Music

June 15, 2012

Rock the Lahn against racism: Solche Initiativen braucht das Land

Verena Spechtenhauser

Heute Abend startet die achte Ausgabe des Meraner Open Air Festivals Rock the Lahn. Mit dabei sind wieder eine stattliche Anzahl nationaler und internationaler Bands unter anderem aus den Staaten, aus Deutschland und Spanien. Namen wie Mainfelt, Mad Caddies, Talco und Fiddlers Green werden dem Publikum zwei Tage lang ordentlich einheizen. Das Wetter ist spitze und soll auch so bleiben. Es gibt Bier und Essen in Hülle und Fülle und zum ersten Mal steht den rund 4000 erwarteten Besuchern ein Zeltplatz zur Verfügung, auf dem sie es ein Wochenende lang so richtig rocken lassen können. Ja sogar die kompletten Spiele der EM werden live übertragen – was will man mehr! Es wird eine richtig große Party, das zweitgrößte Festival Südtirols und dafür haben sich die Veranstalter, der Kulturverein integration-rock und der Fußballclub Banklwörmer, auch ein Jahr lang so richtig ins Zeug gelegt. Nicht zu vergessen die zahlreichen freiwilligen Helfer, ohne die bei solchen Veranstaltungen sowieso nichts geht.

So weit so gut. Das sind die beeindruckenden Fakten, die wahrscheinlich einen Großteil der erwarteten Festivalbesucher am meisten interessieren. Beeindruckend vor allem, wenn man sich bewusst macht, dass sich in nur acht Jahren aus einer kleinen Fußballfete ein richtig großes Musikfestival entwickelt hat. Beeindruckend, wenn man weiß, dass die Organisation dieses Events nicht von bezahlten Profis, sondern von engagierten jungen Meranern geleitet wird. Und beeindruckend vor allem, wenn einem bewusst wird, welche Werte und Ideen damit verbunden sind. Denn das wissen die wenigsten (mich mit eingeschlossen).

Bei meinem Gespräch auf der Lahn mit Thomas Kobler, einem der drei Hauptorganisatoren, zeigt es sich deutlich, dass es hier um mehr geht als „nur“ ums Feiern. Es geht um Integration, Respekt und ein friedliches Miteinander.

„Der Kulturverein intergration-rock und die Iniziative Rock the Lahn against racism wurden ins Leben gerufen, nachdem einige der Mitveranstalter letztes Jahr zufällig auf das Haus Arnika gestoßen sind“, erzählt Thomas, der soeben in Innsbruck sein Studium der Politikwissenschaften beendet hat. „Das Haus Arnika ist eine von der Caritas geleitete Einrichtung in denen Flüchtlinge eine temporäre Unterkunft gefunden haben. Es sind vor allem Flüchtlinge aus dem Libyenkrieg aber keine Libyer sondern Schwarzafrikaner, die in Libyen als Wanderarbeiter ihren Lebensunterhalt verdienten. Und auch einige Flüchtlinge aus Bangladesch sind dabei.“

Der Anblick der zahlreichen Flüchtlinge im Haus Arnika ist den jungen Meranern nicht mehr aus dem Kopf gegangen und so haben sie spontan beschlossen die Flüchtlinge zu besuchen. „Wir gehen öfter ins Haus Arnika und die Menschen dort freuen sich sehr, wenn wir kommen. Wir unterhalten uns oft und viel mit ihnen aber es ist nicht immer einfach das Erzählte zu verdauen. Die meisten von Ihnen sind von Libyen aus mit Schlepperbooten nach Lampedusa gebracht worden. So was vergisst man nicht so einfach! Da war es für uns klar. Wir müssen diesen Menschen helfen.“

Anfang des Jahres wurde dann der Kulturverein integration-rock gegründet. „Wir wollen den Leuten das Thema Integration näher bringen. Unsere Aufklärungsarbeit soll aber vor allem über die Musik gehen. Die Südtiroler sollen wissen, dass es auch in Meran Flüchtlinge gibt. Sie sollen wissen, warum diese Menschen fliehen mussten, welches Schicksal sie erleidet haben. Und die Öffentlichkeit soll auch wissen, dass das Haus Arnika mit großer Wahrscheinlichkeit Ende 2012 geschlossen wird und dann geht die Odyssee der Flüchtlinge weiter!“

Und die Menschen im Haus Arnika danken es den jungen Meranern. Sie helfen mit bei den Vorbereitungen zum Festival und werden auch während des Open Airs mit anpacken. „Für uns ist es wichtig, dass auch die Besucher mit den Flüchtlingen in Kontakt kommen. Das ist für uns Integration.“

Doch Integration ist vielschichtig. Und so hat sich der Verein auch zum Ziel gesetzt, das Zusammenleben zwischen der italienischen und der deutschen Sprachgruppe zu verbessern. „Auch dort“, so Thomas, „gibt es noch jede Menge zu tun. Das sieht man doch auch sehr deutlich in Meran, wo es Bars gibt, die nur von „Deutschen“ oder nur von „Italienern“ besucht werden.“ Auch bei RTL (so die Abkürzung des Festivals) sind die italienischen Musikfans noch in der Unterzahl. Das würden wir in Zukunft auch sehr gerne ändern!“

Hut ab vor dieser Initiative, der ich den größtmöglichen Erfolg wünsche. Ich hoffe die Besucher kommen zahlreich (auch trotz der vielen weiteren Events dieses Wochenende) damit der Verein auch im nächsten Jahr wieder mit dem gleichen Elan die neunte Ausgabe von Rock the Lahn against racism auf die Beine stellen kann. Und für all jene die sich über die 25 Euro (Vorverkauf Festivalticket) beschweren denen sei gesagt: Es zahlt sich aus!!!

Übrigens, das genaue Programm für heute und morgen findet ihr hier: www.rockthelahn.com/programm.html

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