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May 12, 2011

“Uns gehört die Nacht!” – Alex Kratzer im Gespräch

Evelyn Gruber-Fischnaller

Das Jugend- und Kulturzentrum UFO, das Pädagogische Gymnasium Bruneck und die Europäische Theaterschule Bruneck sind wieder in Aktion. Heuer wagen sich die jungen TheatermacherInnen an Shakespeares wahrscheinlich meistgespieltes Stück „Ein Sommernachtstraum“ in einer aktualisierten Fassung.

Gefühlschaos in Athen: Lysander liebt Hermia, aber die ist Demetrius versprochen, den wiederum Helena begehrt. Um Hermias drohender Zwangsheirat zu entkommen, plant Lysander mit seiner Angebeten die Flucht aus der Stadt und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Falsch angewendete Zaubertropfen provozieren ein schräges Durcheinander, eine Verwechslung folgt auf die nächste, die Verliebten entlieben und verlieben sich erneut, ihre Gefühle entgleiten ihnen vollkommen. All die Missverständnisse zu entwirren, ist keine leichte Aufgabe aber allemal ein Abenteuer. Zwischen griechischen Herrschern, zu Streichen aufgelegten Elfen und einer Laientruppe von schauspielernden Handwerkern, findet Regisseur Alexander Kratzer auch Zeit mit Franz ein paar Worte zu wechseln.

Herr Kratzer, wieso gerade “Der Sommernachtstraum” im UFO?

Das UFO hat in den letzten Jahren sehr viele moderne Stücke auf die Bühne gebracht. Und auch sehr viele klassische Texte. Shakespeare war allerdings noch nie dabei. Deshalb fand ich das eine sehr schöne Herausforderung für die jungen SpielerInnen mit einem gebundenen Text umgehen zu lernen. Auch wollte ich dem jungen Publikum die Scheu vor klassischen Texten, die Scheu vor Shakespeare nehmen und die Freude an der Komödie vermitteln. Und natürlich ist der Sommernachtstraum eines der bekanntesten Stücke der Theaterliteratur.

Der Sommernachtstraum ist 400 Jahre alt. Wie wirkt das Stück im Jahr 2011? Welche Akzente haben Sie gesetzt?

Das Stück ist eine sehr gut gebaute Komödie und eine Art Märchen für Erwachsene. Es spielt ja in einem Zauberwald, in dem Feen und Elfen leben. Ich denke, dass wir uns manchmal gerne in eine Fantasiewelt flüchten und uns auch als Erwachsene Märchen erzählen lassen. Heute macht das oft das Kino, das Fernsehen. Aber das Theater kann das schon sehr lange. Und die Qualität des Sommernachtstraum zeigt sich ja auch daran, dass die Geschichte schon so lange erzählt wird. Deshalb war es mir auch wichtig, einen modernen, jungen oder jugendlichen Zugang zu diesem Stück gemeinsam mit meinen SpielerInnen zu finden.

Sind die Liebeswirrungen des 16. Jahrhunderts heute immer noch aktuell? Wo sehen Sie heute vergleichbares (vielleicht auch nicht unbedingt in der Liebe)?

Ich habe mich bei dieser Inszenierung im UFO sehr auf die zwei jungen Paare, die in ihrer Liebe von Oberon und Puck verwirrt werden, konzentriert. Ich glaube, man ist in der heutigen Zeit sehr vielen Einflüssen von außen ausgesetzt. Es ist manchmal schwierig, nicht die Orientierung zu verlieren. Und das passiert auch den Paaren im Zauberwald. Wer liebt jetzt wen? Oder ist es eh austauschbar? Wie gehen wir mit Beziehungen, nicht nur in der Liebe, auch in der Freundschaft, im Beruf… um? Dann gibt es noch die Eifersuchtsdramen zwischen Oberon und Titania. Ein weiteres immer aktuelles Thema. Letztendlich ist es aber eine Komödie. Und das Lachen ist heute immer noch so wichtig wie vor ein paar hundert Jahren…

Was ist Ihrer Meinung nach die zentrale Aussage des Stückes?

Die zentrale Aussage des Stückes? Schwierige Frage. Jeder Deckel kommt zum Topf… dass die Liebe eine wunderbare, zauberhafte Sache ist… dass es so was wie Zauberwesen gibt, die auch ein bisschen menschlich sind, aber darauf achten, dass am Ende doch alles gut ausgeht…dass sich junge Menschen von den Wünschen und Visionen ihrer Eltern emanzipieren dürfen (können, sollen)… dass es Spaß macht, in eine Fantasiewelt einzutauchen, denn der Mensch mit Fantasie und Lebensfreude ist frei, er lässt sich nicht unterdrücken. „Euch gehört die Macht, uns gehört die Nacht!“

Welche Figur im Stück möchten Sie selbst am liebsten spielen?

Vor ein paar Jahren hätte ich wohl noch gerne einen der jungen Männer gespielt. Das kann ich aber nicht mehr. Bevor ich ins Väterfach von Theseus oder Egeus wechsle, würde ich gerne den Puck spielen. Ja, das ist eigentlich meine Lieblingsrolle. Aber in meiner Inszenierung wäre ich vielleicht auch gerne eine Elfe…

„Ein Sommernachtstraum“ feierte Premiere am 7. Mai 2011 // Nächste Termine: Freitag, 13. Mai / Dienstag, 17. Mai / Mittwoch, 18. Mai – jeweils um 20.30 Uhr im Jugend- und Kulturzentrum UFO, Bruneck. Kartenreservierung: Tel. 0474 555 770 oder www.ufobruneck.it

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