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March 9, 2012

Ein kreativer Schlachthof im Countdown II

Maximilian Lösch

Fortsetzung von diesem Post: Ein kreativer Schlachthof im Countdown

…dann war Kurt Baumgartner angekommen und wir setzten uns zusammen mit William auf eine Couch und haben noch ein bisschen weiter gesprochen:

Kurt, im Post von Anna zu eurer Initiative habe ich gelesen Bozen wie Eindhoven, warum dieser Vergleich?

Eindhoven ist ähnlich wie Bozen, eine kleine Stadt, eine Design-Universität, aber die Anzahl der kleinen Designstudios und Designer, die dort arbeiten, ist wirklich beeindruckend. Es werden dort sowohl von Privaten als auch von der öffentlichen Seite viele Räume für Design und Interaktion bereitgestellt und so haben William und ich gedacht, Bozen könnte auch so sein. Und was dort vor allem toll ist, ist die Kollaboration und das Netzwerk der Designer, nicht dass jeder für sich arbeitet, wie es oft der Fall ist. In Bozen gibt es ein ähnliches Potential, aber was es hier gibt, ist einzigartig und dann die Anzahl an spezialisierten Firmen und Handwerkern in der Verarbeitung von verschiedenen Materialien, von Glas über Metall, Licht usw. ermöglicht hier wirklich viel.

Wie sieht es mit der Finanzierung aus?

Das möchte ich auch sagen, dass ist alles privat finanziert und wir haben auch bewusst keine Sponsoren, weder öffentlich noch privat gesucht. Der Wirtschaftsfaktor ist nicht der Hauptfaktor, es geht hier im Konzept von William vor allem darum einen Raum für Designer und Interaktion zu schaffen, wie du auch schon gesehen hast.
Die Versteigerung am Schluss ist jedoch ein wichtiger Teil der Initiative, da einerseits den Objekten ermöglicht wird, sich mit dem Markt zu konfrontieren und andererseits geht diese ganze kreative Arbeit der Designer und der ganzen Initiative nicht verloren, wie es oft bei Residenzen der Fall ist. Die kreative Arbeit schafft einfach einen Mehrwert und es sind auch alles Einzelstücke.
Es wird am Ende ein Katalog der Initiative gedruckt, und Countdown scheint auch schon in den Curricula und Webseiten der Einzelnen Designer auf.

…ich wurde mir nun so langsam auch der Größe des Projektes bewusst und was William und Kurt hier in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben. Allein schon die Firmen die sie miteinbezogen haben – die lokalen Handwerker in der Umgebung der Schlachthofstraße, die sehr positiv auf die Initiative reagiert haben und mit den Designern zusammenarbeiten, die Firma Vetroricerca, mit einem Glaslabor für Künstler und Designer, die Einbeziehung des TIS und Franco Staffa, der wegen der kontrollierten Blitze befragt wurde, die Firma Zumtobel für Lichtdesign, und noch viele mehr.
William, der schon seit zwei Monaten im Gebäude in der Schlachthofstrasse lebt, den Raum kennenzulernen, die Interaktion und die Organisation des Raumes vorzubereiten. Was mir bewusst wurde, ist einerseits die Offenheit und Bereitschaft von Kurt, Countdown wachsen zu lassen, zu unterstützen und zu finanzieren, und andererseits die Kreativität, die zwischenmenschlichen Fähigkeiten und der Einsatz von William, so einen Raum zu schaffen, um so ein kreatives Potential zu entfesseln.

Nun wir haben viel über die Vergangenheit und die Gegenwart gesprochen, wie sieht die Zukunft von Countdown aus?
Kurt: Anfangs haben wir gedacht, Countdown einmal im Jahr zu wiederholen, aber alles hier ist ein Work in Progress. Dann kam die Idee, mehrere Countdowns zu organisieren, in Kombination mit Messen oder andere Veranstaltungen. – Die Möglichkeiten sind viele.
Um noch etwas zu sagen, wir sind auch bewusst nicht in die Werbung gegangen, es muss nicht die breite Masse ansprechen, diejenigen, die im Bereich tätig sind, wissen davon… Wir sind bewusst diskret geblieben, für einen Überraschungseffekt.
Was auch interessant ist: Viele Nachbaren waren anfangs gegen diese Initiative, doch ihre Meinung hat sich schnell geändert, ein Nachbar kommt abends oft vorbei, hat sogar für uns gekocht.

William, was könnt ihr mir noch über die Initiative erzählen?
Wir hatten auch noch einen Call of Products, Objekte beziehungsweise Fotos von Objekten von Designern, die zugeschickt wurden und von einer Jury bewertet wurden. In der Jury sitzen Lella Valtorta, Mitbegründerin der Galerie Dilmos in Mailand, und Professor Kuno Prey, Dekan der Bozner Fakultät für Design und Kunst.
Kurt und ich haben dann auch noch eine Reise nach Eindhoven gemacht, eine Tour de force, in der wir über Marleen Kurvers, eine Galeristin, die sich gut in der Szene auskennt, mit vielen Designern und Galerien gesprochen haben, und das alles in wenigen Tagen.

…es gäbe noch so viel zu sagen. Abschließen möchte ich mit ein paar Eindrücken auf Englisch, die ich nicht mehr genau weiß, wem zuzuordnen, die Atmosphäre, der Wein und der Enthusiasmus an jenem Abend hatten die Überhand genommen:

It’s a huge Jam session

Lots of stories intersecting, exchanging transforming

You grow through the exchange

I don’t want and don’t have to protect my ideas, I want to be open, to exchange

Everything is happening now, you do it or you loose it

It’s yes or no, the design is about now.

It’s not I have to, It’s I want to and this makes it ok to make mistakes

Everything is working, you are in the flow, and it’s fast

It’s a selfimproving system, it’s open source, it’s not only my product it’s everyones.

More Info: www.countdown-design.com

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