Der Allwetterwandertipp: Gasthof Pider, Wengen

09.06.2012
Der Allwetterwandertipp: Gasthof Pider, Wengen

Der Ort Wengen im Gadertal hat eine interessante Geschichte, denn mit seiner Bevölkerung wanderten auch Kirche und Kirchengasthaus plötzlich dem Talgrund zu. Der Gasthof Pider, der heute den „neuen“ Dorfkern schmückt, pflegt seinen jahrhundertealten guten Ruf.

Die Geschichte des Gasthauses hängt eng mit der Dorfgeschichte von Wengen zusammen. In der zweiten Hälfte des 19. Jh. wurden immer mehr Häuser in der Nähe des Talbodens errichtet, sodass die Gemeindeverwaltung beschloss, das Dorfzentrum ebenfalls zu verlegen. So fand das Kirchengasthaus Pider im Jahr 1874 seinen neuen Standort neben der neu erbauten Kirche. Die Gaststätte ist seit vielen Generationen in Familienbesitz – einst Pider, heute Rubatscher. Angela Pider, die Großmutter des Wirtes, hatte drei Brüder, die sich alle für den Priesterberuf entschieden. So übernahm sie das Gasthaus. Nun wachsen bereits die Kinder von Markus Rubatscher, Jahrgang 1970, als 5. Generation des Gastbetriebs heran. Das Wirtshaus, das vor dem 1. Weltkrieg noch über einen Schießstand und bis in die 1960er-Jahre auch über eine Kegelbahn verfügte, ist heute ein moderner Hotelbetrieb; die Kegelbahn ist nun automatisch, und im wappenverzierten Schankraum findet sich die Dorfbevölkerung immer noch gern zum gemütlichen Beisammensein ein.

Essen und Trinken

Auf einheimische Gerichte wird großer Wert gelegt, auf der Speisekarte stehen hausgemachte Schlutzkrapfen, Gerstsuppe, Kasund Spinatnocken, Schüttelbrot-Tagliatelle sowie Ravioli aus Boxelemehl (gemahlenes Johannisbrot) – auf Bestellung werden auch die typischen Tirtlan gebacken. Im Sommer gibt es ein ladinisches Menü, bei dem das Hirschgulasch zum Hauptgang serviert wird, als Nachspeise werden Nigelen (in Schmalz gebackene Hefebällchen) mit Glühwein gereicht.

Der alte Glockenturm von Wengen

Die erste Kirche von Wengen wurde schon 1382 erwähnt. Der Bevölkerungszuwachs machte im 19. Jh. den Bau eines neuen Gebäudes erforderlich. Die heute in der Dorfmitte gelegene Pfarrkirche wurde in nur wenigen Jahren errichtet (1868–1874). Die ursprüngliche Kirche blieb dem Zerfall überlassen und wurde schließlich 1935 abgerissen, mit Ausnahme des aus dem 14. Jh. stammenden Glockenturms. Der Bauer, dem der Grund neben der alten Kirche gehörte, wehrte sich gegen den Abriss des Turmes – nicht aus einem denkmalschützerischen Gedanken heraus, sondern weil er Angst hatte, der Schutt könne die Wiesen und somit die Heuernte ruinieren. Ihm ist es also zu verdanken, dass der schlanke gotische Glockenturm noch erhalten ist. Mittlerweile wurde im Erdgeschoss des Turmes eine Ausstellung zur Kirchengeschichte eingerichtet, ein Spazierweg führt zum aussichtsreichen Kirchhügel.

Infos in Kürze
Hotel Pider, ***s, Fam. Rubatscher, Str. San Senese 22, 39030 Wengen. Tel. 0471 843129
www.pider.info
Mo. Ruhetag, 26 Zimmer, Platzangebot: 30 Plätze

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Dorfgasthäuser in Südtirol
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