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March 6, 2012

Markus Pritzi, Tartscher Fotograf unterwegs zwischen Eiffelturm und Wiesn

Kunigunde Weissenegger

Markus Pritzi ist einer der Fotografen der ersten deutschen Ausgabe von Andy Warhol’s Interview  seit Kurzem gibt es das monatlich erscheinende Magazin auch in deutscher Sprache. Darin steht über den in Paris und München lebenden Südtiroler Fotografen: “Er stammt aus dem 300-Menschen-Dorf Tartsch in Südtirol. Für Freunde der Alpen: Das liegt im Vinschgau, auf dem Weg vom Reschenpass nach Sankt Moritz. Inzwischen lebt Pritzi, 34, in Paris, aber irgendetwas von der fast unwirklichen Schönheit seiner Heimat muss der Fotograf mitgenommen haben: Mit dem Interview-Modechef Klaus Stockhausen inszenierte er die buntesten und expressivsten Teile aus den neuen Kollektionen wie ein psychedelisches Feuerwerk.” Und wir haben den viel beschäftigten Markus Pritzi zwischen einem Shooting und dem nächsten für ein Interview abgefangen.

Wie bist du zur Fotografie gekommen?

Ich wollte an sich immer Tischler werden, so wie mein Vater, ich komme aus Tartsch im Obervinschgau und ging in Mals zur Volks- und Mittelschule. Geboren bin ich 1977 in Schlanders. Mit 12 Jahren hatten wir uns dort in Mals im technischen Unterricht unter anderem mit Fotografie beschäftigt, genauer gesagt hatten wir auf Schwarz-Weiß-Film fotografiert, diesen selbst entwickelt und im Anschluss auch Vergrösserungen der Bilder selbst gemacht.

Das hatte mich fasziniert und hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich mir recht sicher war, Fotograf werden zu wollen. Ein großes Glück, ich habe es bis heute nicht bereut, im Gegenteil. Ich hatte in Schlanders bei Foto Wieser direkt nach der Mittelschule eine Lehrstelle antreten können, in Hall in Tirol die Fotografenschule besucht und bin mit 20 Jahren nach München umgezogen, um als Assistent für Fotografen zu arbeiten. Am Ende wurde es dann die Modebranche beziehungsweise die Arbeit mit Menschen.

Warum ist für dich dieses Medium interessant?

Es ist vielfältig, vielleicht könnte man es am Besten mit Musik vergleichen: Es gibt viele Richtungen und eigentlich war alles schon da, alles wurde schon gemacht und trotzdem gibt es immer wieder hier und da noch einmal kleine, teils neue Richtungen, die man entdecken kann oder auf deren Suche man ist. Es macht einfach großen Spaß, das ist sicher die wichtigste Grundlage, bei allem, was man erfolgreich tun möchte.

Du arbeitest viel mit Maskierungen und Projektionen? Warum gerade diese Technik?

Das ist eigentlich nicht richtig, ich hatte früher öfters mal mit Effekten oder auch Projektionen gearbeitet. Aber im Großen und Ganzen ist das meist Effekthascherei und nicht unbedingt nötig, um ein gutes Bild zu machen.

Wie viel aufwändiger als ein klassisches Foto-Shooting ist es? Oder gar nicht?

Effekte sind meist weniger aufwändig als ein simples, einfaches, gutes Bild vor Weiß zu machen, ohne besondere Kleider, ohne besondere Modelle. Das ist wirklich schwierig und mit Sicherheit die Königsklasse. Ein bisschen bunt und quietschig, mit vielleicht noch besonders tollen Kleidern und einem guten Modell kriegt man viel leichter hin.

Effekte sind meist ein Wow-Effekt, der schnell vergeht; man sieht sich schnell daran satt, aber Mode ist ja auch schnell vergänglich. Die neue Saison ist so schnell da, da landet alles alte auf dem Müll, inklusive der vielen Modestrecken und Zeitschriften, das will nach spätestens ein paar Monaten – bis auf wenige Ausnahmen – keiner mehr sehen.

Welche Motive projizierst du und warum? Wie werden die Projektionen erarbeitet?

Beim Interview Magazin ging es darum, die Mode, welche in dieser Saison nun mal von Mustern geprägt ist, irgendwie interessant darzustellen, um aber nicht vor einer Blumenwand oder sonstigem Muster-Wirrwarr zu schießen – solche Umsetzungen gab es zum Zeitpunkt der Aufnahmen schon zahlreich – hatten wir uns, also der Moderedakteur, die Redaktion und ich, darauf geeinigt, das Muster des jeweiligen Kleidungstücks zu fotografieren und dieses Muster dann wiederum auf die Person und das Kleid zu projizieren. Das ist denkbar einfach und ein recht aussagekräftiger Effekt, keine große Zauberei.

Baguette oder Brezel? – Du lebst zwischen München und Paris. Was unterscheidet die beiden Städte? Was ist für dich daran spannend?

München ist eine sehr aufgeräumte und kleine Stadt. Hier läuft alles sehr geregelt und eher unaufgeregt ab, manchmal fehlen einem dadurch Überraschungen und auch ein bisschen neue Inspirationen. Aber München ist eine sehr schöne Stadt mit einer besonders hohen Lebensqualität. Manchmal ist Gemütlichkeit aber nicht unbedingt eine treibende Kraft, da lehnt man sich schon mal gerne zurück und genießt.

Paris ist, um es einfach zu sagen, in den meisten Punkten das genaue Gegenteil. Eine wunderschöne Stadt, aber eben ganz anders, sehr spannend und architektonisch eine Pracht – gleichzeitig im Vergleich zu München eine der Hauptmodemetropolen der Welt, zusammen mit London und New York. – Alles, was modemässig interessant oder wichtig ist, passiert in diesen drei Städten.

Was ist dein Lieblingsmotiv in Paris? Und in München?

Da gibt es so richtig keines. Beide Städte haben auf ihre Art wunderschöne Seiten.

Du bist, wie erwähnt, einer der Fotografen in der ersten Ausgabe von Andy Warhol’s Interview in deutscher Sprache. Wie ist es dazu gekommen? Hat es Spaß gemacht? Erzähl bitte ein wenig vom Shooting.

Das Shooting war so aufregend oder unaufregend wie viele andere auch. Am Ende ist es harte Arbeit, an der aber der die meisten Beteiligten viel Spaß haben. – Aber sicher ist es keine wilde Party, es ist konzentrierte Arbeit. Wir haben meistens schon viel zu lachen – falls nicht, sorgt man dafür, aber nur so lange alles läuft, die Bilder gut aussehen und jeder weiß, wann es gilt sich zu konzentrieren. Ohne Spaß wäre es aber schon ganz schön traurig, alles in allem ist die Modebranche eine bunte und meist lustige Veranstaltung.

Ich habe ein wenig recherchiert und bin auch auf kritische Bemerkungen zu der neuen Zeitschrift gestossen. – Sie sei oberflächlich usw. Was sagst du dazu?

Natürlich ist auch ein Interview Magazine in Teilen oberflächlich. Neben vielem anderen ist gerade die Mode in praktisch allen diesen Heften oberflächlich, es geht nur um Kleider, Geld, Aussehen, Schönheit und Auffallen. – Wie soll das nicht oberflächlich sein? Das ist aber nicht das Einzige, ein Interview Magazine, eine Vogue, all diese Hefte bieten auch sehr interessante, gut geschriebene Artikel und Geschichten und Bilder. Man sollte das alles nicht zu ernst nehmen, es geht nur um Unterhaltung.

Wann sehen wir dich wieder mal in Südtirol?

Ich besuche meine Familie regelmässig, ich bin sehr gerne zu Hause, wenn auch immer nur kurz und auch zu selten, aber ich komme dort sehr gut zur Ruhe.

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