My Week With Marilyn: holprige Marilyn

Note: 6/7

Was könnte mich an Marilyn Monroe interessieren? Vieles. Ihre Romanze mit Colin Clark zählt aber nicht dazu.
Simon Curtis’ Film „My Week With Marilyn“ erzählt die Romanze zwischen einem jungen Mann und dem Star Marilyn Monroe. Das kindliche Gemüt des Weltstars MM braucht beim Dreh nach der Abreise von Ehemann Arthur Miller ein jugendliches Gemüt zum Anlehnen und findet den dritten Regieassistenten Colin. Das ist die Geschichte. Mehr oder weniger. Die Monroe war eine begabte, komplexe, beschädigte, nicht besonders glückliche Persönlichkeit. Das lässt sich bei Wikipedia nachlesen oder in einer der zahlreichen Monroe-Biografien. Simon Curtis’ Film schildert den Weltstar anders, aus der Perspektive des jungen Colin Clark nämlich. Diesen Clark gab es wirklich, er ist auch wirklich mit der Monroe zusammengetroffen, und er hat wirklich ein Buch über ihre gemeinsame Woche geschrieben. Wen’s interessiert… Es wird gut gespielt in diesem Film (Michelle Williams, Eddie Redmayne, Kenneth Branagh, Judi Dench). Aber Curtis’ Marilyn verführt andauernd zum Vergleich: Lächelt sie gleich wie die echte Marilyn, sind ihre Brüste größer oder kleiner (kleiner!), bewegt sie sich wie der Mythos, singt sie gleich? Die Zuschauerperspektive verfängt sich in der Realität, verheddert sich in der Frage, ob Marilyn wirklich so war oder doch ganz anders. Ich hätte mir lieber einen Film mit der echten Monroe angeschaut und ergänzend eine Dokumentation über ihr Leben und Werk gesehen. Simon Curtis Film ist konventionell gemacht. In der Exposition wird eine Menge geredet, was keinem Film gut tut, weil Kino in Bildern erzählt. Die Bildsprache von „My Week With Marilyn“ ist ordentlich und deshalb auch ordentlich langweilig, die Musik setzt dort ein, wo man sie erwartet; manchmal stört sie, weil sie schwächere Passagen kaschieren möchte. In der italienisch synchronisierten Fassung ist auch die Mischung nicht ganz gelungen (Geräusche zu laut, Stimmen zu still). Ein netter Filmabend mit tüchtigen Schauspielern, der neugierig macht auf ein Leinwand-Wiedersehen mit der echten Marilyn.

My Week With Marilyn (GB, USA, 2011), 99 Min., Regie: Simon Curtis. Bewertung: Na ja.

Erschienen in der Südtiroler Tageszeitung am 9./10.6.2012