist seit 15.11.2012 auf Südtirol-Tour: Was gibt es zu hören? Auf welche Stationen freust du dich besonders?
Zu hören gibt es Neues und Altes von mir, ich freu mich auf jeden Abend, weil es Spaß macht endlich wieder auf Tour zu sein!
Heute Abend im UFO in Bruneck zu hören, morgen in Brixen und übermorgen in Laas.
Comments