Music

August 28, 2012

Auf Streifzug mit dem Escher Quartet

Parola all'ascolto
David Thaler

So wohl einem die angenehm temperierte sala filarmonica an diesem feucht heißen Spätsommerabend in Rovereto tat, genauso wohl taten die Klänge des Escher String Quartet aus den Vereinigten Staaten von Amerika dem Gemüt.
Mit dem Streichquartett Nr. 2 des russischen Chemikers und Mediziners Alexander Borodin, dessen außerordentliches Talent als Musiker und Komponist angesichts eines solchen Werkes unumstritten ist, kamen sie daher gesaust wie ein sibirischer Nordföhn. Mal sanft und aufheiternd, mal aufbrausend und stürmisch. Die Zeit verging wie im Flug in Anbetracht der Leichtigkeit und Muse ihres herrlichen Zusammenspiels. Doch beinahe alle im Publikum räkelten sich in ihren Sesseln auf, sobald die Komposition von Hugh Wood an Reihe kam. Der anfänglich so vertraute Nordföhn verwandelte sich blitzartig in ein Insektengeschwader, dämmerte bedrohlich mit filmmusikalisch anmutenden Motiven, die zu Szenen aus Gruselfilmen passen würden, und bäumte sich hin zum letzten Satz auf. Die Darbietung dieses Stückes hat mich bereits zur Pause überzeugt, dass dieses Quartett zu Recht den Namen Escher trägt und ihm auch als Selbstanspruch gerecht werden will. Teile des Publikums schienen von diesem zeitgenössischen Werk doch etwas verstört. Da tat einigen die Pause ganz wohl. An gewisse Klänge und Rhythmuswechsel müssen sich alteingesessene Ohren verständlicherweise noch gewöhnen. Umso mehr freute das Publikum nach der Pause dann auch das Streichquartett von Claude Debussy.
Ein geschickter Zug der vier: die Zugabe, gemäß dem Namen des internationalen Festivals von Rovereto ein Stück aus der Feder Mozarts, bei der sie uns einfach damit überraschten, dass diese jungen, energischen Streicher so unglaublich flexibel von einer Stilepoche in die nächste oder vorherige, so wie von einer Gemütsregung in eine andere zu wechseln im Stande sind, und dabei stets voll konzentriert in Eintracht miteinander musizieren.
So ging ein aufhellender Abend zur Neige und draußen war’s noch gleich warm wie zwei Stunden zuvor.

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.

Archive > Music