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April 24, 2012

Ibiza Occident – Im Mekka der elektronischen Musik

Verena Spechtenhauser

NOTE 7/8

Die diesjährigen Bozner Filmtage sind gerade zu Ende gegangen und auf dem Programm standen erneut eine Reihe von interessanten Dokumentarfilmen. Sicherlich einer der Besten ist Ibiza Occident, das neueste Projekt des Österreichers und Spanienkenners Günter Schwaiger, dem nach Hafners Paradies und Arena wieder ein gekonnter Blick, diesmal auf die Welt der elektronischen Musik, gelungen ist.

Anhand von 9 ½ Musikgeschichten zeigt Schwaiger das Gesicht der spanischen Insel jenseits der gängigen Klischees von Party, Drogen und Sex – ohne diese jedoch auszuklammern, denn sie gehören zur Insel dazu. Ibiza ist das Mekka der elektronischen Musik und einer der Orte mit der dichtesten musikalischen Kreativität in Europa. Eine Marke, hinter der eine enorme Maschinerie aus Musikern, DJs, Clubbesitzern, Gogos und Tänzern steht. Dort setzt der Film von Schwaiger an, hinter den Kulissen. Er begleitet Menschen, die auf Ibiza leben und arbeiten. Manche nur während der Saison, andere das ganze Jahr. Das Spektrum reicht von so bekannten Persönlichkeiten wie dem Gründer der weltweit bekannten Diskothek Pacha Ricardo Urgell oder dem spanischen DJ Cristian Varela, über die afrikanische Sängerin Nuwella und den deutschen Aussteiger und Musiker Rico bis hin zu Alvaro, der in Ibiza geboren und aufgewachsen ist und an der Rezeption eines Hotels arbeitet.  Jeder Einzelne gewährt Schwaiger Einblicke in sein berufliches und oft auch privates Leben. Dabei schwingt zwischendurch auch eine leise Wehmut mit, wenn die oft auch schon älteren Semester vom legendären Ibiza der 1970er und 1980er Jahre erzählen. Und so merkt man als Zuschauer sehr bald, das Ibiza aus viel mehr besteht als nur einer oberflächlichen Party- und Spaßindustrie. Diese Tatsache setzt Schwaiger gekonnt um, indem er immer wieder Aufnahmen aus dem pulsierenden Nachtleben (untermauert mit feinen elektronischen Beats) mit ruhigen Naturaufnahmen abwechselt.

Sechs Monate lang war Günter Schwaiger für den Film auf der Insel, gedreht wurde er in zehn Wochen. Eine sehr intensive aber auch sehr spannende und schöne Zeit, wie er im kurzen Gespräch nach der Vorführung dem neugierigen Publikum im Saal erzählt. Der Film, so Schwaiger weiter, ist seinem Bruder gewidmet, der früher selbst in Goa und Ibiza als DJ tätig war.

Ibiza Occident ist das gelungene Porträt einer einzigartigen Insel, vor allem aber auch eine Dokumentation über die Musik. Vielleicht kann man dem Film mehr abgewinnen, wenn man selbst schon auf Ibiza gewesen ist. Wenn man es zulässt, schafft es Schwaiger aber auch so, die magische Atmosphäre der Insel auf den Zuschauer zu übertragen.

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