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March 24, 2012

Die Schmiede aus der Römerzeit in Elvas

Franz

In Elvas befand sich bereits in der Römerzeit ein blühendes Dorf. Einen schönen Einblick in den Alltag und das Handwerk jener Zeit bieten die Reste einer Schmiedewerkstatt. Die Ausgrabungsstätte liegt neben dem Hotel Hofstatt und ist für Besucher zugänglich. Auf einer Rundwanderung erfahren wir viel Interessantes über die Siedlungsgeschichte der Hochebene von Natz-Schabs.

Ein paar auf der Straße spielende Kinder springen zur Seite, um ein Fuhrwerk vorbeizulassen. Aus einem kleinen, ärmlichen Haus dringt ein stetes und dumpfes Hämmern. Es ist der Dorfschmied, der seine Werkstatt direkt an der Straße hat. Eine Szene wie diese hat sich vermutlich in der frühen römischen Kaiserzeit (1.–2. Jh. n. Chr.) hier abgespielt. Im Sommer 1977 wurden in Elvas die Mauerreste eines Hauses freigelegt. Es bestand aus einem schmalen Eingangskorridor, einem Wohnraum mit Herdstelle und einer Werkstatt. Die zahlreichen Schlackenreste belegen, dass es sich um eine Schmiede handelte. Das Gebäude war im Stil der rätischen Häuser in einer natürlichen Senke errichtet worden und bestand aus mit etwas Kalk gefertigten Steinmauern mit Holzaufbau. Der Boden war aus gestampfter Erde. Das eher ärmliche Haus stand nicht allein, sondern mitten im Dorf. Einige Bruchstücke des Tafelgeschirrs Terra Sigillata, die hier gefunden wurden, belegen aber, dass der Ort in Handelsbeziehungen mit dem Süden und dem Norden stand. Vom Brixner Talkessel, wo eine größere Siedlung mit Wohnhäusern, Werkstätten und sogar einem Thermalbad lag, führte eine Straße auf die Hochebene direkt an der Schmiedewerkstatt vorbei. In der Römerzeit hatten die Schmiede ein sehr hohes Niveau in der Metallverarbeitung erreicht. Dies belegen unter anderem die schönen Eisenwerkzeuge, die in Sanzeno im Nonstal gefunden wurden. Sie sehen den Messern, Sicheln und Hacken, die die Bauern noch heute am Feld und im Weinberg verwenden, zum Verwechseln ähnlich. Verarbeitet wurden je nach Verwendungszweck Eisen, Kupfer und Bronze. Der Schmied nahm im Dorf eine wichtige Rolle ein, weil er, wie auch der Töpfer, im Alltag mittlerweile unverzichtbar gewordene Gegenstände herstellte.

Wanderung von Natz nach Elvas

Unser Ausflug beginnt im Ortszentrum von Natz (889 m). Hier folgen wir dem Wegweiser „Laugen–Elvas“. Am Ende des Dorfes verlassen wir die asphaltierte Straße und biegen links in die Obstwiesen ab. Der Weg Nr. 1 bringt uns in 20 Minuten zum Biotop Laugen (878 m). Nach ihm ist die bekannte vorgeschichtliche Keramik benannt (siehe „Apropos …“). Wir bleiben am Weg Nr. 1 und kommen nach 50 Minuten Gesamtgehzeit nach Elvas (814 m). Hier empfehlen wir einen Abstecher zum Pinazhügel (853 m), der mit Schalensteinen und schöner Aussicht lockt (Nr. 1 Richtung Brixen und dann rechts bergauf, 30 Minuten hin und retour). Wieder in Elvas nehmen wir die Straße links neben dem Messnerhof und in wenigen Minuten gelangen wir zum Hotel Hofstatt, mit der Schmiede aus der Römerzeit. Auf der Straße geht es weiter, dem Weg nach „Natz“ (blau/weiß) folgend, der bald in den Wald führt. Beim Sportplatz von Laugen stoßen wir auf die Straße, der wir 200 m lang folgen, um dann rechts in die Obstwiesen abzubiegen. In einer Stunde ab Hoftstatt sind wir wieder in Natz.

Apropos…

Laugen und Mellaun – Zwei eher unscheinbare Orte des Brixner Raums sind Namensgeber für einen ganzen Kulturraum, der im Wesentlichen Südtirol, Trentino, Engadin und Osttirol umfasste. Die Laugen-Melaun-Kultur geht auf die Endbronzezeit (12. bis Mitte 6. Jh. v. Chr.) zurück. Beim Laugener Moor wurden für diese Kultur typische Keramiken entdeckt, in Mellaun lag hingegen ein Brandbestattungsplatz. Besonderheiten, wie beispielsweise bei Keramikformen und -verzierungen und seltener auch bei Kulthandlungen, werden von den Archäologen oft zur Abgrenzung von anderen Kulturräumen verwendet. Die Laugen-Melaun-Kultur mit einem „l“ ist übrigens ein Rechtschreibfehler der Archäologen, der Ort heißt richtig Mellaun mit zwei „l“.

Kurz & bündig

Ein archäologischer Spaziergang mit einigen Überraschungen: die Laugener Keramik, und die Schmiede aus der Römerzeit, einfache Rundwanderung für das Frühjahr und den Herbst.

Gehzeit: mit dem Abstecher zum Pinazhügel 2½ Stunden, 190 Höhenmeter, 7,5 km
Anfahrt: bis nach Natz am Eingang in das Pustertal, im Ortszentrum parken.
Die Schmiede befindet sich auf Privatgrund. Vor der Besichtigung im Hotel Hofstatt Bescheid sagen, Tel. 0472 835420, www.hofstatt.com.
Einkehr: Bar-Café-Restaurant Elvas: Am Ortsrand gelegen, lokale Küche, aber auch einige Fischgerichte. Do Ruhetag, Tel. 0472 201020

In eurer Lieblingsbuchhandlung findet ihr diesen und weitere Ausflugstipps in:
Luisa Righi/Stefan Wallisch
Ötzi, die Räter und die Römer
Archäologische Ausflüge in Südtirol
Folio Verlag (Bozen/Wien 2009)

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