Der Salone del Mobile 2012 und die Südtiroler Designszene

Was die Frankfurter Buchmesse für den Literaturbetrieb das ist der Salone Internazionale del Mobile für die Designbranche. Seit über fünfzig Jahren dreht sich in Mailand einmal im Jahr alles rund um das Thema Möbel und Design. Mit dabei ist jeder, der in diesem Bereich Rang und Namen hat. Die bedeutendste Messe für Markenhersteller aus der ganzen Welt findet in rund zwanzig Ausstellungshallen auf dem Messegelände im Stadtteil Rho-Pero statt.

Noch interessanter ist aber das Rahmenprogramm rund um die Messe. Fuori Salone lockt Besucher und Kreativemit einer schier unüberschaubaren Anzahl an Eventsraus aus den Messehallen und hinein in Galerien, Geschäfte und unkonventionelle Showrooms. Über die Jahre ist der Fuori Salone so zu einer idealen Plattform vor allem für junge Designer und Labels geworden. Spielten sich früher diese Veranstaltungen rund um das Viertel Tortona und seine alten Fabrikhallen ab, so verlagert sich in den letzten Jahren die Szene immer mehr ins Kreativviertel Ventura Lambrate.

Bestes Beispiel für die Atmosphäre, die während des Fuori Salone in Mailand herrscht ist die Bar Basso. Bekannt wurde sie durch den britischen Designer James Irvine, der dort während des Salone del Mobile eine legendäre Party veranstaltete. Seitdem treffen sich dort während der Messe bis zu 500 Gäste pro Abend und blockieren buchstäblich die Straße. Die und der dort entstandene Cocktail Negroni Sbagliato sind mittlerweile Kult. Das geht so weit, dass während der London Design Week im September 2011 sogar eine Bar Alto eingerichtet und der Barbesitzer Maurizio Stocchetto als Barkeeper eingeladen wurde.

Unter den zahlreichen Kreativen finden sich 2012 auch wieder Vertreter der heimischen Designszene. Und das nicht zu knapp! Bereits im Vorfeld des Salone wurde in den Räumen des Archivio Giovanni Sacchi die Designausstellung Scusate ma durante il salone del mobile sono alle Maledive von Benno Simma basierend auf seinem Minimirungsprojekt Six for All gezeigt. Auch der Meraner Designer Martino Gamper hat in der Mailänder Galerie Nilufar pünktlich zur Möbelmesse eine neue Ausstellung eröffnet.

Mit gleich zwei Künstlern ist die Meraner ES contemporary art gallery von Erwin Seppi in Mailand vertreten. Walter Thaler und Harry Thaler stellen im Rahmen der ebenfalls vom Archivio Giovanni Sacchi organisierten Veranstaltung Non aspettare di diventar vecchio per finire in un archivio ihre Projekte und Kreationen vor. Walter Thaler zeigt ein eigens für die Ausstellung konzipiertes Projekt Pflock/San Sebastiano. Harry Thaler zeigt sein Projekt Black Barrel, schwarze Ledersessel aus Ölfässern.Daneben ist Harry Thaler heuer auch auf dem Messegelände mit seinem Aluminiumstuhl Pressed Chair am Stand der deutschen Designfirma Nils Holger Moormann vertreten.

Zu ihrem zehnjährigen Bestehen präsentiert sich die Fakultät für Design und Künste der Freien Universität Bozen dem Mailänder Publikum gleich mit drei Ausstellungen. Man sieht Experimentation mit Materialien wie Marmor, Glas und Holz in der Ausstellung Vertigini, aber auch professionelle Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben wie Vetroricerca für das Projekt In vitro veritas. Sehr im Lokalen verwurzelt zeigt sich das Buchprojekt Bolzanopoli. Designstudenten schlüpfen in die Rolle des Journalisten, Kuratoren oder Buchbinder, um kulturelle und soziale Realitäten der Stadt Bozen aufzuzeigen.

An zwei sehr unterschiedlichen Events beteiligt sich Carla Cardinaletti mit Installationen. Für das interaktive Projekt a casa entwickelte sie die Installation Ankh, inspiriert vom ägyptischen Schlüssel des Lebens. Sie hat das Ziel, den Treffpunkt für all jene, die während der Messe einen Ort zum Entspannen und sich Unterhalten suchen, zu beleuchten. Bei Kidsroomzoom 2, eine Veranstaltung des Fuori Salone bei dem sich alles um die Welt der Kinder dreht, zeigt Cardinaletti das Projekt La Chiave.

Wer jetzt Lust gekriegt hat sich in das Mailänder Stadtleben rund um den Salone del Mobile zu stürzen, der findet hier noch einige Daten: