Mon pire cauchemar: Amüsante Huppert

Mon pire cauchemar: Amüsante Huppert
Note: 7+
„Mon pire cauchemar“ (Mein liebster Alptraum) von Anne Fontaine (Coco Chanel) zählt zu den Filmen, die man nicht unbedingt gesehen haben muss, die man aber gemütlich in den Kinosessel gefläzt ganz gut ansehen kann. Voraussetzung ist allerdings, dass man nicht zu den gestrengen Gemütern aus der gehobenen Kulturschickeria zählt wie Agathe (Isabelle Huppert). Die Galeristin lebt mit Francois und Sohn Adrian in einem schönen Appartement in Paris. Agathe ist hübsch, immer perfekt gestylt, erfolgreich und ein emotionaler Eiskasten. Das wäre Klischee Nummer eins. Ihr Sohn ist hübsch aber IQ-mäßig nicht besonders ausgestattet – Klischee Nummer zwei. Adrians Schulfreund Toni kommt aus prekären Verhältnissen ist aber sehr klug – Klischee Nummer drei. Tonis Vater Patrick (Benoît Poelvoorde) ist ein charmanter Tunichtgut aus der Unterschicht. Klischee Nummer vier. Patrick liebt seinen Sohn sehr und tut alles für ihn. Bei einer Elternversammlung lernen sich Agathe und Patrick kennen. Zwei Gesellschaftsschichten, zwei Welten. Klischee Nummer fünf. Aus diesem Zusammentreffen entwickelt sich die Story des Films. „Es gibt drei Dinge, wo ich mich auskenne“, sagt Patrick, „Alkohol, Nutten, Geografie“. Solche Sprüche jagen Agathe kalte Schauer über den Rücken. Trotzdem gelingt es dem lebensfrohen Patrick, der Unterkühlten Leben einzuhauchen, sie zum Lächeln zu bringen. Agathe wiederum bringt den aus dem Ruder laufenden zu einem seriöseren Lebenswandel. Verleger Francois, der seit Jahren keinen Sex mit seiner Agathe hatte (Klischee sechs!) verguckt sich in die wesentlich jüngere Julie, die Bäume liebt, Druidenmusik und Kinder. So eins bekommt sie dann auch. Alter Mann, junge Frau. Klischee Nummer sieben. Wirklich ein Klischee? Das wirkliche Leben bietet oft genug solche Konstellationen an. Ach ja, fehlt noch Klischee Nummer acht, jenes, das vorführt, wie gekünstelt die Hochkultur sein kann. Ist manchmal wirklich so. Gegen Ende zieht sich „Mein liebster Alptraum“ etwas, aber auch diese Längen versüßt das amüsante Schauspiel von Huppert und Poelvoorde.
Mon pire cauchemar, (F 2011), 100 Min., Regie Anne Fontaine mit Isabelle Huppert, Benoît Poelvoorde, André Dussolier. Bewertung: Amüsanter Klischeeritt.
Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 7./8.7.2012