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June 1, 2012

PoolPlay: Player für Theaterprojekt im September gesucht

Kunigunde Weissenegger

Naturkulisse, Südtirol, Alpen, Innichen, Parkhotel Sole Paradiso. Ein Pool. Und Abgeschiedenheit, Anregung, kreatives Arbeiten. Musik, Tanz, Schauspiel, Improvisation. Play bzw. ein Theaterstück. Das ist PoolPlay, interdisziplinäres, mehrsprachiges Theaterprojekt und Sommerakademie vom 9. bis 16. September 2012 von Jula-Kim Sieber und Maximilian Lösch in Innichen in Südtirol. Worum es genau geht und was sie fordern und sich erwarten, lassen wir uns von den beiden Initiatoren selbst erzählen.

Jula-Kim Sieber und Maximilian Lösch, worum geht es bei PoolPlay?

Die Sommerakademie PoolPlay von ar2com hat zum Ziel, die Professionen um Architektur, Tanz und Schauspiel sowie Musik zusammenzubringen, einen Raum zu gestalten. Alle drei Professionen schaffen Raum; das Handwerk dazu lernen alle in ihrem Studium – die Techniken sind sehr unterschiedlich. Genau von diesen unterschiedlichen Herangehensweisen wollen wir während der Sommerakademie profitieren. Drei Dozenten verwickeln die PoolPlayer (TeilnehmerInnen) in einen intensiven zweiwöchigen Arbeitsprozess. Herausgefordert durch Raum, Zeit, Sprachen, Ort und die beteiligten Menschen und geleitet von ihrer Intuition, Kreativität und ihrem Wissen werden die PoolPlayer im Schwimmbad des Hotels Sole Paradiso eine Performance gestalten und aufführen.

Die treibende Kraft des Workshops lebt von der öffentlichen Abschlussaufführung, denn die PoolPlayer werden binnen zwei Wochen ein Theaterstück in einem Schwimmbad improvisieren.

Die Sommerakademie PoolPlay findet jährlich statt mit jeweils wechselnden Dozenten und Teilnehmern – erstmalig im September 2012. Jedes Jahr steht die Sommerakademie unter einem anderen Motto: #01 PoolPlay schnappt > schnappt nach Ideen.

Genau, dieses Jahr ist das Thema “PoolPlay bites > PoolPlay agguanta > PoolPlay schnappt” – was können wir uns darunter vorstellen?

Es wird bei der Abschlussaufführung auch ein lokales Buffet geben. Das wäre die Assoziation zum Essen. Allerdings wollen wir PoolPlay jedes Jahr ein Thema geben, welches vielfältig ausgelegt werden kann, aber trotzdem eine Basis ist. Schon allein durch die Übersetzung in die 3 PoolPlay-Sprachen zeigt sich dies. PoolPlay als Neuling ist aber auch provokant, offensiv. Das sollte das Thema auch wieder spiegeln.

Wer kann mitmachen? Warum die Disziplinen Architektur, Tanz/Schauspiel und Musik?

PoolPlay ist eine Sommerakademie für kreative Menschen, die ihre künstlerischen, zwischenmenschlichen, interkulturellen und interdisziplinären Fähigkeiten während eines echten Projekts trainieren und verbessern wollen. Dieses Jahr beschäftigen wir uns mit Architektur, Musik und Tanz und bringen diese zu einer finalen Performance.
Wir suchen nicht nur Tänzer, Musiker und Architekten, sondern Menschen, die sich intensiv mit Tanz bzw. Schauspiel, Musik und Architektur (Licht und Materialitäten) in 2 Wochen auseinander setzen wollen und gewillt sind, gemeinsam in den ungewissen Pool, die Abschlussaufführung, zu springen. So sind Laien genauso willkommen wie Studenten und Professionelle. Es kommt darauf an, ob man Vertrauen fassen kann. Dies ist etwas komplexer… Aber ich denke, dass sich während einer Sommerakademie schnell eine positive Gruppendynamik entwickeln wird.
Die Disziplinen sind so gewählt, weil sich alle drei mit Raum und Zeit auseinandersetzen, allerdings sind Ihre Medien und Werkzeuge vollkommen anders. Da ist der Lernfaktor natürlich potenziert.

Und wie kommt ihr auf den Titel PoolPlay?

PoolPlay ist ein Theaterstück, das in einem Schwimmbad stattfindet. Und nur stattfindet, wenn die PoolPlayer ihren Einsatz (engl. pool) erbringen. To play, the play, playing – alles klar, oder? Von Spielraum zu Freiraum, der für den Alltag dient. Wir sehen den Pool auch als den Behälter der freilaufenden Prozesse, als den Schatz an Erfahrung und Kreativität, den jeder mitbringt, der Pool ist ein Kontext, der Interaktion ermöglicht… Play, oder Spiel, weil das Spiel, die Leichtigkeit, die Gedankenlosigkeit des Spiels genau jene Kraft ist, welche einen kreativen Prozess unterstützt, welche die Offenheit und Freiheit der Teilnehmer für jenen Bewusstseinszustand ermöglicht, in dem die Intuition, die Interdisziplinarität und das Unvorhergesehene passieren, sich synchronisieren und gemeinsam etwas in so kurzer Zeit schaffen.

Was genau erwartet ihr euch? Was ist das Neue an eurem Projekt? Was fehlt in der heutigen Bildungsgesellschaft?

Erstmal fallen uns da drei Aktivitäten ein: Interdisziplinarität üben, Internationalität bzw. Interkulturalität leben und künstlerisch forschen! PoolPlay ist uns eine Notwendigkeit, die durch Julas Erfahrungen an der Universität entstand. Das Uni-Leben hat sich seit der erzwungenen Einführung des Bachelor-Master-Studiums stark verändert.

Im straff organisierten Bachelor-Master-Studium ist kein Platz für kritisches Hinterfragen und später auch kein Platz für eine Zukunft mit Freiräumen. Der Fokus auf Effizienz und Produktion von Technikern (idiotisme du métier) drängt die humanistischen Fakultäten des Menschen ins Abseits.

Wie sieht dann unsere Gesellschaft von Morgen aus? – Da wir das nicht wissen und eher ein ungutes Gefühl haben, springen wir in den Pool. PoolPlay ist ein Experiment! Es soll einen Impuls geben in die Richtung, die uns wichtig erscheint: künstlerisches Forschen, Freiraum, miteinander Arbeiten, Spaß, spontanes Reagieren, intellektueller und emotionaler Austausch, kreatives aneinander Reiben, intensive Körperarbeit, künstlerische Materialisierung von Ideen und Konzepten.

Eine sinnlose Veranstaltung – wirklich? Wir sind doch im Pool… – Ein Ablauf von Geschehnissen wird als Prozess verstanden. Während PoolPlay geht es um Prozesse im Plural, genauso wie auf dieser Welt eine Superzahl an Prozessen gleichzeitig und pausenlos abläuft. Um einen kurzen Prozess handelt es sich, wenn unendlich viele Prozesse in die gleiche Richtung vorrücken, sich synchronisieren – und ein Produkt entsteht. Die intuitive Synchronisation von Prozessen führt zu Innovation.

Was wir uns erwarten? – Vor allem wieder mit Freude ans kreative Arbeiten zu gehen. Sich überschlagen und sehen, dass alles gut laufen wird, weil PoolPlayer Teamplayer sind.

Was erwartet die Player? Und was erwartet am Ende dann das Publikum?

Rein technisch gibt es ein Schwimmbad, das von den PoolPlayern (im)materiell zu füllen ist. Die Tutoren Günter ‘Baby’ Sommer > Musik, Douglas Bateman > Tanz/Schauspiel und Jula-Kim Sieber > Architektur werden die PoolPlayer durch diesen kreativen Prozess leiten bzw. begleiten. In der ersten Woche gibt es mehr Aufwärmübungen und Kennenlernen der anderen Professionen und deren Arbeitsstile. Wir werden in kleinen Gruppen arbeiten können. In der zweiten Woche wird eine Geschichte aus den Improvisationen der ersten Woche gestaltet.

Organisatorisch bieten wir noch die Unterkunft und das Essen. Zur Erholung steht der SPA-Bereich des Hotels Sole Paradiso zur Verfügung. Am ersten Wochenende feiern wir das Bergfest auf der Dreizinnen-Hütte. Wir werden also auch durch’s idyllische Südtirol wandern können.

Das Publikum kann live miterleben wie PoolPlayer sich einbringen. Da es bei PoolPlay keine Noten gibt, wird die Reaktion des Publikums ein maßgebendes Feedback auf das Erschaffene sein. Ich hoffe, es wird konstruktive Kritik sein.

Mehr Infos, Anmeldung und Bewerbung zur Sommerakademie PoolPlay: www.PoolPlayer.ar2com.de

Fakten:
Sommerakademie für Musiker, Schauspieler und Architekten. 09.09.2012–16.09.2012. Innichen, Südtirol – Italien. 500 Euro für Lehre, Kost und Logis, Wellnessbereich des Hotels Sole Paradiso. Stipendium: nur mehr 300 Euro.

Dozenten:
Musik > Günter ‘Baby’ Sommer ist einer der bedeutendsten Vertreter des zeitgenössischen europäischen Jazz, welcher mit einem hoch individualisierten Schlaginstrumentarium zugleich eine unverwechselbare musikalische Sprache entwickelt hat. Seit 1995 lehrt Sommer als Professor an der Hochschule für Musik “Carl Maria von Weber” Dresden.
Tanz/Theater > Douglas Bateman ist Lehrbeauftragter an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Er begann vor 4 Jahren mit den Dansateliers; das Tanztheatersolo “Wonderland” wurde schon in unterschiedlichstes konventionellen und unkonventionellen Settings aufgeführt.
Architektur > Jula-Kim Sieber ist Architektin, Forscherin, Sängerin und Videokünstlerin. Ihr kosmopoliter und künstlerischer Lebensstil, ihre (inter)kulturellen Arbeiten im Ausland und Projekte über Grenzen hinweg erlauben ihr aus einem reichen Pool an Erfahrungen und Projekten zu schöpfen.

Player: Eine internationale Gruppe von Kreativen begleitet von 3 Dozenten werden in einem intensiven zweiwöchigen Arbeitsprozess verwickelt. Herausgefordert durch Raum, Zeit, Sprachen, Ort und die anderen Beteiligten, werden sie von ihrer Intuition und Kreativität geleitet eine Performance gestalten und durchführen. Willkommen sind Kreative, die ihre zwischenmenschlichen, interkulturellen und interdisziplinären Fähigkeiten während eines echten Projekts trainieren und verbessern wollen.

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