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March 16, 2012

Vom Fish und der (halben) Welt. Inkohärente Gedanken zu Kurt Lanthalers Goldfish

Reinhard Christanell

Kurt Lanthaler, Südtiroler Berliner (oder auch umgekehrt), auf jeden Fall Autor vom Scheitel bis zur Sohle (Flosse, sollte man eigentlich sagen), literarischer Vater des erfolgreichen venostaner Serienschnüfflers Tschonnie Tschenett, dem er zu einem gewissen Ruhm verholfen hat (und auch umgekehrt), legt uns nun ein höchst seltsames, munteres und bewegtes (wie Gewässer und die darin lebenden Fische eben sporadisch bewegt sind) Werk vor.

Bereits der Titel des Büchleins (eigentlich, um ehrlich zu sein, ein recht schönes Buch, herausgegeben vom Innsbrucker Haymon Verlag) lässt aufhorchen – oder auch zurückschrecken: Goldfishs reisen um die halbe Welt. Goldfish? Fish? E chi è, costui? Mensch? Tier? Spuk? Vielleicht „karkass“? Eigentlich über-flüssige Nebensache. Oder eben nur ein gestrandetes Wort, ein zuckig-zügiges, gewichtig und leicht, das wie ein Brocken Holz dahin gleitet, von Zeile zu Zeile, Pardon, von Vers zu Vers, unter- und wieder auftaucht… bis „dann ist unterwasserruh“… Und: Reisen Fische – bzw. Fishe? Und gar um die halbe Welt? Welche Hälfte bevorzugen sie denn – die Flüssige? Und warum nicht gleich um die ganze Welt? Schmarren – ich meine Schmarren, was ich da rede bzw. schreibe auf der oberen Hälfte des Blattes. Was dann noch kommt, auf der unteren (Hälfte), weiß ich noch nicht, werde es aber bald entdecken, wenn ich so weiter tippe auf der schwarzen Tastatur.

Per capirci (qualcosa): Uebungen in tonaler atemkontrolle, heißt man (bzw. der Autor höchstpersönlich) so was – nicht etwa Lyrik oder Poesie oder Dichtung. Obwohl Dichtungen im täglichen Leben eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. Das ist gewiss – ob oben oder unten, Dichtungen braucht man – immer und überall. Das versteht ein jeder, der einmal versucht hat, eine lecke Stelle zu verdichten – womöglich im eigenen (Autoren-)Leben. Kommt vor.

Na gut, weiter. „Goldfish (schon wieder!) schwamm durch den ural (sic!)“ – ist zwar ein Hinweis, doch, mit Verlaub, ein abwegiger. Ural? Durchschwimmen? Na gut, weiter. „Goldfish wuszte: jammertal / ist nicht so erquicklich“. Klar. Lieber Ural als jammertal. Da sind wir einer Meinung, meine ich.

Und wieder weiter, von Fluss zu Fluss und auch den Bach entlang bis hin zum weiten Meere… Ein Wal soll es gewesen sein, der Fish, „buckelwal“, der nun da saß im Club Pub Gasthaus Kneipe oder Bar und seine Trübsal im Bier Schnaps oder roten Wein ertrank oder ganz nach Natur sich schwimmen oder (er-)tragen lässt… Im klaren Wasser auch, rücklings und bäuchlings… Über Tadzikischtan nach Panama… Oder gar ins Land, wo die Melonen glühen… Oh guter Mann oder Fish, Goldfish, leicht hast du’s uns fürwahr nicht gemacht, das Lesen, mit deinem Reisen um die halbe Welt… Doch trotz der vielen Tränen die vergossen wurden, in Schalen, Tazzen, Schüsseln und Trog, wäre gelogen zu sagen, dass man nicht gelacht hat: Ja gelacht hat man, und wie, denn dieser Goldfish ist ein Genie…

Verabschiedet sich dann so: „Falscha fuffzcha, wirf mal meer her / von dem zeuchs, grusz, buckelwal von jeher“
Alles klar?

P.S.: Kurt Lanthaler liest aus “Goldfishs reisen um die halbe welt” am

23. 03. um 19 Uhr: in Eppan, Lanserhaus:
26.03. um 20.30 Uhr, Gossensass, Hotel Schuster, Pfarrgasse 1
27.03. um 20:00 Uhr Brixen, Hotel Elephant, Weißlahnstraße 4 – Einleitung: Hans Heiss
29.03. um 20 Uhr, Lana, Buchladen Lana, Am Gries 5, Einleitung: Elmar Locher
30.03. um 20 Uhr Gasthof Krone, Hauptplatz 10, Laas

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There are 4 comments for this article.
  • Joachim Leitner · 

    uebungen tonaler atemkontrolle ist – by the way – eine kleine verneigung vor ‘nem großen: ein blick in die linernotes (ausgestorbenes genre, ich weiß), von “highway 61 revisited”… aber: geile besprechung jedenfalls. hutab!

  • Kurt Lanthaler · 


    Verabschiedet sich dann so: „Falscha fuffzcha, wirf mal meer her / von dem zeuchs, grusz, buckelwal von jeher“
    Alles klar?

    Und also sei geworfen. :ein neu-goldfish :

    Goldfishs dreiundfuffzichste reise um die halbe welt

    Erstens war das weltmeer da
    und zweitens die einoede

    drittens die kalaffkissa
    und ihre kleine goere

    Viertens, was verwunderlich
    ein dickes packen plunder
    sowie, vollkommen unsichtbar
    ein krimenkapazunder
    So sasz im fuenfeck man
    im gold, und was ein wunder

    es war der buckelwal
    der da daununder