The Lady: Ein wichtiger Film

Note: 8/9
Aung San Suu Kyi ist heute 67 Jahre alt, sie stammt aus Myanmar (Burma, Birma) und war nach 15 Jahren Hausarrest im Juni wieder zum ersten Mal in Europa. Hier hat sie die Nobelpreis-Rede nac
hgeholt, die 1991 einer ihrer Söhne stellvertretend gehalten hatte. Damals konnte sie Burma nicht verlassen, weil sich nicht wieder hätte einreisen dürfen. Den Friedensnobelpreis bekam Aung San Suu Kyi für ihre gewaltfreien Bemühungen um Demokratie in ihrer Heimat. Burma liegt östlich von Indien, westlich von Thailand und eignet sich für wunderbare Postkartenbilder. Die ehemalige britische Kolonie hatte nach dem 2. Weltkrieg eine kurze demokratische Phase unter der Führung von Aung San, Aung San Suu Kyis Vater. Er wurde 1947 ermordet, blieb aber eine Ikone der Demokratie. Trotz vielfältiger internationaler Bemühungen, der friedlichen Aufmärsche der Mönche (2007), des Einsatzes der NLD (Nationale Liga für Demokratie) von Aung San Suu Kyi blieb das Land bis 2010 in der Hand von grausamen Diktatoren. Beharrlich und unter gewaltigen Einschränkungen für ihr privates Glück hat die Friedensnobelpreisträgerin 2010 erste freie Wahlen erreicht. „The Lady“ erzählt die Etappen dieser politischen Geschichte engagiert und anschaulich. „The Lady“ erzählt aber auch die persönliche Geschichte der Familie Aris. Aung San Suu Kyi hatte in Oxford studiert, den britischen Tibetologen Michael Aris geheiratet und zwei Söhne geboren. Als sie in Burma unter Hausarrest gestellt wurde, blieb sie jahrelang von ihrer Familie abgeschnitten. Michael Aris hat dies alles mitgetragen, aus Liebe zu Aung San Suu Kyi, aus Liebe zu Burma und aus der Überzeugung heraus, dass man nicht zusehen kann, wie ein ganzes Land terrorisiert wird. Engagement statt Menefreghismo. Berührend. Liebe statt Gleichgültigkeit. Selten. Luc Besson inszeniert gekonnt, und er hat in der Hauptdarstellerin Michelle Yeoh ein gelungenes Alter Ego für Aung gefunden. Der Film zeigt auch Originalaufnahmen, die Videofilmer unter Einsatz ihres Lebens gedreht haben. „Nutzt eure Freiheit um unsere voranzutreiben“, heißt es im Nachspann. Eine Aufforderung.
The Lady, (F, GB 2011), 133 Min., Regie: Luc Besson, mit: Michelle Yeoh, David Thewlis. Bewertung: Sehenswert
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 21./22.7.2012