Was ins Magazin soll, findet auch seinen Platz: das Innsbrucker Kulturmagazin komplex

Noch ist Aussehen und Inhalt der neuesten Ausgabe nicht ganz gelüftet. Aber bald wird es kein Geheimnis mehr sein, nämlich am 28. November um genau 19:31, wenn in der Innsbrucker Wagner’sche Buchhandlung die Release-Party zur komplex-Kulturmagazin-Innsbruck-Ausgabe #9 stattfinden wird. Wie immer mit viel Gelesenem, Musik, Getränken, etwas Kunst und natürlich der frischgedruckten komplex-Ausgabe. Wir durften vorab schon einen Blick in die Issue #9 werfen und das Team mit Fragen löchern.

Wer seid ihr, was genau macht ihr + wo liegt euer Fokus? 

Wir sind ein Kulturverein mit Fokus auf die semestrale Herausgabe des Printmagazins komplex – Kulturmagazin Innsbruck. Als Studierende der Vergleichenden Literaturwissenschaft an der Uni Innsbruck haben wir diese Zeitschrift 2013 von ehemaligen Studierenden übernommen und neu konzeptualisiert. Unser Fokus liegt auf lokaler Kunst und Kultur – mit unserem Printmagazin wollen wir eine Plattform für Künstler*innen schaffen, auf der sie ihre Werke zu einem von uns vorgegebenen, mehrfach interpretierbaren Thema veröffentlichen können. Außerdem liegt uns die Vernetzung der Tiroler Kulturszene am Herzen, die wir durch die Vorstellung anderer Kulturinitiativen im Magazin und durch Medienpartnerschaften fördern wollen. Den Kulturverein haben wir 2016 gegründet. Derzeit zählt unser Team rund 16 Mitglieder. 

Was erwartet die LeserInnen, wenn sie euer Magazin aufschlagen? 

Ein Einsender*innenteil mit künstlerischen, kritischen Einsendungen zum vorgegebenen Thema und ein Redaktionsteil mit Beiträgen zur lokalen Kulturszene, Künstler*innen-Interviews, Buch- und Filmtipps und vieles mehr. 

Wer schafft es in euer Magazin, wer nicht? 

Wir haben keine fix vorgegebene Anzahl von Beiträgen, die wir abdrucken, oder Seitenzahlen, die das Magazin aufweisen soll. Der Inhalt ist für uns vorrangig – was ins Magazin soll, findet auch seinen Platz. Es gibt aber bestimmte Kriterien, wie der Themenbezug zur Ausschreibung, keine diskriminierenden, rassistischen, sexistischen Inhalte, ein ästhetischer inhaltlicher Anspruch sowie einige formale Punkte, die wir berücksichtigen. In intensiven und mehrstündigen Diskussionsrunden werden alle Einsendungen besprochen und nach diesen Kriterien ausgewählt.

„ENTWEDER | ODER“ ist das Thema eurer neuesten Ausgabe. Könnt ihr mehr darüber erzählen ?

Das Thema soll viel Spielraum geben, daher einigen wir uns häufig auf Wortspiele, die mehrfach interpretierbar sind (zum Beispiel  [w]ortlos, [re]TOUR, [ART]ikulation, un[HEIM]LICH …). ENTWEDER|ODER haben wir gewählt, weil Entscheidungsfragen etwas sind, mit dem wir alle zu kämpfen haben, und dieses Thema daher jede*n auf irgendeine Art und Weise anspricht. Außerdem schafft es allgemein Raum für Kontrastreiches. 

Die grafische Gestaltung eures Magazins ist alles andere als bunt. Warum?

Dazu fallen uns gleich mehrere Statements ein: zum Beispiel, dass in einer Welt, in der es bereits alles in Farbe gibt, schwarz-weiß auffälliger als bunt ist. Weil wir gerne schwarzmalen oder auch weil schwarz-weiß ein Kontrast zu unseren Themen ist, die mehrfach interpretierbar – also bunt genug sind.

Wie komplex ist es, ein Kulturmagazin herauszugeben? Was findet ihr am Anstrengendsten, was am Besten?

Das „Komplexeste“ an der Herausgabe des Magazins besteht für uns hauptsächlich in der Finanzierung. Wir geben das Magazin im Eigenverlag heraus und arbeiten alle ehrenamtlich für das Projekt. Für jede Printausgabe stehen wir erneut vor der Frage der Finanzierung. Da wir grundsätzlich keine kommerzielle Werbung im Magazin abdrucken, ist es auch schwierig, an finanzielle Mittel zu kommen. Das Beste? Wir machen das, weil wir mitgestalten können und wollen. 

Und wie komplex ist die Innsbrucker Kulturszene?

Für die Größe der Stadt Innsbruck ist die Kulturszene schon sehr bunt, vielseitig und spannend. Was besser funktionieren könnte, ist die Vernetzung der Kulturinitiativen untereinander sowie eine befruchtende und produktive Zusammenarbeit. 

Warum, glaubt ihr, braucht euch Innsbruck? 

Wir wollen eine Plattform für lokale Künstler*innen schaffen – dies hauptsächlich für „Newcomer“, die sich in der Szene erst etablieren müssen. Und wir streben eine intensivere Vernetzung zwischen Künstler*innen und Kulturschaffende an.  

Welche Magazine lest ihr privat? 

Keine einfache Frage bei einem Team von 16 Leuten und 16 Lieblingsmagazinen, die unterschiedlicher nicht sein könnten … 

Ihr feiert jede Neuerscheinung mit einer Release-Party. Warum und was gibt es am 28. November zu hören und zu sehen?

Weil jede Ausgabe gefeiert gehört! Und weil wir unseren Einsender*innen und lokalen Bands auch eine Bühne geben wollen. Am 28. November gibt es Kurzlesungen von unseren Einsender*innen zum Thema ENTWEDER | ODER zu hören, eine Fotopräsentation vom Fotografen unseres Vertrauens – Bernhard Kapelari, musikalische Beiträge von Alex Figl Acoustic Duo und 2 Birds On The Wire sowie einen Info- und Verkaufsstand des gemeinnützigen Vereins Zukunft für Tshumbe. 

Wird es ein #10 geben?

Die Antwort wäre zu komplex. Lasst euch überraschen. 

Fotos: komplex – Kulturmagazin Innsbruck – (1) Jasmin Sermonet; (2, 3, 4,) Bernhard Kapelari – Release-Party #8