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August 24, 2011

Von Kasnockenempfängen und BBT-Picknicks

Christoph Tauber

Die gesundheitlichen Probleme der Menschen nehmen in wirtschaftlich guten Zeiten ab. Keine vermehrten psychischen Erkrankungen und deren physischen Folgekrankheiten bedingt durch die Angst den Job, sein Geld oder die Familie zu verlieren. Der Wirtschaft in Österreich scheint es gut zu gehen, der Pharmawirtschaft in Österreich nicht, oder aber die Pharmaunternehmen sind schlicht zu geizig ein paar hundert Kasnocken zu finanzieren.

Am Samstag Abend war Kasnockenempfang im Böglerhof in Alpbach. Gegeben wurde diese „Reception“ auf die sich alle Studenten schon gefreut haben, von der Pharmig, dem Verband der österreichischen pharmazeutischen Unternehmen. Gereicht hat das Essen am Ende jedoch nicht einmal für die Hälfte der Anwesenden, ganz zu schweigen von den Kasnocken, diese scheinen spurlos verschwunden zu sein, jedoch nicht in den Mägen der hungrigen Studenten.
Zum Glück gab es danach noch das Tirol-Clubbing im Alphof mit guter Musik und guter Stimmung.

Großer Bahnhof Alpbach
Jedes Jahr am ersten Sonntag des Europäischen Forums Alpbach gibt es am Tirol-Tag großen Bahnhof. Offiziell wird das EFA eröffnet und auch die (Tiroler) Politiker kommen auf ihre Kosten. Warum heuer aber der Südtiroler Landeshauptmann Luis Durnwalder nicht gekommen ist, das haben sich viele gefragt. Ob er noch sauer ist auf den Schulmeisterlichen Vortrag vom damaligen Rektor der Universität Innsbruck, Karlheinz Töchterle? Oder lag ihm einfach das Thema nicht: Gerechtigkeit – Verantwortung für die Zukunft? Oder eben das zu spezielle Thema des Tiroltages: Krebsforschung. Für viele andere war dieses Thema auch kein Zugpferd. Während man im vergangenen Jahr keinen Platz mehr fand im Saal wo die sonntäglichen Politikerreden geschwungen worden sind, so brauchte man sich heute nicht beeilen um einen Sitzplatz zu finden. Krebsforschung zieht eben nur dann, wenn es einen dereinst einmal selber treffen sollte.

BBT-Picknick mit Südtiroler Gustostückeln
Der Club Alpbach Südtirol organisiert jedes Jahr akademische Wiesenpicknicks. Das Wetter war heuer gut und so wurde bei strahlendem Sonnenschein im Schatten eines Baumes über den Brennerbasistunnel mit Martin Ausserdorfer, den Direktor der Brennerbasistunnel-Beobachtungsstelle´, diskutiert. Diskutiert eher weniger, weil dazu hat die kritische Gegenposition am „Podium“ gefehlt. So geriet das ganze Wiesenpicknick zu einer „Werbeveranstaltung“ für den BBT, mag ja Gut und Recht sein, aber dann sollte man dies auch so ankündigen. Was geschieht, wenn Quellen versiegen? Was geschieht mit dem BBT, wenn Italien bankrott geht? Wie schaut es konkret mit der Finanzierung des BBT aus? Was ist mit den südlichen Zulaufstrecken? Wie sieht dort die Planung und Finanzierung aus? „Der Brennerbasistunnel soll großteils für den Güterverkehr verwendet werden (ca. 80%)“, sagte Außerdorfer. „Großteils“? Kann dies überhaupt funktionieren, wenn die langsameren Güterzüge, die schnelleren Personenzüge blockieren? Welche Folgekosten kommen auf die zukünftigen Generationen dazu? In welchem Relation steht der BBT zum Gerechtigkeitsthema des Forums, wollte eine Frau wissen. „Der Hunger und die Probleme in Afrika können nicht Teil dieser Debatte hier über den BBT in Alpbach sein“, erklärte Johannes M. Purtscher, der Moderator des Wiesenpicknicks. Der Einwand ist zwar gerechtfertigt, aber braucht es nicht auch diese Debatte? Macht es nicht auch das Europäische Forum Alpbach aus, dass man über solche Dinge diskutieren kann? Globale Gerechtigkeit aber auch Gerechtigkeit der Generationen. Können wir es verantworten den Nachkommen einen Schuldenberg zu hinterlassen? Und der BBT ist bis jetzt ein Schuldenberg, der bald schon durchlöchert wird, wie ein schweizer Käse.

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