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June 1, 2011

Internationales Filmfestival Innsbruck eröffnet

Christoph Tauber

Gute alte Filme zu bekommen ist heute nicht mehr leicht, entschuldigt sich Helmut Groschup, der Direktor des Internationalen Filmfestivals Innsbruck bei der Eröffnung des Festivals am Dienstagabend beim Pasolini-Schauspieler und Festival-Ehrengast Ninetto Davoli. Ninetto gefällt der Eröffnungsfilm des IFFI nicht, und dabei hat er dort selbst mitgespielt. Ein verstümmelter Film sei es laut Davoli, da wichtige Filmsequenzen herausgeschnitten worden seien, weshalb er ihm nicht gefalle. „La terra vista dalla luna“ von Pier Paolo Pasolini, war der diesjährige Eröffnungsfilm des Internationalen Filmfestivals Innsbruck und gleichzeitig Start der Pasolini-Retroperspektive am Leokino in Innsbruck. Doch die Zuschauer nahmen es gelassen. Denn wo sonst bekommt man heute noch einen „Pasolini“  zu sehen?

Gekürzter Eröffnungsfilm
Die Frau von Cianciato Miao (gespielt vom italienischen Komiker Totò) ist gestorben. Er und sein Sohn Baciù (Ninetto Davoli) suchen ein Jahr lang nach einer Nachfolgerin für die verstorbene Gattin und Mutter Crisantema. Sie sind kurz vor dem Aufgeben, als sie vor einem Marienaltar kniend, Assurdina Caì sehen, die Frau und Mutter ihrer Träume: jung, hübsch und schweigsam. Cianciato überwindet seine Schüchternheit und versucht sie zu überreden, ihn zu heiraten, doch sie schweigt weiter. Als ein LKW mit ohrenbetäubendem Lärm vorbeifährt, merken Cianciato und Baciù, dass sie taubstumm ist. Mit Händen und Füßen verständigen sie sich auf eine Heirat. Da der Mensch jedoch niemals mit dem zufrieden ist, versucht Cianciato durch einen vorgetäuschten Sturz von Assurdina von den Mauern des Kolosseums, Geld von den Passanten zu erhalten. Als Assurdina aber auf einer Bananenschale ausrutscht ist die Trauer bei Cianciato und Baciù groß. Groß ist jedoch auch die Freude, als sie wieder nach Hause kommen und Assurdina dort auf sie wartet und wie eh und je kocht, putzt und mit Cianciato ins Bett gehen kann. Was macht es schon, ob man tot oder lebendig ist, Hauptsache es ändert sich nichts.

Surrealistische Bilderwelten in Pasolinis Filmen
„La sequenza del fiore di carta“ und „Che cosa sono le nuvole?“ entführen die Zuschauer im Innsbrucker Leokino in Pasolinis surrealistische Welt. Eindrucksvolle bunte Bilder entführen die Zuseher in eine surrealistische Welt wie beim Film „Che cosa sono le nuvole?“. In einem volkstümlichen Puppentheater wird Shakespeares „Othello“ aufgeführt. Die Puppen sind dabei Menschen, die marjonettengleich an Fäden hängen, gesteuert von einem Fadenzieher im Off. Doch die Schauspieler haben hier nicht mit den Zuschauern aus dem Volk gerechnet, die für ein unverhofftes Ende sorgen.

Marco Russo, Ninetto Davoli, Helmut Groschup © Jože Rehberger Ogrin

Ein liebevolles Theater war auch die Eröffnung des 20. Internationalen Filmfestivals Innsbruck. Helmut Groschup, der „sture Hund“, der seit 20 Jahren das Festival leitet, hat mit viel Humor durch den Abend geführt. „Liebe Hilde (Hilde Zach, ehem. Bürgermeisterin von Innsbruck) iaz wersch obaschaugn, ober heint hon i mi gekampelt“, spricht Groschup auch die kürzlich verstorbene, ehemalige Bürgermeisterin von Innsbruck an.  Gedankt wird viel an diesem Eröffnungsabend, auch Helmut Groschup für seine langjährige Tätigkeit. Seit 20 Jahren, Jahr für Jahr zeigt das IFFI alte und neue Filme aus Bhutan, Usbekistan, Burkina Faso, Indien, Italien, Frankreich, Brasilien, Ägypten, der Schweiz und anderen Ländern. Filme, die man sonst in den übrigen Kinos nicht zu sehen bekommt. Auch wenn sie schwer zu bekommen sind, den Schauspielern selbst nicht gefallen, zu sehen sind sie trotzdem. Noch bis Sonntag gibt es über 100 Filme beim IFFI zu bestaunen. Man kann gespannt sein auf die anderen Filme (von Pasolini)…

Foto oben: Evelin Stark, Marco Russo, Ninetto Davoli, Helmut Groschup © Jože Rehberger Ogrin

 

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