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June 20, 2018

#10YearsOn Museion: Interview mit Heinrich Gasser, Initiator und Gründungsmitglied des Museion

Verena Spechtenhauser

Exakt am Donnerstag, 24. Mai 2018, feierte das Bozner Museum für Moderne Kunst  Museion, geplant vom Studio KVS, sein zehnjähriges Jubiläum. Mit der Veranstaltungsreihe #10YearsOn möchte Direktorin Letizia Ragaglia darauf aufmerksam machen, dass das Museion die wertvolle Eigenschaft besitzt „On“, zu sein. Das Museum ist – ähnlich einem Schmiedeofen – immer „in Betrieb“. Ein Ort, an dem das Leben pulsiert, wo Ausstellungen, Debatten, Vorträge und kulturelle Events stattfinden. #10YearsOn steht für eine Offenheit, die sich im leuchtenden Museion-Gebäude widerspiegelt.

Wir von franzmagazine befinden uns mit dem Museion seit Jahren in einem fruchtbaren Dialog rund um die lokale und internationale Kunstszene und haben es uns nun zur Aufgabe gemacht, über diesen wichtigen Moment zu reflektieren. Darum möchte unsere Redaktion dieses Jubiläum zum Anlass nehmen, um sich mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten auseinanderzusetzen, deren Wege sich in den letzten 10 Jahren aus verschiedenen Gründen mit dem Museion gekreuzt und verbunden haben. Sei es auf beruflicher als auch auf privater Ebene, aus pragmatischen Gründen oder aus Liebe zu Kunst und Kultur.

Diesmal sprechen wir mit dem Bozner Unternehmer und Kunstsammler Heinrich “Heini” Gasser, der sowohl Initiator als auch Gründungsmitglied des Museion ist. 

#10YearsOn Museion – was verbinden Sie damit? Welche Gefühle löst es in Ihnen aus? Was kommt Ihnen alles in den Sinn? 

Als Initiator und Gründungsmitglied von 1985 liegt mir das Museion besonders am Herzen. Nach 33 Jahren ist das Museion weltoffen und international verankert. Der Weg dorthin war gepflastert mit 600 Leserbriefen zur Neueröffnung 2008. Damals war ich Teil des Stiftungsrates als Vertreter des Landes. Ich erinnere mich noch genau an den gewaltigen Anpfiff von Altlandeshauptmann Durnwalder, als ich gegen die Entfernung des „Frosches von Kippenberger“ gestimmt habe. Doch ich bin unbeirrt meinem Motto treu geblieben: Die Politik hat sich in die Kunst nicht einzumischen!

Rückblickend, welche Ausstellung bzw. welche_r Künstler_in oder welches Happening im Museion hat Sie am meisten beeindruckt? Was genau daran?

Die Ausstellung zur Neueröffnung 2008 war großartig, auf internationalem Niveau. Leider wurde sie damals von der lokalen Presse schlecht gemacht. 10 Jahre später wird heute Vieles verstanden und zurecht gerückt. Die mühsame Arbeit hat sich gelohnt.

Welcher „Museion-Moment“ zählt für Sie zu den mondänsten, wichtigsten, internationalsten und warum?

Die Ausstellung von Isa Genzken 2010–2011. Als ich dann 2013 im MOMA in New York war, staunte ich nicht schlecht, als dort eine Retrospektive von Gensken gezeigt wurde. Ich war stolz darauf, dass das Museion in Bozen die Künstlerin vorher gezeigt hatte. Meine Freude habe ich sofort an die Verantwortlichen in Bozen weitergegeben.

Verbinden Sie auch negative Erfahrungen mit dem Museion? Welche denn? Würden Sie  gerne etwas verändern? 

Die Entscheidung über das künstlerische Programm liegt bei der Direktorin. Aus Angst, regional zu wirken, werden Künstler aus der Region Tirol nicht gezeigt. Künstler wie Rudolf Stingel, Walter Pichler oder Esther Stocker usw. wurden nie mit einer Einzelausstellung bedacht. Das finde ich schade, da diese Künstler schon lange in den oberen Rängen der Gegenwartskunst angelangt sind.

Welcher Ort gefällt Ihnen im Museion am besten? Verbinden Sie damit irgendwelche bestimmten Anekdoten, Erfahrungen oder Geschichten?

Der Parterrebereich. Seit er Öffnung ist der Parterrebereich Anziehungspunkt für Kunst, Künstler und Kunstinteressierte.

Welches Geräusch oder welche Musik verbinden Sie mit dem Museion und warum? Und was löst es in Ihnen aus?

Das Rauschen der Talfer auf den Brücken des Museions – wunderbar!

Mit wem würden Sie gerne einmal zusammen das Museion besuchen? 

Mit all jenen, die sagen: „Gegenwartskunst interessiert mich nicht, verstehe ich nicht!“

Gibt es KünstlerInnen oder Ausstellungen, die Sie gerne in Zukunft im Museion sehen würden? Oder auch eine Musikgruppe oder eine bestimmte Art von Publikum? Was vermissen Sie?

Ja, die Kooperation mit anderen Museen und Ausstellungen. Wenn wir Synergien nutzen, ist das kostensparend. Außerdem bietet das eine Chance, unsere Künstler ins Ausland zu bringen.

Was wünschen Sie dem Museion? 

Permanente Veränderung.

 

Foto: Heinrich “Heini” Gasser/privat

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