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November 16, 2012

Lukas Huber – Erfinder des Butt Misty Flip und Slackline-Weltmeister 2012

Kunigunde Weissenegger

Am vergangenen Wochenende trafen sich die besten Slackliner der Welt in Boston zu den 2012 World Slackline Federation World Championships. Im Zweikampf kämpften die Seiltänzer der Neuzeit auf einem lose gespannten Seil um den Slackline-Weltmeistertitel. Und der begehrte Titel ging an den 18jährigen Lukas Huber aus Brixen. Wir haben ihn kurz für ein Interview abgefangen.

Wie hast du mit dem Slacklinen angefangen? 

Im Sommer 2010 haben wir im Schwimmbad Brixen spontan eine Slackline gespannt und ich habe es ausprobiert. Anfangs gefiel es mir nicht, weil ich relativ ungeschickt war und oft runter gefallen bin. Doch später, nachdem ich es öfters probiert hatte, habe ich Gefallen daran gefunden und wollte immer öfter trainieren, um besser zu werden. Danach habe ich mich wirklich ins Zeug gelegt und zusammen mit meinen Freunden in Brixen haben wir uns mit der Zeit gegenseitig gepushed.

Was fasziniert dich? 

Mich fasziniert am Slacklinen, dass man nicht nur Tricklinen (Tricks auf der Slackline, wie z. B. Backflips und Frontflips) kann, sondern auch Longlinen (gehen auf einer gespannten Slackline von 50 Metern oder mehr – je länger desto schwieriger), Highlinen (Slackline ist in der Höhe gespannt, beispielsweise über einen Abgrund, und Slackliner mit einem Klettergurt an ihr gesichert) und Waterlinen (Slackline übers Wasser gespannt). Man kann wählen, worauf man gerade Lust hat. – Und es gibt (fast) nichts Besseres, als im Sommer eine Line über einen See zu spannen.

Welche besonderen Voraussetzungen muss man haben?

Man muss nur zwei Bäume oder Befestigungen und eine Slackline haben. Der Sport kann von jung bis alt praktiziert werden. Slacklinen ist vergleichsmässig günstig und ist für jeden Sportler von Vorteil: Es fördert und trainiert den Gleichgewichtssinn, die Konzentration und das Durchhaltevermögen.

Nach welchen Kriterien wurde deine Performance auf der Line in Boston bewertet? Was zählt im Wettbewerb?

Es wurde nach den Kriterien “Schwierigkeit des Tricks”, “Höhe des Tricks” (wie hoch springt der Athlet, wenn er den Trick zeigt), “Abwechslung und Kreativität” (macht der Athlet immer dieselben Tricks oder macht er viele verschiedene Tricks, kann er mehrere Tricks aneinander reihen?), “Sauberkeit des Tricks” (wurde der Trick schlampig ausgeführt oder sauber) und “Performance“” (wie reagiert das Publikum auf den Athleten) bewertet.

So sehen Sieger aus: The new WSFed Slackline World Champion 2012: Lukas Huber, Italy; 2nd place: Alex Mason, USA; 3rd place: Igor Zambelli, Brazil. Photo (c) WSFed – World Slackline Federation

Wie in anderen Sportarten gibt es auch im Slacklinen verschiedene Disziplinen. In welchen hast du dich spezialisiert, wenn man das so fragen kann?

Ich habe mich hauptsächlich auf das Tricklinen konzentriert. Bei dieser Disziplin werden auf einer 13–20 Meter langen und 1–1,20 Meter hoch gespannten Slackline Tricks gezeigt, wie zum Beispiel Backflips oder Frontflips. In Zukunft möchte ich den Fokus verstärkt auf das Highlinen, also Slacken über Abgründe, in besonderen Höhen, legen.

Hast du Lieblingstricks?

Mein Lieblingstrick ist der Butt Misty Flip. Dieser ist auch mein persönlicher Signature Move. Ich habe den Trick sozusagen erfunden beziehungsweise als erster gestanden. Bei diesem springt man mit dem Hintern (butt) auf die Line, macht einen Vorwärtssalto mit 1,5 (540 Grad) Drehungen und landet wieder auf dem Hintern.

Wo und wie oft trainierst du?

Ich trainiere meist in den Rappanlagen in Brixen. Wir arbeiten gerade an der Umsetzung eines Slackline Parks. Man hat uns zugesagt, dass er im Frühjahr 2013 endgültig stehen soll. Dort haben wir perfekte Konditionen: teils sonnig, teils schattig. Genügend Bäume, zentral und eine natürliche Wiese. Wir trainieren bei schönem Wetter meist drei bis vier Mal in der Woche.

Nächste Ziele? Olympische Spiele? – Wär’s nicht Zeit? – Und wirst du von dem Sport einmal leben können?

Immer besser zu werden und im nächsten Jahr wieder erfolgreich abschliessen zu können. Für die Olympischen Spiele ist die Sportart noch zu jung, das heißt, es gibt noch keine derartige Disziplin. Vielleicht wird das Slacken aber bald schon bei den X-Games in Amerika integriert. In Amerika herrscht ein unglaublicher Hype um diesen Sport. Früher oder später wird man von diesem Sport leben können. Sicher ist es jedoch noch nicht. Ich habe aber auch nichts dagegen, studieren zu gehen, das werde ich sowieso tun. (lacht)

Und wie war die Geschichte mit Madonna und dir…?

Anfang des Jahres hat man mir angeboten, mit dem Popstar auf Welttournee zu gehen und zusammen mit einigen anderen Slacklinern Teil ihrer Bühnenshow zu sein. Ich wäre um die ganze Welt gereist, ein Jahr lang ständig auf Tour gewesen und hätte hart trainieren müssen. Am Ende habe ich mich trotzdem dagegen entschieden. – Rückblickend wäre ich dann jetzt nicht Weltmeister…

Zur Fanpage von Lukas Huber…
Und hier das Video zu den 2012 World Slackline Federation World Championships. – Are you ready for some slackline? 

Photo (c) Ivan Poletti

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