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December 13, 2011

Eurac Tower, quo vadis?

Kunigunde Weissenegger

Seit 2005 gibt es an der Eurac die Kulturinitiative Wissen schaf(f)t Kunst: Ziel dieser Kulturplattform ist es die wissenschaftlichen, oft etwas abstrakten Themen der Eurac einem breitem Publikum nahe zu bringen: Zwei unterschiedliche Disziplinen – Wissenschaft und Kunst – treten miteinander in Dialog und die daraus entstehenden Projekte werden beziehungsweise wurden im Eurac Tower ausgestellt. „Wurden“ wohlgemerkt! Denn – noch nicht offiziell – ist die Initiative nun gestorben.

Die Verantwortliche und Kuratorin dieses Kulturprojektes Annelie Bortolotti erzählt: „Mir wurde mitgeteilt, dass Kunstprojekte keinen Platz mehr in der Eurac haben und dass es sich nicht um finanzielle Probleme handelt. Die Begründungen liegen eher im politischen Bereich und da die Eurac schon ziemlich kritisiert werde, wolle man solche Sonderprojekte stoppen. Diese werden als “good times projects” wahrgenommen, was ich für total schwachsinnig finde. Gerade in Krisenzeiten haben wir großen Bedarf an Kultur. Ich denke man sollte wieder einmal betonen, wie wichtig eigentlich Kunst- und Kulturprojekte für die Entwicklung der Gesellschaft und neuer Modelle sind. In dieser Richtung gibt es sogar Forschungsprojekte von Seiten des Eurac-Institutes für Regionalentwicklung (nachzulesen unter diesem Link). Künstler sind auch Forscher. Und Forscher brauchen Kreativität, um neue Lösungen zu finden.“

Die Eurac ist in Europa nicht das einzige Forschungsinstitut, das derlei Initiativen unterstützt: Beispielsweise gibt es in England das The Art Catalysts oder in der Schweiz das Arts @ CERNEuropean Organization for Nucelar Research.

Gestartet ist die Initiative an der Eurac damals in Zusammenarbeit mit Angelika Burtscher und Daniele Lupo von Lungomare in Bozen mit zwei Installationen: eine von Rudolf Stingel aus Plastilin und der Sound-Bild-Installation „Voci – Stimmen“. In Zusammenarbeit mit dem Museion wurden dann insgesamt 12 Projekte realisiert. Neben internationalen wurden auch viele lokale Künstlerinnen und Künstler unterstützt: Hubert Koster, Michael Fliri, Carla Cardinaletti, Jacopo Candotti, Hans Winkler, Francesco Jodice, Brigitte Niedermair, Daniela Chinellato und Karl Unterfrauner. Und die Projekte wurden immer von einem Wissenschaftler begleitet.

„Nach meiner Erfahrung hat diese enge Zusammenarbeit von Künstler und Forscher zu 70% sehr gut geklappt. Es sind tolle Projekte entstanden. Ein Beispiel, das ich nennen möchte, ist die Zusammenarbeit des Künstlerkollektivs Brave New Alps mit Flavio Ruffini – damals Koordinator des Instituts für Regionalentwicklung und nun Ressortdirektor für Raumordnung, Umwelt und Energie (oben im Bild). Natürlich funktioniert es nicht immer, weil man sich für neue Perspektiven öffnen muss und hier tun sich Wissenschaftler manchmal schwer. Die Künstler sind hingegen immer begeistert, weil sie zu Informationen kommen, die sie sonst schwer erreichen.“

Noch zwei Tage, bis 15. Dezember läuft im Eurac-Turm noch die Ausstellung des Künstlers Dan Perjovschi – übrigens des ersten und einzigen von der EU geförderten Kulturprojektes in Südtirol: Er hat sich in einer Feldforschung mehrere Tage hinweg ein Bild über das soziale und kulturelle Zusammenleben in Südtirol gemacht und sein Resümee an die Wände des Eurac Towers gezeichnet. – Wäre die Initiative nicht eine Erfolgsgeschichte, hätte dieser weltbekannte Künstler wohl kaum daran teilgenommen.

Der Eurac Tower selbst wurde Mitte der 1930er Jahre im Auftrag der faschistischen Machthaber erbaut und ist zentrales Element des ehemaligen Ex-GIL Gebäudes für die weibliche faschistische Jugend GIL – Gioventù Italiana del Littorio. Nach dem Niedergang des Faschismus hatte der Gebäudekomplex an der Drususbrücke unterschiedliche Funktionen: Er war Abenteuerspielplatz, Erotikkino, Büro, Turnhalle und Wohnraum. Seit 2002 ist das gesamte Gebäude Sitz der Eurac. Der Turm hatte damals wie heute keinen funktionalen Charakter, sein Wert war rein symbolisch. Durch seine Höhe und urbanistische Lage ist er ein augenmerkliches „Wahrzeichen“ der Stadt Bozen und das charakteristischste Element der Geschichte dieses Baus.

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There is one comment for this article.
  • Anna Quinz · 

    peccato perdere a bolzano (ma ovunque) progetti come questo, che avvicinano mondi diversi, li mettono in dialogo e aprono gli orizzonti (anche internazionali, e non solo “provinciali”) su prospettive più ampie. alla torre ho visto cose bellissime, impensabili a priori in uno spazio così angusto. ma negli anni gli organizzatori (bravissimi) sono riusciti a trasformare un giroscale in uno dei posti più affascinanti in città. ricordo studio azzurro, il “librone” di hubert kostner, la danza della compagnia abbondanza bertoni e l’ultimo geniale dan perjovschi. quando ci sono le buone idee, lo spazio si adatta. è quando le idee vengono bloccate che lo spazio sembra diventare ancora più stretto. spero davvero che si faccia un passo indietro e si restituisca ai bolzanini (e a tutti) una torre che guarda verso l’alto, verso la scienza che non si chiude nei laboratori ma arriva alle persone, verso l’arte che incontra l’altro da se.