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April 13, 2012

Vorhang Auf: Brixens neue Kleider

Kunigunde Weissenegger

So bunt, wie die Stoffe, mit denen sie arbeiten, ist der interkulturelle Verein StoffArt. Zusammen mit der Brixner Künstlerin Maria Walcher, haben die Näherinnen und Näher für die Eisacktaler Stadt die stoffliche Installation Vorhang Auf geschaffen. Die textile Arbeit wird morgen, Samstag 14. April um 11 Uhr vor dem Rathaus in Brixen, Große Lauben 5, eröffnet und ist bis 28. April 2012 zu sehen. Wir haben uns mit Maria Walcher etwas näher über das kollaborative Projekt unterhalten:

Wie habt ihr euch kennen gelernt, du und StoffArt?

Ich war im Herbst mit meinem Nährpojekt “I pack my bag” in verschiedenen Städten in Europa unterwegs. Gaia Mureda, die Präsidentin von StoffArt, hat die Fotos des Projekts gesehen und mich auf ihren Verein StoffArt aufmerksam gemacht.

Da mich der Verein sehr angesprochen hat, kam mir die Idee, ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Verein zu machen und ich habe es ihnen vorgeschlagen. Die Vorsitzenden waren gleich begeistert und einverstanden.

Wie ist die Idee zum Projekt entstanden?

In meiner künstlerischen Arbeit mache ich zur Zeit viel mit Textilien und mich interessiert auch sehr die Schnittstelle zwischen Kunst und Sozialem. Zudem reizt es mich schon seit Längerem einmal ein Projekt in Südtirol zu machen. Als ich vom Verein gehört habe, kam mir gleich die Idee von Schneiderpuppen, die mit beschrifteten Kleidern überall in der Stadt stehen. Die Idee hat sich zu dieser Installation weiterentwickelt.

Worum geht es bei „Vorhang Auf“?

Die Installation besteht aus einem langen Vorhang, der aus dem Rathaus Brixen hängt und unten in ein Kleid übergeht, das von einer Schneiderpuppe getragen wird. Auf lesbarer Höhe sind am Vorhang Texte angebracht, die auf die Beziehung der StoffArt-Mitglieder zu Brixen eingehen: Was waren ihre Beweggründe nach Brixen zu kommen? Wie haben sie sich Brixen vorgestellt? Wie sehen sie die Stadt jetzt? …

Der Vorhang steht für mich als Element das zum einen den Durchblick verwehren, aber auch gewähren kann. Ich möchte damit die Frage des Sehen-Wollens oder nicht Sehen-Wollens in den Raum stellen.

Auch die Texte am Vorhang sind von weitem nicht lesbar, sondern erst wenn man näher hingeht und sich die Installation genauer anschaut.

Das Kleid kann auch an ein Brautkleid erinnern und auf die Beziehung zu Brixen anspielen: In was für eine Beziehung begibt man sich, wenn man sich entscheidet an einem neuen Ort zu wohnen?

Die Installation hängt aus einem Fenster des Rathauses, das als Repräsentant für Brixen steht.

Das Textile steht für den Verein StoffArt, auf den aufmerksam gemacht werden soll. Es ist eine Kleiderpuppe der anderen Art, der man unter den Lauben neben all den anderen Schaufensterpuppen begegnet.

StoffArt ist ein interkultureller Verein, mit Menschen verschiedenster Herkunft und Sprache. Habt ihr während eurer gemeinsamen Arbeit auch lustige Situationen erlebt? Auch schwierige?

Das Projekt hat die Möglichkeit geboten, sich besser kennen zu lernen und auszutauschen. Es hat sich daraus eine sehr angenehme Zusammenarbeit entwickelt, die sowohl für mich als auch hoffentlich für die Mitglieder des Vereins sehr bereichernd war. Meistens arbeiten die Leute an Kleinprodukten, die auf Märkten verkauft werden, oder Reparaturen. Somit hat dieses Kunstprojekt eine weitere Perspektive auf die Arbeit mit Textilien eröffnet.

Die Kommunikation bedeutet in einer so interkulturellen Gruppe immer eine Schwierigkeit, aber es ist schön zu sehen, dass durch so ein gemeinsames Projekt versucht wird und es auch gelingt, miteinander zu kommunizieren (mit Händen und Füßen ;) ). Dies führt zu schönen, lustigen und manchmal auch verwirrten Momenten.

Das Projekt verbindet Kunst und Soziales. Ist dir dies als Künstlerin ein Anliegen oder hat es sich so ergeben?

Wie bereits vorher erwähnt, sehe ich mich als Künstlerin, die an der Schnittstelle zwischen Kunst und Sozialem arbeitet. Ich habe bereits während meines Studiums in Wien an der Universität für angewandte Kunst und auch in den letzten zwei Jahren immer wieder Projekte realisiert, die in diese Richtung gehen und möchte auch so weiterarbeiten.

Wird es weitere gemeinsame Projekte geben?

Ich bin vom Verein StoffArt begeistert und schätze, dass es auch weiterhin einen Austausch geben wird.

Was sind deine Pläne?

Meine weiteren Pläne sind es als Künstlerin beziehungsweise Kunstpädagogin weitere Projekte zu realisieren. Dabei interessiert mich vor allem die künstlerische Arbeit im öffentlichen Raum sowie die Schnittstelle von Kunst und Sozialem.

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