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March 9, 2012

Ein kreativer Schlachthof im Countdown

Maximilian Lösch

Gestern war ich eigentlich auf dem Weg in die Schlachthofstraße 47 um ein Interview mit Kurt Baumgartner zu machen, dem Unternehmer und Co-Initiator der Initiative Countdown. Es wurde dann viel mehr als das, ein wirklich interessanter Ausstausch mit Designern und Teilnehmern aus Italien, Holland, Portugal, Griechenland, Deutschland, England, ich konnte ein bisschen die Atmosphäre wahrnehmen und die kreative Luft atmen, die dort mit einer überwältigenden Kraft am Werk ist!!
Aber lasst mich von Anfang an erzählen. Ich kam dort etwas früher an und nach kurzem Suchen bin ich in das Untergeschoss gelangt und dort hat meine Odyssee auch schon begonnen. Ich kam mit Bert ins Gespräch, selbsternannter Hausmeister und Handwerker, aber in Wirklichkeit viel mehr als das. Und schon in diesem Gespräch erhielt ich eine kurze Vorahnung, was dort eigentlich im Gange war. Er zeigte mir die verschiedenen Materialien, die Kurt Baumgartner und William D’Alessandro (der zweite Initiator) bei allen möglichen Firmen und Handwerkern abgeholt hatten, Holzabschnitte, Wolle, Regale, Werkzeuge, verbranntes Holz aus einem abgebrannten Haus, alles mögliche “Gerümpel”, wenn man es mit langweiligen Augen betrachtet, doch für die Anwesenden Teilnehmer Ausgangsmaterial mit unglaublichem Potential, zu Design-Objekten zu werden.
Eine kurze Klammer vielleicht: Also Countdown ist eine Design-Residenz (vom 20. Februar bis zum 17. März 2012) in der Schlachthofstraße 47 mit dem Thema Upcycling, wo Designer aus ganz Europa zusammen leben, schaffen und sich ausstauschen. Es gibt dann drei Abende, an denen die entstandenen Objekte dem Publikum präsentiert werden und ganz am Schluss eine Auktion, wo die besagten Stücke dann auch versteigert werden.
Wie Etienne Reijnders, ein Holländer zu mir sagte, ist das fertige Objekt eigentlich nur ein kleiner Teil, Countdown ist viel mehr. Es geht vor allem um die Interaktion und den Austausch, die Erfahrung, das Zusammenleben, diese kreative Matrix, die man in der Luft förmlich riechen konnte. Viele Objekte wären seiner Meinung nach nicht entstanden, oder gemacht worden, da sie wirklich nur in diesem Kontext die Möglichkeit hatten, sich zu entfalten und zu entstehen. Meiner Meinung nach haben die Initiatoren hier einen wirklich einmaligen Raum geschaffen.
Ich kann nur empfehlen, mal hinzugehen und selbst zu sehen, was dort gerade im Gange ist, denn dort könnte man ebenso gut in Berlin, London oder Barcelona sein, und dies bei uns zu erleben, ist wirklich etwas Tolles.

Gut, nach den ersten Eindrücken, habe ich angefangen mit William D’Alessandro und mit Etienne Reijnders zu sprechen, Kurt war etwas spät dran.

Warum der Name Countdown?
Einerseits war es ein Countdown für uns, das erste Mal haben wir im November über die Idee für Countdown gesprochen; und so eine Initiative auf die Beine zu stellen, in so kurzer Zeit, das war wirklich ein Countdown. Countdown gibt dann auch einen Rhythmus für die Arbeiten vor, denn bei jeder Late Night Show (den Präsentationen am Freitag abend) kommen die Designer selbst in einen Countdown, um die Stücke fertigzustellen.

Was war ein weiterer Ansporn für euch?
Nun wir wollten die Design Fakultät mit lokalen Firmen und Handwerkern verbinden und haben hier eine einzigartige Möglichkeit gefunden.

And for you Etienne, what do you find in Countdown?
As we were talking with William, what I really like in his concept is this bringing together different minds, bringing different approaches together, the Italians, the Portuguese, the Austrians work in a completely different way, and it is really mind-opening. To work toghether, to discuss together, we are all on a similar wave, everything works really smoothly, so many designers, don’t think there is another place where so many prototypes are built as here. And there is such a great network of craftsman, they really collaborate well and help us in their own working time. Like for a chair (er verwandelt Einkaufswägen in Stühle) I build, I went to this blacksmith and we didn’t have a language in common, he only speaks Italian, but it did not matter, cause it is like the language of love. When you meet a girl in a foreign country, you don’t need words, the comunication happens, and with the blacksmith it was the same, really amazing. Many ideas also happen during dinner, or while sitting in the living room (im oberen Geschoss des Gebäudes befindet sich der Wohnraum der Designer, mit Küche, Bädern, Schlafzimmern, all dies ist während der Late Night Shows zugänglich, die nächste an diesem Freitag 09.03.). The time of work is too little, the nights are too short!

Dann kam auch noch Jörg Volgger (ein österreichischer Designer) dazu und antwortete auf die Frage: Was ist Countdown für dich?
Mir gefällt vor allem der experimentelle Charakter der Veranstaltung. Es ist eine andauernde Weiterentwicklung, ein andauernder Prozess, jeden Tag kommt etwas dazu, etwas verändert sich, die Prozesshaftigkeit einfach. Bei den Late Night Shows können die Gäste dann selbst den Work in Progress beobachten, sie sprechen und interagieren mit den Designern, es ist nicht nur eine sterile Ausstellung von Objekten. Die Objekte sind ein Teil, aber die Dynamik ist das interessante, die Möglichkeit für die Gäste früher zu kommen und mitzuarbeiten.

Wir sprachen dann auf englisch weiter um auch Etienne miteinzubeziehen…

What about the participants William, how can you apply for Countdown?
There was no application, Kurt and me chose the participants, that were invited. I then continued to stay in contact with them, for all kind of matters.

Dann verlagerten wir das Gespräch in das Wohnzimmer, wo ich auf Andrea Magnani traf, den Co-Initiator des Designer-Netzwerks und platform Resign.

Andrea Magnani: Ich möchte durch meine Objekte eine Geschichte erzählen. Ich versuche Folklore, das Mystische miteinzubeziehen. Ich arbeite gerade an einem Objekt mit einem Bezug zu Hexen, ich möchte nicht zu viel verraten, aber ich suche für Donnerstag Abend 7 Frauen für einen Sabba Design Workshop! Die Objekte werden durch die Performance mit Energie aufgeladen, welche dann auch Teil des Endproduktes ist.

Darauf hab ich mit Enrico Assirelli gesprochen, ein Modedesigner, der am Projekt Fabric Division gearbeitet hat.

Enrico Assirelli: Ich schaffe in meinen Kleidungsstücken Hybride zwischen Technologie, dem Primitiven und dem Ausserirdisch0en, aber nicht nur in der Mode, sondern auch in der Kunst und im Design. Das Primitive finde ich in wenig bearbeiteten Materialien, das Ausserirdische mit visuellen Referenzen zu Science Fiction, aber auch durch Kontrast zwischen Technologie und Primitivität.

Das Gespräch erweiterte sich zu den anderen Anwesenden und sie sprachen gerade davon etwas mit Knochen zu machen, um die Idee des Primitiven forzufühern, oder sie experimentieren mit der Möglichkeit, kontrollierte Blitze einzusetzen, um die Oberflächen von Objekten zu bearbeiten… Ein überschäumender Kessel der Imagination…

Jörg Volgger, wieder im unteren Stock:
Ich arbeite vor allem an der Zweckentfremdung von Objekten – sie aber so wenig wie möglich zu verändern, dass ihre Geschichte und Herkunft noch ganz klar zu sehen ist. Aber auch das Potential, die Schönheit in Dingen zu finden, herauszuzaubern, die man normalerweise nicht sehen würde, wie diese Lampe aus einer Entwässerungsrinne, oder der Stuhl aus drei Skateboarddecks. Es geht nicht nur um reine Funktion, die Objekte erzählen auch eine Geschichte.

Dann war Kurt angekommen und wir setzten uns zusammen mit William auf eine Couch und haben noch ein bisschen weiter gesprochen. Darüber aber mehr im nächsten Post.

More Info: www.countdown-design.com

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