Culture + Arts > Architecture

May 30, 2012

Bunker 14: Statement von Angelika Burtscher

Franz

Standpunkt von Angelika Burtscher, Designerin und Kuratorin, zum Thema Bozner Bunker Nr. 14 (für den allgemeinen Einführungsartikel hier klicken…)

Zukunftsräume

Unsere räumliche und gedankliche Landschaft ist von Orten geprägt, die auf Vergangenes verweisen und Erinnerungen auslösen. Wir erinnern uns, nicht um geschichtliche Ereignisse passiv zu betrachten, sondern um Gedächtnis aktiv zu produzieren, und individuelle Bedeutungen und Rezeptionen zuzulassen. Wir eröffnen damit bewusst immer wieder neue Lesarten, die Vergangenes und Zukünftiges in neue Zusammenhänge bringen. Der Bunker Nr. 14 in der Industriezone Bozen ist ein Ort, der in seinem Originalzustand und in seiner räumlichen Präsenz ein großes Potential hat, um einen offenen Gedanken- und Auseinandersetzungsraum zu produzieren. Er ist Zeuge einer Zeitperiode, die unsere Auffassung und Wahrnehmung unseres politischen und kulturellen Umfeldes verändert hat, und neue Überlegungen zu Konzepten wie Identität, Verantwortung und Geschichte ausgelöst hat. Der Bunker ist ein Relikt der Vergangenheit, er ist nicht nur Erinnerungsträger für noch viele kommende Generationen, und somit ein wichtiger Produzent von Gedankengut, er ist vielmehr auch ein Ort, der eine Vorstellungskraft für unsere zukünftige Welt schaffen kann. Er ist Ausdruck und Beispiel für die Sprache einer Landschaft, und somit Medium der Darstellung und der Kommunikation. Das Zukünftige muss aber nicht immer an radikale Veränderungen gebunden sein, und mit dem räumlichen Potential eines Ortes arbeiten, sondern hat oft vielmehr eine Brückenfunktion für die Auseinandersetzung mit anderen Zugängen zu Geschichte. Wenn Orte, wie der Bunker Nr. 14, ein letzter Rest einer groß gedachten Vision im italienischen Alpenwall in Südtirol, die mit dunklen Erinnerungen verbunden ist, aus unserem Blickfeld verschwinden, beeinflusst dies unsere bewusst wahrnehmbaren Erinnerungen; vieles wird somit vergänglicher und unsere Landschaft wird immer weniger Anknüpfungspunkt und Träger geschichtlicher Ereignisse und verliert ihr Potential der aktiven Gedächtnisproduktion.

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