Music

June 13, 2018

Nils Berg Cinemascope: “Inspiration, Angst, Möglichkeiten, Nervosität, Stolz und Verspieltheit”

Katja Ebner

Man nennt ihn auch „Fellini des schwedischen Jazz“ und er gehört heute zu den einflussreichsten und zugleich ungewöhnlichsten Stimmen des skandinavischen Jazz. Ich spreche von Nils Berg, der zusammen mit seinen zwei Bandkollegen Josef Kallerdahl und Christopher Cantillo das Trio Nils Berg Cinemascope komplett macht. Für all jene, die schon immer nordischen Jazz live erleben wollten, wird dieser Sommer ein Highlight. Am 2. Juli kommt das Trio im Rahmen des Südtirol Jazzfestivals [29.6.–8.7.2018] nämlich nach Bozen und wird um 21 H im Semirurali Park die Menschen mit seinen sanften Klängen und seinen Filmprojektionen zur Musik verblüffen. Was die Nils Berg Cinemascope so besonders macht, erfahrt ihr im Interview.  

Wie seid ihr eigentlich zur Musik, genauer noch zum Jazz gekommen? Was hat euch dazu inspiriert?

Wir haben in unserer musikalischen Kindheit – wenn man es so nennen kann – eigentlich alle ganz unterschiedliche Musik gespielt. Für einige Jahre waren wir dann an unterschiedlichen Musikhochschulen jazzig unterwegs und haben uns anschließend auf eine vielschichtigere Palette oder, besser gesagt, auf viele verschiedene Inspirationen eingelassen. Heute inspiriert uns unsere Gesellschaft. Die Gesellschaft, die so viele verschiedene Kommunikationsmittel und Ursprünge hat und so viele unterschiedliche Farben aufweist. Als Künstler hat man die Aufgabe – oder zumindest ist es unser Ding – auf diesem schönen Durcheinander zu schweben und damit zu spielen.

Was bedeutet Jazz für euch?

Inspiration, Angst, Möglichkeiten, Nervosität, Stolz und Verspieltheit!

Mittlerweile sind die Filmprojektionen zu eurer Musik nicht mehr weg zu denken. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und wie wählt ihr die Menschen aus, die im Hintergrund zu sehen sind?

Dafür leihen wir uns Videos aus dem Internet oder Kameras unserer Freunde, Sänger und Musiker aus der ganzen Welt aus. Alle, die in diesen Videos zu sehen sind, sind da, weil wir sie oder ihre Musik oder ihre Produktion lieben. Sie bewegen uns und sie helfen uns, Musik zu kreieren, die noch nie zuvor gehört wurde.

DSC02556_A2_300dpi_sRGB_©Miki.AnagriusAm 2. Juli 2018 werdet ihr beim Südtirol Jazz Festival in Bozen zu hören sein. Was wird uns da erwarten?

Unerwartete Treffen und hoffentlich viele neue Farben und Geschmacksrichtungen!

Findet ihr, dass sich der nordische Jazz von dem in anderen Ländern unterscheidet? 

Bei uns im Norden haben wir sehr viel Platz in der Natur, aber eben auch in unseren Städten. Die Stille macht einen großen Teil des nordischen Sounds aus und wir sind der Meinung, dass man diese Stille in unserer Musik hören kann.

Das Nils Berg Cinemascope hat ja bereits an zwei Filmen mitgewirkt. Die 45 Minuten lange poetische Musik-Dokumentation „Dina Grannar“ wird im heurigen Jahr auf Festivals und in ausgewählten Kinos gezeigt. Könnt ihr uns darüber etwas erzählen? 

Der Film entstand im Rahmen eines Künstlerprogramms in der kleinen Stadt Västerås (ca. eine Stunde westlich von Stockholm), an welchem wir teilgenommen haben. Ziel des Films war es, einige unerwartete Treffen zwischen verschiedenen Teilen der Gesellschaft zu schaffen und somit die Menschen und ihre Stimmen mit unserer Musik zu einer Art kreativen Klebstoff zu verbinden.

Hängen für euch Musik und Film sehr stark voneinander ab, oder betrachtet ihr sie als zwei voneinander unabhängige Medien?

Wenn wir für ein Publikum spielen, das anders ist als die traditionellen Jazz-Hörer, wird deutlich, dass die beiden Medien wirklich untrennbar sind. Wenn unser Ding wirklich funktioniert, kann man nicht sagen, wo die Musik aufhört und die Videos starten – oder auf welchem der Medien das Hauptaugenmerk liegt. Und – in unserem Fall – da das Publikum Sänger und Musiker durch die Projektionen trifft, ist es schwer zu sagen, welches für die Gesamterfahrung wichtiger ist.

Was steht für euch als nächstes an? Worauf können wir uns freuen?

Später in diesem Jahr werden wir noch einige Festival-Gigs in Schweden und Europa spielen. Für Oktober ist ein größeres Projekt in Japan geplant. Das wird für uns wirklich sehr interessant, denn dort werden wir zusammen mit einem Butoh-Tänzer auftreten. Und dadurch, dass wir bei unserer Arbeit den Fokus auch immer sehr stark auf den visuellen Aspekt der Performance legen, wird es sicherlich Spaß machen, mit einem visuellen Künstler zusammen zu arbeiten, der aber aus einer völlig anderen und abgelegenen Kultur und Tradition kommt.

Foto: Miki Anagrius

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