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March 18, 2012

In meiner Jugend wussten auch die Inder nichts von Yoga

Verena Spechtenhauser

NOTE: 6/7

Was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff des modernen Yoga und gibt es auch noch ein anderes, antikes Yoga? Braucht es einen Dokumentarfilm über seine Entstehung? Und bin ich die Einzige, die die Namen der drei wichtigsten Yogameister der Moderne und damit auch der Protagonisten des Films Tirumalai Krishnamacharya, B.K.S. Iyengar und Pattabhi Jois noch nie gehört hat? Diese und ähnliche Fragen gehen mir durch den Kopf, während ich im Kinosaal auf den Beginn des Films Der atmende Gott. Reise zum Ursprung des modernen Yoga warte.

Nach Indien entführt uns Jan Schmidt-Garre, deutscher Regisseur, Produzent und bekennender Yogaanfänger. In der Branche ist er bekannt und geschätzt für seine Theater- und Musikfilme. Fünf Jahre lang hat der Münchner an seinem Reisebericht gedreht und, wie er in einem Interview verrät, keine Kosten und Mühen gescheut, um auf den Spuren der drei wichtigsten Persönlichkeiten des modernen Yoga zu wandeln. Er ist es auch, der uns als erzählender Regisseur auf sehr sympathische Art durch den Film begleitet und sich unter anderem mit den zwei zum Zeitpunkt der Dreharbeiten noch lebenden Ikonen des Yoga Pattabhi Jois und B.K.S. Iyengar trifft, sie interviewt und sich von ihnen vor der Kamera sogar Unterricht geben lässt. Davon lebt der Film und von zahlreichen anderen Begegnungen, zum Beispiel mit den Kindern von Krishnamacharya oder mit den letzten noch lebenden Schülern des Meisters.

Es ist viel, was man im Film über das Yoga erfährt und es ist interessant. Nämlich dass die Art von Yoga, wie sie heute praktiziert wird, eine Erfindung des frühen 20. Jahrhunderts ist und von den Indern selbst eigentlich verpönt war. In meiner Jugend wussten auch die Inder nichts von Yoga, erinnert sich B.K.S. Iyengar, es war eine Sache von Kriminellen und Verrückten (…). Gleichzeitig bringt einen der Film auch ein Stück indischer Zeitgeschichte nahe, erzählt vom Kastenwesen, den indischen Maharadschas und der Rolle der Frau. Das Herausragende an der Dokumentation sind jedoch ohne Zweifel die historischen Filmaufnahmen die Krishnamacharya, den Erfinder des modernen Yoga, alleine oder zusammen mit seinen Kindern und Schülern bei teils atemberaubenden Übungen zeigen.

Fazit: Es ist kein Muss Teil der weltweiten Yoga-Gemeinde zu sein, um die Dokumentation spannend zu finden. Der wirklich große Aha-Effekt hat bei mir zwar nicht eingesetzt, aber der Film unterhält, überrascht, informiert, wirft Fragen auf und schafft es sie teilweise auch zu beantworten.
Ich möchte ihn all jenen empfehlen, die sich gerne mithilfe des Mediums Film auf Reisen in andere Länder und Kulturen begeben und nicht zögern auch mal über ihren Tellerrand hinauszuschauen.

Die Dokumentation über Entstehung und Hintergründe des modernen Yoga ist noch bis 29. März im Filmclub Bozen zu sehen. Und am 19.03.2012, H 20:30 Uhr im Forum Brixen und am 20.03.2012, H 20:30 im Bürgersaal in Meran.

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