More

January 14, 2019

War Isaac Newton ein Arschloch? Florian Freistetter im Naturmuseum

Florian Rabatscher

Schon mal von der schärfsten Boygroup der Milchstraße – auch bekannt als Chippendales der Physik, den Science Busters, gehört? Falls nicht, wird’s aber Zeit. Ein Mitglied dieser genialen Bande könnt ihr am Dienstag 15.01.2019 live und in Farbe erleben. Der bekannteste deutsche Science-Blogger Florian Freistetter wird nämlich um 20:00 Uhr im Naturmuseum Südtirol in Bozen einen äußerst unterhaltsamen Vortrag halten. Wahrscheinlich werden jetzt die meisten von euch mit den Augen rollen und aus dem Gähnen nicht mehr herauskommen. Aber lasst euch nicht gleich vom Wort „Vortrag“ aus der Fassung bringen. Denn ich versichere euch, dass dieser Abend nicht nur die AkademikerInnen und Nerds unter euch ansprechen wird. Ach und übrigens, der Eintritt ist frei.   

Im 17. Jahrhundert war es höchste Zeit, dass ein Genie auftauchte und Schneisen ins Dickicht des Unwissens schlug. Isaac Newton war dieses Genie. Und ein Arschloch.“

Unter dem vielversprechenden Titel „Newton – Wie ein Arschloch das Universum neu erfand“ legt sich Florian Freistetter mit dem größten Physiker der Geschichte an und zeigt uns Newtons dunkle Seite. Andererseits: Wäre Isaac Newton nicht so ein Kotzbrocken gewesen, hätte er die Physik niemals so revolutioniert. Also seid gespannt auf die Geschichte eines wahrhaft kosmischen Arschlochs. Vorab hat uns der Astronom, der schon mehrere Bücher veröffentlicht hat und Experte für Asteroiden, Chaos und die Zahl Pi ist, schon mal ein paar Fragen beantwortet. Also, übergeben wir das Wort an Dr. Florian Freistetter …   

 Erzähl uns doch bitte kurz von deinem Werdegang zum Wissenschaftskabarettisten!

Mein „Werdegang“ war eigentlich gar keiner, zumindest war er nicht geplant und vermutlich sowieso auch nicht planbar. Ich habe als ganz normaler Wissenschaftler angefangen und als Astronom an diversen Unis geforscht, mich aber dabei immer schon für Öffentlichkeitsarbeit interessiert. Das habe ich dann irgendwann zum Beruf gemacht, also die Uni-Karriere bleiben gelassen und mich stattdessen freiberuflich der Wissensvermittlung gewidmet. In Büchern, Blogs, Zeitungen, Podcasts und auch bei Vorträgen. Ebenso Wissensvermittler waren damals die Science Busters in Österreich. Und weil es – leider! – immer noch viel zu wenig Leute gibt, die sich der allgemein verständlichen Verbreitung der Wissenschaft widmen, läuft man sich in so einem Job zwangsläufig irgendwann über den Weg. Wir waren uns sympathisch und wir waren gemeinsam der Meinung, dass so ein Kabarett eine tolle Methode ist, Wissenschaft an Menschen zu vermitteln, die noch nicht wissen, dass sie Wissenschaft toll finden. Irgendwann gab es dann mal einen ersten gemeinsamen Auftritt, der für beide Seiten so zufriedenstellend war, dass noch viele weitere gefolgt sind.freistetter 2

Warst du in der Schule eher der Klassenclown oder der Streber?

Weder noch, meine schulischen Leistungen waren unauffällig. In Mathematik war ich regelrecht schlecht (der Schlechteste der ganzen Klasse). Ich habe nicht gestrebert, aber auch nicht ständig Witze gerissen. Ich fürchte, ich war als Schüler so normal, dass man heute daraus keine spannenden biografischen Erkenntnisse ziehen kann. Weder mein Job als Wissenschaftler noch der als Wissenschaftskabarettist hat sich damals auch nur ansatzweise abgezeichnet.

Welches Fach hast du gehasst und welches war dein Lieblingsfach?

Mein Lieblingsfach war damals die Biologie. Ich hab mich besonders für die Botanik interessiert und das war auch das einzige Fach, in dem ich richtig gut war. Gehasst habe ich eigentlich nichts in der Schule. Auf die Singstunden im Musikunterricht hätte ich allerdings verzichten können. 

Siehst du dich eher als Aufdecker der Pseudowissenschaften oder versuchst du lieber dem Laien die Wissenschaft näherzubringen und schmackhaft zu machen?

Aufdecken“ ist ein wenig schwierig, wenn es um Pseudowissenschaft geht. Es muss ja nicht mehr „aufgedeckt“ werden, dass etwa Astrologie abergläubischer Unsinn ist oder dass Homöopathie nicht wirkt. Das ist Wissen, das seit langer Zeit existiert und keine revolutionäre Erkenntnis. Anhänger von Pseudowissenschaft sind es, weil sie daran GLAUBEN. Und dem Glauben kann man mit Fakten nicht beikommen – wenn der Glaube rationalen Argumenten zugänglich wäre, dann wäre es ja kein Glauben, sondern Wissen. Natürlich ist es wichtig, die Pseudowissenschaft dort öffentlich anzusprechen, wo sie in gefährlichen Händen landet. Wenn etwa Politiker wie Donald Trump oder in Österreich H.C. Strache entgegen wissenschaftlicher Fakten falsche Dinge über den Klimawandel erzählen. Ansonsten hat es sich aber durchaus bewährt, dem zu folgen, was auch wir Science Busters zum Motto unseres Wissenschaftskabaretts erhoben haben: „Wer nichts weiß, muss alles glauben.“ Je mehr Wissen in der Welt ist und je mehr Menschen einen niederschwelligen Zugang zu echtem Wissen haben, desto weniger muss an Pseudowissenschaft und Esoterik geglaubt werden. Und darum werde ich mich weiter bemühen, so viele Menschen wie möglich davon zu überzeugen, wie faszinierend und wichtig die echten Erkenntnisse der Wissenschaft sind!

Wer ist für dich der größte Wissenschaftler aller Zeiten? 

Das ist natürlich eine nicht zu beantwortende Frage. Einerseits muss die Antwort darauf selbstverständlich Isaac Newton lauten. Kein anderer hat so viel auf so vielen verschiedenen Gebieten geleistet und das in einer Welt, in der die moderne Wissenschaft nicht existiert hat. Die musste Newton quasi erst erfinden. Er hat unsere Welt wahrhaftig revolutioniert! Andererseits ist Wissenschaft aber auch trotz Genies wie Newton nichts für Einzelkämpfer. Alle, die forschen, bauen mit ihren Erkenntnissen darauf auf, was andere zuvor geleistet haben. Wissenschaft funktioniert nur als Teamsport und alle Beiträge sind wichtig, damit wir am Ende mehr wissen können als vorher. 

Hast du irgendeinen Bezug zu Südtirol?

Leider nicht. Ich hab meinen 40. Geburtstag auf der Plose verbracht – zählt das?

Star Trek oder Star Wars?

Ich muss gestehen, dass ich da keine großen Emotionen in beide Richtungen entwickle. Wenn, dann „Doctor Who“! Aber falls ich mich zwischen Trek und Wars entscheiden muss, dann auf jeden Fall das Raumschiff Enterprise. Star Wars mag zwar Science-Fiction mit einer interessanten Geschichte und schönen Effekten sein. Aber dort spielt Wissenschaft keine Rolle und der ganze Weltraumkram ist auch eher Staffage, das alles könnte auch genauso gut woanders spielen. Star Trek dagegen hat die Wissenschaft und die positive Vision des technischen Fortschritts in der Zukunft direkt in die Grundhandlung und Ideologie der Serie integriert. 

Fotos: Franziska Schädel

Print

Like + Share

Comments

Current day month ye@r *

Discussion+

There are no comments for this article.