Culture + Arts > Performing Arts

February 24, 2012

“Ich bin nicht behindert.” So vielfältig ist die Kunst

Kunigunde Weissenegger

“Behindert. Disabile.” – Worte. – Oft negativ behaftet, um deren Aussprache wir uns meistens mit umständlichen Beschreibungen drücken. Und Menschen. – Besondere Menschen, die uns mit ihren besonderen Fähigkeiten, Sichtweisen und Ansätzen überraschen und unseren Blick auf Offensichtliches und doch fern Liegendes lenken. Die Behinderung wird unwichtig, verschwimmt und steht nicht mehr im Vordergrund. Über das Theater und den Tanz thematisiert das Festival Kunst der Vielfalt unter der Leitung von Antonio Viganò dieses Anderssein und hilft UNS, unsere Haltung zu überdenken und Hürden zu überwinden. Heute und morgen bringt das Festival zwei Stücke von und mit außergewöhnlichen Menschen.

Der ordnungsliebende Clown Jean-Paul, der sich seit Jahren in der weiten Welt des Zirkus (Roncalli, Tigerpalast und andere) bewegt, trifft heute im Theater im Hof in Tarte au Chocolat auf seinen charmanten Neffen Erwin. Dieser ist schon in zahlreichen KumEina-Produktionen erfolgreich auf der Bühne gestanden. Was passiert, wenn bei Meisterkoch Jean-Paul und seinem Neffen Erwin das Ei nicht so will, wie die Köche es wollen? Wenn der Teig davonrennt und der Zucker spinnt? Zwei Köche auf der Suche nach dem richtigen Rezept backen im Duett und liefern ein durch und durch komisches Slapstick-Stück.

Morgen Abend singt und spricht Petra Afonin Texte von Georg Paulmichl, begleitet am Klavier von Susanne Hinkelbein.
Der Maler  und Dichter Georg Paulmichl (Südtirol) gilt im üblichen Sprachgebrauch als geistig behindert. Er selbst  sagt über sich:”Ich bin nicht behindert.  Ich kann reden.”
Seine Sprachbilder  und Wortschöpfungen, die auf ungewöhnliche Weise  Floskeln, Redewendungen,  Elemente aus der Sprache der Politik, der Kirche,der Werbung  verquicken,sind von seltsamer  Poesie. Paulmichl komprimiert Sprache,”verdichtet” sie im eigentlichen Sinne des Wortes. Er bildet  Wörter, die es eigentlich nicht gibt, die Texte zeigen seine eigenwillige Gedankenwelt.

Ein Programm, das sich zwischen Theater  und Chanson bewegt,  zwischen Wort-  und Musikkompositionen, ein Programm, in dem  auf jeden Fall etwas vorkommt, freiwillig oder  unfreiwillig: Humor. Die schrägen  Musikkompositionen von Susanne Hinkelbein in Kombination mit der Wortschöpfkelle des Dichters sind kongenial.
“Ich habe  Glück gehabt, dass es mich gibt”  ist der Blickwinkel, den der so genannte  geistig  behinderte  Mensch auf unsere Weit hat. Seine Sehweise  ist nicht nur eine andere, vielleicht auch eine an Bildern reichere. Ein Programm für Sprachfetischisten und Musikfreunde.

Tarte au Chocolat (in deutscher Sprache)
Mezzanin Theater
24.02.2012, h 16.00
Theater im Hof, Bozen

Ich habe Glück gehabt, dass es mich gibt (in deutscher Sprache)
Petra Afonin
25.02.2012, h 20.30
Auditorium Roen, Bozen

Das gesamte Festivalprogramm: www.comune.bolzano.it/UploadDocs/10334_arte_diversita_012_aperto.pdf

Lebenshilfe (unterstützt Menschen mit Beeinträchtigung in allen Lebenslagen in ihrem Bestreben nach einem selbstbestimmten Leben): www.lebenshilfe.it

Teatro la Ribalta (produce spettacoli d’attore e di teatro danza) www.teatrolaribalta.it

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.