Music

May 8, 2018

Eine einzige Jamsession: Høspiz-Festival geht in die erste Runde

Florian Rabatscher

Irgendwas Besonderes wird sich vom 11. bis 12. Mai in Neumarkt abspielen. Irgendwas? Man kann noch nicht genau sagen, was passieren wird, doch genau das ist das Spannende daran. Nur um zu betonen, wie ungewiss es ist: Nicht mal die Veranstalter selbst wissen genau, wie es ablaufen wird. Wie geil ist das denn? Mehr Underground geht nicht, somit wird das Høspiz Festival eine neue Erfahrung für alle und das ganz ohne berauschende Substanzen.

Na ja, nicht ganz, anscheinend soll es Leute geben, die ausschließlich auf der Suche nach dem Rausch sind. Unerhört! Mit 800 erwarteten BesucherInnen, in zwei Tagen, sollte dies aber überschaubarer werden. Vor allem sollten neue Interessierte angelockt werden und nicht immer die üblichen Verdächtigen, die sich nachher sowieso an nichts mehr erinnern können.

Doch spulen wir zurück auf Anfang: Ich treffe mich in Neumarkt mit dem Organisator Philipp Kieser, der sichtbar unter ständigem Stress steht. Bestens gestylt steht er vor mir, sozusagen der Business-Boss der Underground-Szene. Noch ein Bier für den Weg und ab zur Location. Von der Hauptstraße aus ein kurzer Fußmarsch durch den Wald zum zauberhaften Klösterle St. Florian. Ehrlich, wie in einem beschissenen Grimm-Märchen. Sieht nach einer perfekten Umgebung für ein Goa-Fest aus, mit dem Unterschied, dass es sicher keinen Goa geben wird und die hippen Kiddies gleich zuhause bleiben können. Es soll auch keine herkömmliche Electro-Party werden, mit DJs, die an ihren imaginären Reglern herumdrehen und uns renommierte Musik-Fans für blöd verkaufen wollen.

Die 15 SoundkünstlerInnen werden live und analog auflegen, mit Synths und der ganzen Palette, das Sound-Spektrum erstreckt sich von Instrumental, über Drum ‘n’ Bass, Techno bis hin zu IDM und diversen Lo-Fi-Geschichten. Der Sound deckt vollkommen den Geschmack von Philipp Kieser ab, sein eigenes Kunstwerk, meint er. Organisiert wird es natürlich nicht von ihm alleine. In Zusammenarbeit mit seinem, von ihm so genannten, Kulturverein und Musik-Label Culture Assault. Die meisten der auftretenden Musiker waren schon irgendwie Teil dieses Labels, durch Veröffentlichungen zum Beispiel. „Zehn Jahre bin ich jetzt schon Teil dieses Wahnsinns. Da baut man sich schon ein gewisses Netzwerk auf,“ sagt Kieser.hospiz2

Das Festival ist schon lange in Planung, doch die Muse für die Ortswahl war Philipps Freundin: Sie war Teil der Unterlandler Freilichtspiele, die auch immer hier stattfinden, und brachte so Philipp dazu, noch einmal zum Klösterle zu kommen. Da war für ihn sicher, dass dort etwas stattfinden müsse. Also an dieser Stelle ein Dankeschön an die Freundin von Philipp Kieser. In früheren Zeiten galt dieses Kloster als Pilgerhospiz, daher der Name für das Festival. Leute, die auf der Durchfahrt waren, ließen sich hier zum Fressen, Saufen und Schlafen nieder. Klingt nicht schlecht, irgendwie der Prototyp eines Motels. 

Dies wird Kiesers erstes Outdoor-Festival und wenn es gut läuft, wird es auch noch weitere Editionen geben. Man wird sehen. Eben nach dem Motto: Mal schauen. Keiner weiß noch genau, was passieren wird. Im Grunde wird es ein experimentelles, elektronisches Festival mit der Komponente Visual Arts. Drei Künstler, die sich frei austoben dürfen, werden dem Kloster noch das gewisse Etwas verpassen. Jeder kann verdammt nochmal machen, was er will. Scheiß auf kleinkarierte Vorausplanung. Dieses Festival wird eine riesige Jamsession für alle. Eine Seltenheit für dieses Land, genießt und feiert deshalb diese ungezwungene Freiheit und werdet Teil des Wahnsinns.

Fotos: Høspiz 

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