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November 8, 2018

Tentakulär und medusig: Sophia Mairer bei den Premierentagen 2018

Sophie Huber

„In Sophia Mairers 30 mal 21 Zentimeter großem Gemälde, das auf den Plakaten der Premierentage 2018 zu sehen ist, durchbrechen die Tentakel für einen Moment die Wasseroberfläche, sie tauchen glänzend und schwarz leuchtend in der Sichtbarkeit auf und stellen uns jene Falle des humanen Erkennens, in die wir mit einer zuverlässigen Regelmäßigkeit und Durchschnittlichkeit tappen […]“, so beschreibt Nina Lucia Groß das Werk von Sophia Mairer, das bei den so genannten Wegen zur Kunst von 8. bis November zu sehen sein wird. Die Premierentage feiern ihren 20. Geburtstag und in diesem zarten Erwachsenenalter präsentieren sie sich nach wie vor facettenreich, weltoffen und innovativ.

Eine der wichtigsten Aufgaben dieser Gemeinschaftsveranstaltung von Institutionen zeitgenössischer Kunst und Kultur ist es auch aufzuzeigen, dass die Stadt Innsbruck und Umgebung mehr zu bieten hat, als vielleicht von einigen vermutet wird (ganz nach dem Motto: more than apples and cows).

Die Eröffnung der diesjährigen Premierentage (PT) findet am 8. November um 17.30 H am Landhausplatz in Innsbruck statt. Künstlerisches Zentrum dieses Jahr ist der PT-Cargo, der alle vier Tage ganztägig besichtigt werden kann.

Sophia Mairer, selbst nicht viel älter als die Premierentage (*1989 in Innsbruck), gestaltet zum 20-Jahr-Jubiläum eine künstlerische Intervention am zentralen Landhausplatz in Innsbruck. Mit franzmagazine spricht Sophia über die Premierentage und ihr Werk „Tentakel“, die Kunstszene in Innsbruck und ihre Liebe zur Kunst. 

Wie bist du zu den Premierentagen gekommen?

Heuer ist das zwanzigjährige Jubiläum der Premierentage. Ich bin zum ersten Mal dabei, nachdem ich von Sebastian Koeck, der das gesamte Grafik-Design gestaltet hat, darauf aufmerksam gemacht worden bin.

Was bedeutet es für dich, ein Teil davon zu sein? 

Künstlerisch ist es ein sehr besonderer Kontext und für mich ein Schritt aus der Komfortzone. Ich freue mich schon sehr darauf, mich in das Programm werfen zu können, sobald meine Ausstellung steht. 

Was präsentierst du bei den Premierentagen? Kannst du eine Arbeit vielleicht genauer beschreiben?

Der Ausstellungsraum ist sehr speziell: ein Container am Landhausplatz. Er ist nur von außen einsehbar, also nicht betretbar. Man sieht also durch eine Glasscheibe wie durch einen Screen in ein Aquarium oder Schaufenster. Gleichzeitig ist ein Container ein Zeichen für Transport. Diese Szenarien und das Verhältnis von Fläche und Raum fließen in die Installation ein. Man könnte sich zum Beispiel vorstellen, dass diese Figuren aus Metall und Malerei auf Papiergewebe, die sich da so scheinbar unbeeindruckt von dem, was draußen passiert, im Raum bewegen, aus einer Science-Fiction-Welt direkt auf dem Landhausplatz gelandet sind. Auch das kleine Gemälde, das auf den Postern der Premierentage vergrößert abgebildet ist, wird zu sehen sein. Nina Lucia Groß hat über diese Arbeit einen sehr schönen Text geschrieben, der im Programmheft der Premierentage zu finden ist. Das Tentakuläre, das sie in diesem Text beschreibt, mischt auch bei den anderen Arbeiten mit, die zu sehen sind. Eine davon sieht man schon im Trailer, für den ich mit der Malerei im Meer getaucht bin.  Durch ihre Veränderlichkeit kann diese Malerei in unterschiedlichen Räumen anders auftreten. Das interessiert mich in Bezug auf Malerei als zirkulierendes Objekt, auf die Transformation der Wahrnehmung von Bildern und auf Formen der Auflösung von Genregrenzen. Veränderlichkeit kann auch widerständig sein – eine Art Medusigkeit. 

Du kommst aus Innsbruck, hast aber in Wien studiert. Worin unterscheiden sich diese beiden Städte für dich künstlerisch? 

Wien ist einfach größer, da passiert automatisch mehr. Es gibt zwei Kunstuniversitäten, wo Leute aus verschiedenen Ländern zusammenkommen. Man arbeitet zusammen, weil man ähnliche Interessen hat und es können viele spannende Verbindungen entstehen. Momentan gibt es in Wien 57 aktive Off-Spaces, die sich gegenseitig auch unterstützen. 

Was kann Tirol, beziehungsweise Innsbruck Künstlern bieten? Wie sieht es mit der zeitgenössischen Kunst in Tirol aus?

Tirol kann Künstler*Innen mit Finanzierungen und Förderungen unterstützen. Die Natur ist auch eine große Unterstützung, finde ich. Die zeitgenössische Kunst hat in Innsbruck und Umgebung gute Räume, das freut mich immer wieder. Jedes Mal, wenn ich komme, gibt es mindestens eine Ausstellung, die ich mir unbedingt ansehen will. Ich glaube auch, dass die Tiroler Künstlerschaft einzigartig ist. Sie bietet ein zeitgenössisches Programm und eine Plattform, die lokal agiert, aber nicht an den Landesgrenzen haften bleibt.

Was macht deine Kunst aus?

Schwer zu sagen. Beim Arbeiten selbst ist mir Offenheit und Konzentration wichtig.

Sophia Mairer (c) Christa Pertl

Wie, glaubst du, lassen sich gerade junge Menschen für die Kunst begeistern?

Ich glaube, dafür ist es wichtig, dass sie Kunst wirklich zu sehen bekommen. Also, dass sie in Ausstellungen gehen und ihnen im besten Fall dort jemand den Zugang erleichtern kann.

Was wünscht du dir von den Premierentagen?

Ich hoffe auf viel gute Kunst, eine solidarische und motivierende Stimmung und viele nette Begegnungen.

Und was wünscht du dir von der Tiroler Kunstwelt?

Ich wünsche mir, dass sie aktiv und offen bleibt.

Sujet: Sophia Mairer
Foto: Christa Pertl

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