Messner von Andreas Nickel – heute Premiere im Filmclub

Was treibt Menschen auf steile Berge? Eine Frage, die schon ganz kleine Alpenmenschen beschäftigt, wenn sie sonntags hinter den Eltern her hatschen müssen und nicht verstehen, warum. Als erwachsener Alpenmensch hat man dann gelernt, die Frage nicht mehr zu stellen. Warum auch? Ist eben so. Regisseur Andreas Nickel sieht das anders. „Das Ringen um Gipfel vermag ein Menschenherz zu erfüllen“ zitiert er eingangs aus Camus’ „Mythos des Sisyphos“ und versucht allem eine philosophische Dimension zu verleihen. Im Film geht Nickel dann der Frage nach, warum Reinhold Messner auf den Berg steigt.
Helmut, Hubert, Hansjörg – drei seiner Brüder und alles kluge Leute – geben über Reinholds Bergsteigen Auskunft, und er selbst tut es auch. Gekonnt wie immer. In einem Mix von Interviews, Bergbildern, gespielten Szenen und Archivmaterial wird das Leben Messners mit dem Berg nachgezeichnet, kommentiert, ausgeleuchtet. Messners andere Lebensprojekte kommen nicht zur Sprache. Schade. Mit „Messner“ hat die Welt einen weiteren Film zum Thema Berg und Leben, einen Film, der wohl überall sonst besser aufgehoben ist als in Südtirol. Denn hierzulande ist alles schon hinlänglich bekannt: Die Berge kennen wir, angefangen beim Sass Rigais, die Brüder kennen wir auch, Villnöss kennen wir, die Erzählungen aus der Kindheit, über die Erfolge haben wir viel gehört, über Misserfolge und Polemiken noch mehr, und über das Bergsteigen haben wir wohl auch schon nachgedacht. Eine zusätzliche Dimension verleihen „Messner“ allerdings Archivaufnahmen, vielfach in ausgesprochen guter Bildqualität, die den Reinhold als jungen, durchtrainierten, lebensfrohen Mann zeigen und in denen Expeditionen wieder lebendig werden und Weggefährten. Das regt Denkprozesse an.
Ein Tipp noch am Schluss: Bis zum 26. September 2012 bietet die Villnösser Bergfilmwoche in Villnöss ein vielseitiges und interessantes Programm – www.villnoess.eu.
Messner, (D, 2012), 108. Min, Regie: Andreas Nickel. Bewertung: Weniger wäre mehr.
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 22./23.9.2012