Music

September 14, 2012

The Grandmaster of Electro Music DJ Hell im Interview + heute @ Halle 28

Federico Chiomento

Im Geschäft ist er seit Anfang der 1980er Jahre. DJ, Produzent, Labelbetreiber, Unternehmer, Ästhet. Als Punk-Rock- und Hip-Hop-DJ fing alles an, inzwischen hat er sich ganz der elektronischen Musik verschrieben. Neben Sven Väth, Monika Kruse und Van Dyk ist er einer der Großen der Elektroszene. Helmuth Geier, better known as DJ Hell, Jahrgang 1962, aus Traunstein in Bayern, Wahlberliner, Gründer und Inhaber von Gigolo Records spielt heute, 14.9. ab 22.30 h in der Halle28. Wir haben den Visionär und Meister des Techno und der DJ-Szene um ein Interview gebeten.

Gigolo Records steht für Musik, aber auch Image. Wie viel hat jeweils das eine das andere beeinflusst? – Wenn das Logo das selbe wie am Anfang geblieben wäre und Schwarzenegger nicht Einspruch erhoben hätte, wären Erscheinungsbild und Label-Stil dieselben wie in den letzten 15 Jahren und heute?

Das Logo war von Anfang an als Mutation geplant und sollte sich mit der aktuellen Musik, die Gigolo veröffentlicht weiterentwickeln und verändern. Herr Schwarzenegger und seine Anwälte hatten für die Verwendung des Logos wenig Verständnis, obwohl ich glaube, dass ihm die Musik sicher zugesagt hätte. Ich glaube aber, dass Gigolo und seine Außendarstellung oft falsch interpretiert wurden, es ging nie um sex, drugs and rock ‘n’ roll! Gigolo stand immer für Innovation und Weiterentwicklungen innerhalb der elektronischen Musik und natürlich auch für ein Aufbrechen alter Strukturen oder musikalischer Vorgaben.
Dass Musik Hand in Hand mit Mode, Kunst und Partys funktioniert, wurde zuerst kritisch beleuchtet.
Zur Zeit stehen ja 2 Naked Cowboy Dudes als Logo zur Verfügung und ich denke, das Label wird bald ein völlig neues Gesicht bekommen.

Du warst wahrscheinlich der erste, der eine von einer Software gemixte Doppel-CD/LP herausgebracht hat – ich habe dich aber live nie mit einem Laptop gesehen. Du bist kein Purist des Analogen – was spricht also dagegen? Ist es bloße Sammlerleidenschaft und Abhängigkeit von Vinyl?

Ja, das stimmt. Ich habe damals sehr eng mit Native Instruments zusammen gearbeitet und Prototypen ihrer Soft- und Hardware getestet. Das war aber alles sehr am Anfang der Entwicklung – die Liebe zum Vinyl besteht bei mir bis heute, obwohl in den Clubs kaum mehr brauchbare Set Ups für Vinyl-DJs aufgebaut sind.
Ich denke, wichtig ist, dass man aus der analogen und digitalen Welt das Beste kombiniert und zum Schluss die menschliche Komponente wieder einbaut. Es ging doch vor allem immer darum, sich neue technische Errungenschaften zu eigen zu machen und am Besten für seine Zwecke zu manipulieren. Entscheidend ist für mich noch immer der Kontakt im Plattenladen mit meinem Local Dealer und vor allem die limitierten Kleinstauflagen zu featern und hiermit mein DJ-Set aufzuwerten.

Auf welchen Klang oder Ton kannst du beim Komponieren auf keinen Fall verzichten? 

Der Klang der Familie ist nach wie vor entscheidend für mich.

Wenn du auf dein Leben zurück blickst, hast du vermutlich alles erreicht – inzwischen hast du dir wahrscheinlich auch deinen Traum von einer Privatsauna erfüllt. Gibt es etwas, für das es sich noch lohnt zu “kämpfen”, das du aber noch nicht erreicht hast? – Es muss nicht unbedingt etwas Materielles sein.

Ich arbeite gerade an einer neuen Live und DJ-Show, die ich gerne auf großen Bühnen, also Festivals präsentieren will. Die Geschichte von Gigolo wurde noch nicht verfilmt und ein Fotobuch über alle Künstler und Grafiken aller 300 Releases könnte ich mir auch gut vorstellen. Die erste DJ Hell App ist fast fertig und soll bald über iTunes erhältlich sein. Und das Buch über das leben eines DJs wird hoffentlich 2013 fertig sein. Ein neues Album steht an und die Single mit Video ist bereits im Kasten.

Durch Gigolo bin ich auf Tuxedomoon gestoßen. Kannst du uns weitere, weniger bekanntere Namen nennen und empfehlen, die auch nicht Dance sind?

Ich wollte gerne Young Marble Giants releasen, kam aber leider ein wenig zu spät.

Was würdest du jemandem in deiner Funktion als Manager und Unternehmer raten, der seine Träume umsetzen möchte?

Was wir brauchen, ist eine neue oder besser eigene Verwertungsgesellschaft für Musikrechte – speziell im elektronischen Musikbereich. Vielleicht gibt es da draußen ja ein paar fähige innovative Köpfe, die sich zu einer neuer Interessengemeinschaft zuammen finden. Und der GEMA Konkurrenz machen.

Interview: Federico Chiomento und Kunigunde Weissenegger

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