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June 29, 2012

NatureCulture Special #05: Freiräume am Wasser. Die Passer-Terrassen in Meran

Verena Spechtenhauser

Was die Bozner schon haben, wurde von den Meranern lange Zeit vermisst: einen direkten Zugang zum Stadtfluss. Seit dem 16. Juni 2012 gibt es ihn jetzt in Form der Passer-Terrassen auf der Höhe der Thermen im Zentrum von Meran. Der neue Zugang zur Passer ist Teil eines Interreg IV-A-Projekts der den bezeichneten Titel „Ortsgerechte Gestaltung/Freiräume am Wasser“ trägt. Dafür verantwortlich zeichnen die Abteilung Wasserschutzbauten der Autonomen Provinz Bozen sowie die Stadtgemeinde Meran.

Doch, welche Idee steckt hinter dem Projekt? “Es geht in erster Linie darum, verbaute Flussräume im urbanen Raum wieder lebenswerter zu gestalten und bestehende Wasserschutzbauten zu sanieren und, wo möglich, für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Passerterrassen konkret sind als Ort der Naherholung gedacht, die den Bürgern und Bürgerinnen die Möglichkeit geben soll, „ihren“ Fluss im Stadtzentrum näher erleben zu können”, erklären Anni Schwarz, die Amtsdirektorin der Meraner Stadtgärtnerei, und Willigis Gallmetzer von der Abteilung für Wasserschutzbauten. Finanziert wurde das Interreg-Projekt, das 2009 gestartet ist und im Oktober dieses Jahres abgeschlossen wird, zu 85% mit Mitteln der Europäischen Union. Die restlichen 15% werden von den Partnern mit Eigenmitteln gedeckt. Neben der Gemeinde Meran beteiligten sich auch die Gemeinde Pfunds in Österreich sowie die beiden Belluneser Gemeinden Alleghe und Rocca Pietore am Projekt. “Letztere haben verschiedene Arbeiten rund um den Fluss Cordevole durchgeführt, der Leadpartner Pfunds (Österreich) hat mit dem Projekt „Kunst am Becken“ im Stubner Bach neue Akzente gesetzt, nachdem das Dorf Pfunds im Jahr 2005 stark von einer Unwetterkatastrophe in Mitleidenschaft gezogen wurde”, erklären Schwarz und Gallmetzer. Aber sind die Passer-Terrassen ein neues Prestigeprojekt der Südtiroler Politik?

“Sowohl die Abteilung Wasserschutzbauten der Autonomen Provinz Bozen als auch die Stadtgemeinde Meran sehen ihr erklärtes Ziel darin, die Passer, unter Einbeziehung der Bevölkerung, wieder erlebbarer zu gestalten”, betonen Schwarz und Gallmetzer und verweisen auf die ‘Passer-Foren’, bei denen die Meraner BürgerInnen von Anfang an über das Projekt informiert wurden und auch dazu eingeladen wurden, Ideen und Anregungen beizusteuern. “Im Laufe dieses aufwendigen und konstruktiven Partezipationsprozesses wurden von den ständigen Teilnehmern des Passer-Forums (Vertreter von ca. 30 Meraner Vereinen und Institutionen) ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, wobei 5 Projektvorschläge als vorrangig eingestuft und in einem Gesamtkonzept vertieft wurden. Die Passerterrassen sind das erste von diesen 5 Projekten, die jetzt verwirklich wurden. Bei den anderen Vorhaben handelt es sich um eine Weiterführung der Gilf-Promenade mit der Entstehung einer Fußgängerverbindung Gilf-Lazag, der Aufwertung und Begrünung der an der Passer verlaufenden Manzonistraße, der Entstehung eines Flussparkes im Mündungsbereich Passer-Etsch sowie der Erweiterung der Naherholungszone Lazag und der ökologisch wertvollen Auwaldbereiche.”

Urban H2O

Auch abseits der „Passer-Foren“ wurde über die bessere Nutzung der Passer als aktiver Lebensraum nachgedacht. Im Rahmen des leider der Vergangenheit angehörenden Meraner Kunstfestivals [un]defined starteten die Meraner Laurin Mayer, Michael Fuchs und Daniel Schölzhorn das Projekt UrbanH2O, welches das Hauptprojekt der Wildbachverbauung und der Stadtgemeinde Meran ergänzen sollte und von den Projektleitern Anni Schwarz und Willigis Gallmetzer auch unterstützt wurde. “Da die Passer irgendwie zu unserem Lebensumfeld gehört, haben wir Interesse am Passerprojekt gehabt und uns überlegt, wie wir uns beteiligen könnten. Zustande gekommen ist dann eine Art Werkstatt beim letzten [un]defined im Jahr 2010″ , erklärt Laurin Mayer. Die Ideen und Aktionen, die die Gruppe während der 14 Festivaltage mit Hilfe von verschiedenen Interessierten aus Meran und Umgebung verwirklicht haben, waren zahlreich und kreativ und wurden von den Meranern gut aufgenommen. Exkursionen mit TechnikerInnen des Interreg-Projektes an der Passer sowie Diskussionen rund um die Realisierbarkeit der gesammelten Ideen standen genauso auf dem Plan wie das Baden in der Passer. “Wir haben während des Festivals versucht aktiv mehrere (neue) Orte an der Passer aufzusuchen. Im zweiten Teil haben wir ‘künstlerische’ Aktionen Rund um das Thema Stadt – Natur – Passer durchgeführt. Wir wollten dazu anregen, über das Verhältnis der Stadtbewohner zum Fluss nachzudenken. Dazu haben wir plakativ einen Sonnenschirm mit Liegestühlen am Passerufer aufgestellt (an dem Ort, wo jetzt der neue Zugang ist) und die Leute interviewt. Außerdem haben wir eine Passerinsel auf der Sparkassastraße gebaut, die zum Betreten und Verweilen einladen sollte. Wir haben Passergeräusche aufgenommen und sie unter den Lauben abgespielt. Und wir haben Passerwasser in Plastikflaschen abgefüllt und die Flaschen geometrisch geordnet auf dem Sandplatz aufgestellt”, erzählt Laurin Mayer weiter.

Die Vorschläge und Ideen wurden später an das offizielle Passerprojekt weitergeleitet. Mit dabei war auch der Wunsch nach Passerzugängen. “Unser Vorschlag ist dem jetzt realisierten sehr ähnlich; unterscheidet sich höchstens in der Materialwahl und der Form der Terrassen”, so Laurin Mayer, “daher denke ich auch, dass wir uns durchaus über den jetzt realisierten Passerzugang freuen können. Wie mir scheint, wird er auch schon rege in Anspruch genommen. Ich hoffe, dass er hilft, die Passer auch in der Stadt als ein schönes, wertvolles Stück Natur zu sehen”.

Weitere Infos zum Interreg-Projekt „Ortsgerechte Gestaltung/Freiräume am Wasser“ sind auf der offiziellen Internetseite zu finden: www.freiraumamwasser.eu. Zum Projekt Urban H2O gibt es mehr Infos auf dem Blog: urbanh2oworkshop.blogspot.it/p/exploring-passer.html.

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