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February 29, 2012

Patrick Rampelotto: Adventures in Foam and Music

Kunigunde Weissenegger

Vor kurzem war ich in Wien und habe den Sterzinger Designer Patrick Rampelotto getroffen. Er stellt zur Zeit seine Adventures in Foam im Wiener MAK – Museum für Angewandte Kunst aus. Seine abenteuerlichen Objekte aus dem ungewöhnlichen Material Polypropylenschaum sind bis 6. Mai 2012 zu sehen. Frei nach Claude Lévi-Strauss’ Freiem Denken sieht der Designer Bricolage und Bastelei nicht als einen vorgezeichneten Prozess, sondern als eine Bewegung mit möglichen Abweichungen.

Patrick Rampelotto hat mir ein paar Fragen beantwortet und etwas gezeigt: nicht seine Briefmarken-, sondern seine Plattensammlung. Drei von Tausenden seiner Platten spielt er für uns an. Am 15. März legt er übrigens mit Beppe Loda für wupwup plays kunStart im Sheraton in Bozen auf. Und als Designer ist er ab 2. März bei der kunStart-Parallelausstellung COUNTDOWN-design in der Schlachthofstraße in Bozen dabei.

In deinen eigenen Worten deine letzten 34 Jahre?!

Dazu fällt mir die Nummer vom Frank Sinatra ein: It was a very good year.

Bricolage, Do-it-yourself und Heimwerkerei – sind die Begriffe inzwischen nicht ein wenig abgelutscht? 

Ich finde der Begriff Design ist mit Abstand abgelutschter als Heimwerkerei. Bricolage ist mit mythischem Denken verbunden und somit eine Art intellektuelle Bastelei.

Was bedeutet es für dich und was ist das Spannende daran? Wie wild ist das Denken und Tun wirklich? Gab’s nicht schon alles?

Bricolage bedeutet für mich Inspiration für einen nicht vorgezeichneten Weg mit möglichen Abweichungen. Das wilde Denken bezieht sich bei Lévi Strauss auf anthropologische Studien und nicht auf eine Gestaltungstheorie. Sicher gab’s (fast) alles, aber die Gesellschaft und Technologie ändert sich stetig und stellt immer wieder neue Anforderungen, auch wenn es immer wieder um die gleichen Bedürfnisse geht, die man zu befriedigen hat. Design ist ja eine Dienstleistung.

Warum fiel deine Wahl auf dieses Material? Was macht Polypropylenschaum besonders?

Ich habe mir das Material nicht ausgesucht, es war ein Zufall… Vor zirka eineinhalb Jahren war ich mit einem Geschäftspartner unterwegs und er meinte, wir könnten zur Firma Hammerschmid auf ein Mittagessen vorbeischauen und dass es dort etwas Interessantes gäbe. Dann sah ich diese selbstgebaute Maschine mit diesem heraus quillenden Schaum.

Das Material ist äusserst stabil, da es für Autokarosserien gedacht ist, es ist recyclebar und hat gute Lichteigenschaften, abgesehen davon dass es diesen Werkstoff nirgendwo anders gibt.

Ich habe sie gefragt, was sie damit machen wollen und die Antwort war: Fahrzeugindustrie. Mir hat es keine Ruhe gelassen. Dann habe ich abermals angeklopft, bis ich schließlich Zugang zu dieser Anlage bekommen habe. Kurz darauf habe ich mit einem Projektpartner Fritz Pernkopf das Pilotprojekt gestartet. Wir haben das Sitzmöbel letztes Jahr in Mailand ausgestellt und ab heuer geht es bei der Firma Quinze&Milan in Serie.

Im MAK habe ich wieder die Gelegenheit genutzt, um weitere Tests durchzuführen, die zum Teil auch ausgestellt sind beziehungsweise schon in Richtung Serienprodukt gehen.

Wie gefällt es dir, deine Objekte im MAK zu sehen? Bestätigt das? Öffnet es weitere Türen? Wohin?

Klar gefällt es mir, meine Objekte in einer Institution wie dem MAK zu sehen, und es bestätigt auch. Ich glaube, dass die ganze Energie, die dahinter steckt, in irgendeiner Form wieder zurück kommt, die vielleicht eine oder andere Tür öffnen wird. Wohin, weiss ich nicht, da ich mich auf einem nicht vorgezeichneten Weg befinde.

Was bedeuten dir Musik und deine Platten? Wie viele Platten besitzt du? Welche Musik?

Musik bedeutet mir schon immer viel, das mit den Platten hat begonnen, als ich nach Wien gezogen bin und sich plötzlich eine Welt geöffnet hat. Als ich zirka 17 war und noch in Südtirol gelebt habe, hat mir mein bruder eine Cd vorgespielt, die ihm ein Freund aus New York mitgebracht hat. Es waren lauter Musikstücke aus den 60ern, die in den USA produziert wurden. Die Stilrichtung war Exotica. Ich kannte das nicht und war voll angezogen von diesem Jungle Sound mit bezauberndem Jeannie-Flair. Gleichzeitig habe ich sehr viel Sample basierte Musik gehört, die ja in den 90ern recht in war, wie zum Beispiel Amon Tobin. In Wien finde ich plötzlich eine Command Records Scheibe mit einem zirka 15 Sekunden Sample, das Tobin verwendet hat. Da hat es mir die Haare aufgestellt und ich hatte das Gefühl, dass ich auf etwas Besonderes gestossen bin. Seitdem trifft man mich die letzten zwölf Jahre immer wieder auf Flohmärkten und in Plattenläden. Mittlerweile habe ich mehrere 1.000 Platten mit einem Focus auf Exotica in allen Facetten, von Jazz über rockige Sachen bis hin zu Disco und und Avantgarde.

Patrick Rampelotto heißt auch Zirkus Maximus. Das heißt Disco, Party und was noch?

Patrick Rampelotto und Patricio Salgado sind Zirkus Maximus. Patricio ist mir vor ein paar Jahren über den Weg gelaufen und wir haben uns sofort verstanden. Er war der erste Mensch, den ich in meinem Leben kennen gelernt habe, der mich zumindest am Anfang musikalisch sofort verstanden hat. Also hat er mich gefragt, ob wir nicht gemeinsam Partys veranstalten wollten, die abseits von Kommerz liegen. Das war der Anfang. Mit Ach und Krach haben wir die ersten Discos in Wien gefüllt und die Leute mit unserem, nicht minimalem stilübergreifenden Sound zum Tanzen gebracht. Dann hat sich der Club etabliert und wir sind zum Markenzeichen geworden. Mittlerweile gönnen wir uns richtig lange Pausen zwischen dem einen und anderen Zirkus. Abgesehen davon, dass wir ständig gebucht werden und das Ganze auch nicht überreizen wollen, geht es hier um etwas Tieferes, das wir unserem Publikum mitteilen wollen. Wir sind Plattensammler und keine Partychecker. Obwohl die ganze Nacht getanzt wird.

Was hat Wien, was Sterzing oder auch Bozen nicht hat? Oder warum sonst bist du in Wien?

Wien ist ein Millionendorf und da kann Sterzing oder Bozen halt nicht mithalten. Manchmal vermisse ich Südtirol. Auch weil sich meine Familie dort befindet, andererseits muss ich sagen, dass mir Wien auch immer abgeht, sobald ich diese Stadt verlasse. Ich bin ja nach Wien gekommen, um eine Designausbildung auf der Angewandten zu machen. Dann habe ich begonnen, hier für eoos design zu arbeiten, dann meinen eigenen weg zu gehen. Mittlerweile sind es fast 13 Jahre, die ich hier lebe. Ich glaube, da sind unzählige Beweggründe dahinter.

Wann hören oder sehen wir dich wieder einmal in Südtirol?

Am 15. März lege ich in Bozen gemeinsam mit der italienischen Legende Beppe Loda im Rahmen der Kunstmesse auf. Da freu ich mich schon und der Beppe auch!! Am 16. bin ich beim Countdown-design-Event dabei – allerdings mit meiner Designerseite.

Patrick Rampelotto: www.patrickrampelotto.com
Adventures in Foam im MAK: blog.mak.at/adventures-in-foam
MAK Wien: www.mak.at
*es & wupwup kunStart pre/opening: www.wupwup.com/kunstart/15-03-2012-thursday.html
Countdown international design platform: www.countdown-design.com

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