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August 23, 2011
Für P. Punkt.
Simon Cazzanelli
Schieb den Pixel noch nach links. Stop. Ein perfektes Schachbrett aus Kontrast und Farbwert. Eine Leinwand aus digitalen Pinselstrichen, ein Pointillismus mit Rot, Blau, Grün. Eingekesselt in 17 Zoll Bildschirmdiagonale, definiert als eine Farbfacette von 16,7 Millionen. Pixel-Kino in Cinemascope, Lichtspieltheater in Punktdichte 72. Screenshot. Schau’ mich an. Nieder mit dem Zauberstab, zurückgesetzt die Tonwertkorrektur. Nur ich und du. Preview.
Eine Doppelseite, ich links, du rechts. Dazwischen ein Absatz, eine Kapitelüberschrift. Ich will zu dir. Fehlermeldung. Keine Chance auf einen Zeilensprung. Eine Doppelseite, und ich komm’ nicht zu dir. Und du willst mich nicht hier. Zu groß der Stilbruch, zu tief die Angst im Papierkorb zu landen. Kein rückgängig machen, kein wiederholen. Eine Doppelseite, noch nicht gedruckt, aber schon geplant. Ausgebreitet am Bildschirm, aufgearbeitet im Computerprogramm, komponiert aus Einsern und Nullen. Du, Eins. Ich, Null. Nur digital, nur in meinem Kopf. Der Text ist gesetzt, unser Dialog steht da. Ich schrei’, Rufzeichen. Du erklärst, Doppelpunkt. Ich will nicht verstehen, Fragezeichen. Du gehst, Punkt. Und du bleibst doch immer da, auf deinem A4, 210 x 297 Zentimeter. Auf deinem digitalen DIN-genormten Standardblatt und ich gleich daneben. Stellungskrieg. Papierstau. Durch den Drucker geht’s hinaus, aber du willst nicht. Nicht mit mir.
Schieb den Pixel noch nach links. Und halt die Klappe. Sei kurz still und hör’ auf mit dem Bildpunkt-Tetris. Nimm’ den Finger vom Trackpad, die Augen vom Bildschirm, die Gedanken vom Projekt. Zwischenspeichern und mir zuhören. Kein Rastersystem, keine Abfolge von Befehlen, Ebenen und Effekten. Kein Pixel auf einer Palette, farbgeeicht und codiert. Kein Hex-Wert geschnürt im magnetischen Lasso. Bloß ein Pixelfehler.
Eine Doppelseite, immer noch. Vergessen am Schreibtisch. Überlagert von Notizen, Entwürfen und Ideen. Briefbeschwert und im Ordner verschleppt. Aber immer noch digital, nicht real. Im Inhaltsverzeichnis tauch’ ich nicht auf, im Impressum bloß Kleingedrucktes. Zwischen Textfeldern und Seitenzahlen irre ich herum, versteckst dich hinter geschützten Leerzeichen und gesperrten Sätzen. Du kehrst mir den Buchrücken und gehst. Du flüchtest in den nächsten Band. Und ich bleib zurück, auf deinen und meinen 210 x 297 Zentimetern. Eine Doppelseite, A3, ganz für mich allein. Und trotzdem. Löschen kannst du mich nicht.
Schieb den einen Pixel noch nach links. Datei. Speichern. Schließen. Für dich P. Punkt, von mir.
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