Music

September 6, 2012

Ein Verkehrschaos an Klängen – Er liebte es: John Cage – 100 Jahre

Parola all'ascolto
David Thaler

Es ist kein Leichtes Klavier zu spielen. Es ist wahrhaftig kein Leichtes, wenn man sich dabei, links und rechts umgeben von anderen Klavieren, auf sein Stück konzentrieren muss und alle spielen etwas anderes. Anderes Tempo, andere Tonart, anderer Rhythmus. Nicht nur das. Die Konzertgäste sind zu aller Überfreude, vornehmlich der Freude der gespannten Gäste, auch noch dazu eingeladen in den Korridoren des C. Monteverdi Konservatoriums, wo sich der Großteil der Konzertinstallation befand, umher zu flanieren.
So begab es sich am gestrigen Abend, dass mal dort ein leicht verrücktes Notenblatt sachte an die vermeintlich richtige Stelle gezogen, dem einen bzw. der anderen einmal so richtig auf die Finger geschaut, oder liebkosend über den lockigen Haarschopf eines, wer weiß, angehenden Pianisten von Weltrang gestrichen wurde. Dies alles angenehm belustigt im Gespräch mit Freunden oder der Abendbegleitung. Ein köstlicher Anblick.
Amüsant ebenfalls der Geistesgenuss dieser synchronen Darbietung von elf Werken aus der Feder des gefeierten Geburtstagskomponisten John Cage. Ein Klang- und Geräuscherlebnis, welches sich von Schritt zu Schritt durch das Menschengemenge neu anbot. Das Zusammenspiel erschuf Melodien und Akzente, die nur auf diese Weise zu Stande kommen konnten. So ganz nach dem Prinzip des abendlichen Stadtverkehrs.
Wem es gelang sich einen Weg durch die Steinway designeten Flügel in Richtung Raum 51 zu bahnen, dem erbot sich ein kleines Highlight dieses von Davide Cabassi kuratierten Abends. Ein mit 14 Schrauben, Muttern, Beilagscheiben und Isolierband „präpariertes Klavier“, also mit diesen Gegenständen zwischen einige Klaviersaiten geklemmt, eine junge Dame am abwechselnden Spielen des ersten und vierten Satzes von „Amores“ (1943) und wunderlich ungeahnte Musik, die stark an Percussion erinnert.
Gegen Ende dieses unkonventionellen Happenings wurden alle noch einmal zurück in den Saal gebeten. Für das allerletzte Stück: 4’33”, welches alle 16 gemeinsam unter der Leitung von Prof. Cabassi an drei Konzertflügeln darboten. Die Stille war eine Wucht. Der Applaus freudig-frenetisch.
Mit einem Pfifferling-Brotaufstrich und einem Pilzsüppchen dankten wir dem leidenschaftlichen Pilzliebhaber Cage und gedachten ihm und seinem Werk. Ein Konzertabend der anderen Art. Happy Birthday John!

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