Rainer Werner Fassbinder: Filmclub zeigt Filmreihe zum 30. Todestag

Sie sind es wert, geliebt zu werden, die über 40 Filme, die Rainer Werner Fassbinder gedreht hat. Am 10. Juni 1982 ist er 37-jährig gestorben. Sein 30. Todestag ist Anlass, die Filme wieder auszugraben, und sie bestehen die Nachprüfung souverän. Fassbinder hatte die Aufnahmeprüfung an der Berliner Filmhochschule wiederholt nicht geschafft. Also machte er sich ohne Ausbildung auf den Weg, den Weg ins Theater, in den Film. „Gelernt“ hat er Film beim Zuschauen im Kino. Hinterlassen hat er die wohl interessantesten Werke des Neuen Deutschen Films. Besser als seinen Kollegen (Herzog, Schlöndorff, Wenders usw.) gelang es ihm, in seinen Filmen Herz und Verstand in Einklang zu bringen und das Erzählte auch noch in wunderbare Bilder zu kleiden, ganz nach seinen amerikanischen Vorbildern (Douglas Sirk). Fassbinder nutzte die berührende Form des Melodrams, um subversive Inhalte zu vermitteln.
Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von Emmi und Ali aus dem Jahr 1974. Heute, 38 Jahre später, ist sie so aktuell und berührend wie damals. „Angst essen Seele auf“ erzählt die Geschichte einer „unmöglichen“ Beziehung zwischen der älteren Putzfrau Emmi und dem marokkanischen Gastarbeiter Ali. „Angst essen Seele auf“ sagt Ali, weil er nicht möchte, dass sich Emmi einschüchtern lässt. Brigitte Mira wurde für ihre Emmi-Darstellung in Cannes gefeiert, Fassbinders damaliger Lebensgefährte El Hedi ben Salem spielt Ali, Fassbinder selbst ist als Emmis Schwiegersohn zu sehen. Kameramann Jürgen Jürges hat das Geschehen in eindrückliche Bilder gekleidet. Zu sehen ist dieser Film am 6. Juni um 20.30 Uhr in einer ganz besonderen Projektion im Capitol-Café: direkt aus dem 16mm-Projektor an die Wand geworfen, wie dies früher in Schulen und Filmrunden durchaus üblich war. Mit englischen Untertiteln, übrigens. Um nichts weniger spannend sind „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“ (1972), ein Stoff, der von der Liebe zwischen zwei Frauen erzählt und ursprünglich für’s Theater geschrieben war. In die Filmgeschichte eingegangen ist auch Fassbinders Effi-Briest-Verfilmung, die nach wie vor allen Vergleichen standhält. Umfassende Informationen über RWF gibt es im lohnenden Dokumentarfilm „Ich will nicht nur, dass ihr mich liebt“ (1992). Ergänzt werden die Fassbinder-Tage von einer Plakatausstellung im Foyer des Filmclubs.
P. S.: Der TV-Sender ARTE zeigt zwischen 8. und 25. Juni Fassbinder-Filme (immer zu später Stunde allerdings).
Filmclub Bozen
6. Juni, 18.30 Uhr: Ich will nicht nur, dass ihr mich liebt, Doku über Rainer Werner Fassbinder von H.G. Pflaum
6. Juni 20.30 Uhr: Capitol-Café: Angst essen Seele auf auf 16-mm
7. Juni 18 Uhr: Fontane Effi Briest
7. Juni 21 Uhr: Die bitteren Tränen der Petra von Kant